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0239 - Das Erbe des Zauberers

0239 - Das Erbe des Zauberers

Titel: 0239 - Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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wohnen schien, musterten das hilflos preisgegebene Opfer ohne Leidenschaft. Die Kreatur schien weder Gedanken noch Empfindungen zu haben, nur den instinktmäßigen Willen zu töten.
    Der Urtrieb, der ihrem Volke von der Natur gegeben wurde. Und den die unheiligen Kräfte des Amun-Re anstachelten.
    Zamorras Stirn war naß vom Angstschweiß, der aus allen Poren brach. Er wußte, daß ihn vor dem Würgegriff der Schlange nur noch ein Wunder retten konnte.
    Und Wunder waren heute nicht mehr an der Tagesordnung.
    Langsam, ganz langsam begann die gewaltige Anakonda, ihren Körper um den Meister des Übersinnlichen zu schlingen. Die schlüpfrige Haut schien förmlich zu fließen und jagte in Zamorra einen Schauer des Ekels hoch. Immer enger wurden die Windungen, die der Körper der Riesenschlange zog. Das Gewicht des mächtigen Reptils überstieg Zamorras Kräfte, seine Hände mußten den Ast, den sie umklammert hatten, wieder fahren lassen, die Handflächen waren blutig zerschrammt von der rissigen Rinde. Und wieder pendelte der Parapsychologe mit dem Kopf nach unten, die Füße von der Schlinge gefesselt. Furchtbar riß das doppelte Gewicht an seinen Beinen.
    Er wollte noch einmal um Hilfe schreien, aber aus seiner Kehle kam nur noch ein krächzendes Röcheln.
    War dies Zamorras Todesgesang?
    Denn die Windungen der Schlange wurden immer fester. Mit den noch frei pendelnden Händen bemühte er sich krampfhaft, den hin- und herschwingenden Kopf der Anakonda zu erhaschen.
    Es gelang. Krampfhaft hielt der Meister des Übersinnlichen den häßlichen Schlangenkopf in beiden Händen. Ein haßerfülltes Zischen brandete ihm entgegen. Der Rachen öffnete sich. Eine gespaltene Zunge zischte ihm entgegen. Zwei nadelscharfe Zähne glimmerten im Mondlicht. Yakku-Mama war aufs Höchste gereizt.
    Das Opfer wollte sich zur Wehr setzen. Die »Mutter des Stromes« würde es nun zu Ende bringen. Mochte auch der hin- und herzappelnde Zweibeiner ihren Kopf von sich abhalten, - ihre beste und fürchterlichste Waffe hatte sie noch nicht eingesetzt.
    Denn in ihren Muskelringen wohnte eine gewaltige Kraft, die das Leben aus Menschen und Tieren herausquetscht, wenn sie erst einmal in die gewaltigen Ringe der Schlange eingesponnen sind.
    Verzweifelt versuchte Zamorra, der Schlange die Luft abzudrücken. Alle Kräfte mobilisierte er - vergeblich. Der Meister des Übersinnlichen wußte, daß hier »Aufgabe« den Tod bedeutete.
    Er kämpfte - er gab nicht auf.
    Aber um welchen Preis!
    Langsam, fast spielerisch, spannte die Riesenschlange die Muskeln an. Zamorra wurde der Atem fast aus dem Körper gedrückt. Schmerzhaft wurden die Rippen auf die inneren Organe gepreßt. Sein Körper schien eine glühende Schmerzenshölle zu werden.
    Und dennoch war dies erst der Anfang. Denn die Schlange hatte nur versucht, wie groß die Widerstandskräfte des Opfers waren. Töten - sagte ihr der Urtrieb, der in ihr wohnte und sie leitete. Und -Töten - war der Befehl dessen gewesen, der sie aus ihrem Schlaf erweckt hatte.
    Noch stärker ringelte sie sich um die sich windende Gestalt, die an dem wippenden Baumaste hin- und herschwang.
    Schmerzhaftes Stöhnen und angstvolles Keuchen waren die einzigen Laute, die aus Zamorras Mund kamen. Nur noch ein Gedanke kreiste durch sein Hirn. Er wollte noch nicht sterben. Er wollte weiterleben. Überleben!
    Er hörte nicht Nicoles Schreie, die ihm blindlings durch die rabenschwarze Urwaldnacht zu Hilfe eilte. Und er vernahm nicht, wie sich Stanton mit geschwungener Machete zu ihm durchkämpfte.
    Wie ein Mungo, der eine Kobra gepackt hat, hielt auch er den Kopf der Schlange in seinen Fäusten. Konnte denn das Biest ohne Luft leben?
    Und da war er wieder - der folternde Druck der Körperringe. Wie eine glühende Lohe durchraste der Schmerz seinen gepeinigten Körper. Eine eiskalte Hand schien nach seinem Herzen zu greifen.
    »Das ist das Ende«, hämmerte es in ihm. Noch einmal ließ er sein Auge wandern, wollte noch einmal das wenige sehen, was ihm der silberne Mondschein von der Schönheit dieser Erde offenbar werden ließ.
    Wie schön das alles war. Die uralten Bäume, die grünen Blätter, die rankenden Lianen und Schlingpflanzen.
    Zamorras Blick blieb auf einer Orchidee haften. Eine Orchidee, die allein von ihrer Größe als botanische Seltenheit gelten mußte. Und durch Zamorras gepeinigtes Hirn zuckte es, daß er nie in seinem Leben eine solche Orchidee, ja, eine Blume von solch auserlesener Schönheit zu Gesicht bekommen

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