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0239 - Das Erbe des Zauberers

0239 - Das Erbe des Zauberers

Titel: 0239 - Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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üblen Gestanks schlug ihr entgegen, als Ollam-onga Worte nuschelte, die so etwas wie Anerkennung ausdrücken konnten.
    Ein Kribbeln ging über die Haut des Mädchens, als sie die knochengleichen Hände über ihren Körper gleiten verspürte. Sie merkte, wie sie sich in dem feinen Gewebe, das sie als Nachthemd getragen hatte, verkrallte und daran zog. Mit einem häßlichen Kreischen riß der Stoff. Ollam-onga begann, den Stoff zu entfernen, während Gonzales Morenas Atem vor Begierde keuchte.
    Ollam-onga ließ bei seiner Tätigkeit wieder einen eigenartigen Singsang hören, der nur durch das zeitweilige Schluchzen des Mädchens unterbrochen wurde. Morena zweifelte nicht daran, daß auch die Zeremonie der Entkleidung mit zum Ritual gehörte.
    Aus den Augenwinkeln musterte er den Herrscher des Krakenthrones. Aber obwohl der schlanke, weiße Mädchenkörper nicht einen Faden mehr am Leibe trug, war in Amun-Re’s Zügen nicht die Spur einer Regung bemerkbar. Das Gesicht wirkte wie aus Marmor gemeißelt. Nur aus den Augen des Magiers sprühte eine Bosheit, die man förmlich spüren mußte.
    Mehr als einmal hatte sich Morena Gedanken gemacht, ob er nicht doch besser einen Pakt mit den Dienern Satans hätte abschließen sollen. Beim Teufel wußte man wenigstens, was einem bevorstand. Aber seine Gefolgschaft zu Amun-Re? In welche Art der Verdammnis sollte sie führen?
    Jäh ließ Ollam-onga den Körper des Mädchens fahren. Stöhnend rollte sich Christiana zusammen und bemühte sich, so einen Teil ihrer Blößen zu bedecken. Dieser Versuch des Mädchens brachte Gonzales Morena fast zur Raserei. Warum sollte dieses unschuldige Wesen ausgerechnet als Jungfrau geopfert werden?
    Laut klatschten die Voodoo-Priester in die Hände. Die Matte am Eingang wurde zur Seite geschoben. Vier kräftig gebaute Neger drängten sich in das Innere der Hütte. Die knochenartigen Finger des Hugan wiesen auf den nackten Körper des Mädchen.
    »Tragt sie in die Hütte der bangen Erwartung!« befahl er in gebrochenem Spanisch. Die Schwarzen nickten verstehend und näherten sich dem Mädchen, das sich verzweifelt bemühte, davonzukriechen.
    »Bereitet sie zur heiligen Feier des Opfers zu!« redete Ollam-onga und so etwas wie Hoheit brach aus seiner Stimme. »Laßt nichts von den Gebräuchen aus. Aber…« seine Stimme bekam einen drohenden Klang, »wenn ihr dem Mädchen das nehmt, was sie den Göttern wohlgefällig macht, dann werfe ich eure schwarzen Seelen denen vor, die im Finsteren hausen.«
    »Bewacht das Tor der Hütte!« grollte seine Stimme, »auf daß ihr niemand nahe als die Priesterinnen, die das Opfer richten.«
    Die vier Männer schlugen sich dröhnend mit der rechten Faust an die Brust. Ihr Herr und Meister hatte gesprochen. Von diesem Befehl würde sie nur der Tod abhalten.
    Ein unhaltbares Schluchzen kam aus Christianas Kehle, als sie von den rohen Fäusten gepackt und emporgezerrt wurde.
    ***
    »Wir müssen sie befreien! Unter allen Umständen befreien!« sagte Professor Zamorra fest. Und seine ruhige Stimme wirkte wie mildernder Balsam auf den Estanciero und seine Frau.
    »Fürchten Sie nichts!« sagte auch Stanton. »Wenn Menschenkraft sie retten kann, werden wir sie retten!«
    »Du kommst mit, Rog?« rief Zamorra erfreut. »Das erhöht unsere Chancen. Wer wagt sich noch mit in den Urwald?«
    Die drei Vorarbeiter sahen sich betreten an. Sanchez bekreuzigte sich. »Demonio!« hörte Zamorra sie flüstern. » Diabolo!«
    Die Peones der Estancia fürchteten sich vor den Teufeln und Dämonen. Und der Meister des Übersinnlichen wußte, daß sie recht hatten.
    »Patron!« stâmmelte Miguel, ein vierschrötiger Mann, der Hände wie Schaufeln hatte, »ist nicht gut sein heut im Urwald. Heute ist die Nacht, da die Hölle Gewalt hat. Wo sich die Gräber öffnen. Hörst du nicht den Ruf der Trommeln, Patron?«
    Er sah in die Runde. Pedro, Salvatore und Sanchez nickten ihm eifrig zu.
    »Heute ist die Nacht des entsetzlichen Voodoo, Patron!« sagte Salvatore mit bebender Stimme. »Wir fürchten, die Madonna von Gouadeloupe sei mein Zeuge, keinen Gegner aus Fleisch und Blut. Aber gegen Gespenster und Dämonen, die heute nacht im Urwald ihr Unwesen treiben, können wir nicht kämpfen.«
    Ein zustimmendes Brummen der anderen Peones.
    »Will keiner von euch mitgehen?« fragte nun Zamorra direkt, obwohl er die Antwort kannte. Die Männer schwiegen betreten, schüttelten aber die Köpfe. Zamorra stieß hörbar den Atem aus.
    »Vaya, quita, soga!«

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