0239 - Das Erbe des Zauberers
!«
***
Das Beil in der Hand des Schwarzen ließ Carsten Möbius’ Gesicht kalkig werden. Langsam wich er zurück zur Wand.
»Nein!« flüsterte er. »Das dürft ihr nicht… !«
In diesem Moment hatte Zamorra gehandelt. Mit einem pantherhaften Satz sprang er auf die beiden Neger zu. Aber er griff sie nicht an, sondern wandte sich durch ihre zugreifenden Arme hindurch.
Einem von Ollam-ongas Gefolgsleuten den Dolch aus der Scheide reißend, war das Werk eines Augenblicks.
Der Parapsychologe sträubte sich im Inneren, so zu handeln, wie er mußte. Aber es war die einzige Möglichkeit, Carsten Möbius zu retten.
Für Ollam-onga kam der Angriff Zamorras völlig überraschend. Er stieß einen gurgelnden Schrei aus, als er Zamorras Faust im Nacken verspürte. Gleichzeitig fühlte er, wie die Schneide des Messers an seine Kehle gelegt wurde.
»Wenn du den Teufel sehen möchtest, dann laß die Männer ihr Werk tun!« klirrte die Stimme des Franzosen wie polares Eis. Denn er sah, daß sich die Schwarzen auf den Jungen geworfen hatten und die scharfe Schneide der Axt über seiner Hand schwebte.
»Das wagst du nicht, weißer Mann!« keuchte Ollam-onga. Aber sein angstvoller Schrei ließ die Männer, die Carsten Möbius gepackt hatten, ihr grausames Tun noch nicht vollenden.
»Möchtest du es darauf ankommen lassen?« fragte Zamorra und seine Stimme schnurrte wie die eines Tigers.
»Wir… wir können doch über alles reden!« wurde der Ju-Ju-Mann kleinlaut. Sofort witterte Professor Zamorra Unrat. So schnell hatte er den Zusammenbruch des Willens nicht erwartet. Leicht verstärkte er den Druck der Klinge. Und dann geschah das Unfaßbare…
Die Stimme hinter ihm schien aus einem Grab zu kommen. Und sie murmelte eine Beschwörung in einer Sprache, die Zamorra dem Klang her bekannt war.
Im Gewölbe unter der Burg Stolzenfels hatte er sie zum ersten Mal gehört. Und in Rom, beim Kampf um die Macht in den Ruinen des Palastes. So redete nur einer…
Und Zamorra wußte, daß diese Worte keine Segenssprüche waren. Die Wirkung des Zaubers kam sofort.
Die Klinge des Dolches wurde zu einer weichen Wabbelmasse, die in grünlichem Rauch verdampfte. Professor Zamorra hielt das wertlose Heft des Dolches in der Hand.
Im selben Augenblick spürte er, daß er von hinten angesprungen wurde. Finger wie die Krallen eines Raubvogels legten sich um seinen Hals. Der Meister des Übersinnlichen mußte den Ju-Ju-Mann loslassen.
Hinter sich hörte er Amun-Re’s meckerndes Lachen.
»Stirb, Zamorra!« höhnte der Herrscher des Krakenthrones. »Büße jetzt das, was du mir in all den Zeiten angetan hast. Ha, ich glaube, du erinnerst dich gar nicht mehr an die Kämpfe. Damals, im Tempel des Muurgh, wärest du fast Sieger geblieben… !«
Der Druck verstärkte sich. Professor Zamorra hörte die Worte wie aus weiter Feme. Gestaltlos kroch eine Ohnmacht auf ihn zu.
Und dahinter grinste der Tod.
»… damals retteten sich die Priester des Asura!« erzählte Amun-Re weiter von Kämpfen, die er angeblich mit Zamorra gekämpft hatte. Aber der Meister des Übersinnlichen dachte im Moment nicht daran, daß er vielleicht früher schon einmal gelebt haben konnte. Es galt, die Finger Amun-Re’s zu lösen, die wie Stahlklammem seinen Hals zusammenpreßten. Schweiß rann ihm in wahren Sturzbächen vom Gesicht. Die Augen traten unnatürlich hervor.
Beiläufig nahm er wahr, daß sich Ollam-onga emporrappelte und die beiden Neger den sich heftig wehrenden Carsten zu einem Tisch im hinteren Drittel der Hütte zerrten. Einer der Männer mußte alle Kraft aufbieten, den rasenden Jungen zu bändigen. Der andere zerrte Carstens rechte Hand auf den Tisch. Hoch hob er die Axt. In sausendem Bogen fiel sie nieder.
In diesem Augenblick zerriß etwas wie ein Blitz die Dunkelheit der Hütte. Christiana, die sich in eine Ecke geflüchtet hatte, stieß einen grellen Schrei aus.
In trudelnden Bewegungen sauste die Axt durch die Luft und polterte zu Boden. Fassungslos starrte Ollam-ongas Henker auf den Speer, der in seinem Arm steckte.
»Wahrlich, brav getroffen!« vernahm man die Stimme Roger Benjamin Stantons. Wie ein Ungewitter brach der Südamerikaner in das Innere der Hütte. Hinter ihm kam Nicole. Während sich Ollam-onga in einer Ecke der Hütte in Deckung warf, sprang Stanton wie ein Racheengel die beiden Schwarzen an, die in Carstens Nähe waren.
Sie waren zu verdutzt, um sich richtig zu wehren. Und Roger Benjamin ließ ihnen keine Chance. Zwei
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