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0239 - Das Erbe des Zauberers

0239 - Das Erbe des Zauberers

Titel: 0239 - Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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entwerfen, als daß er darauf geachtet hätte.
    Weder Nicole Duval noch Roger Benjamin Stanton war aufgefallen, daß Professor Zamorra etwas nicht mehr trug, von dem er sich sonst nie trennte. Vorhin, beim Kampf mit der Anakonda, war es von seinem Hals geglitten und ohne ein Geräusch von sich zu geben auf den weichen Waldboden gefallen. Im Todeskampf hatte der Meister des Übersinnlichen nicht darauf achten können.
    Professor Zamorra hatte das Amulett, das ihm Macht über die Gewalten der Schwarzen Familie verlieh, in den undurchdringlichen Sumpfwäldern im Delta des Orinoco verloren…
    ***
    Die Trommeln sangen ihren monotonen Sang. Sie wummerten aus den Bergen jenseits des Flusses; tönten in den weiten Plantagen der großen Estancias und erschollen in den Fiebersümpfen, wo sich der Orinoco in ungezählten, kleinen Armen langsam und behäbig zu seiner Mündung im Karibischen Meer ergießt.
    »Kommt, ihr Gläubigen; Kommt alle, die ihr den alten, den einzigen, den wahren Göttern die Ehre gebt!« lasen die Eingeweihten aus den quirligen Rhythmen heraus. »Kommt! Beflügelt eure Schritte! Lenkt eure Wege auf die heilige Insel im Delta, wo der Hohepriester wohnt, dem die Götter das Sterben verwehren. Schart euch um den Herrn des Stabes. Denn Wunder über Wunder wird er euch weisen. Heute ist der Tag. Heute ist der Tag der Tage. Denn nicht die heiligen Götter des Voodoo werden von euch Besitz ergreifen. Am heutigen Tage werdet ihr der Hoheit derer begegnen, vor denen die Macht der Voodoo-Götter wie ein Nebelstreif verblaßt. Säumet nicht und eilet! Schon ist der Altar geweiht, schon wird das Opfer gerichtet. Das Blut einer makellosen Jungfrau wird euch mit den Göttern vereinen und euch Macht geben… .«
    Und sie kamen. Sie huschten heran. Wie die Schatten der Abgeschiedenen schlichen sie durch die hochragenden Pflanzungen der Plantagen, drängten sie sich durch das Dickicht der Sumpfpflanzen und Farne an den Niederungen des Flusses. Es waren fast ausschließlich Farbige, die Geschundenen, die Getretenen. Wie ihre Vorväter, die von der Peitsche zur Arbeit in Sklavenketten angetrieben wurden; Wurden sie vom Hunger unter das Joch der Pflanzer und Großgrundbesitzer gezwungen. Für ein paar Centavos am Tag schufteten sie mit schmerzendem Rücken und schwieligen Händen unter der unbarmherzig brennenden Sonne.
    Tröstung fanden sie nur in den uralten Voodoo-Riten aus der dunklen Seele Afrikas. Wenn sie, vom Dröhnen der Trommeln berauscht, die Vereinigung mit ihren barbarischen Naturgottheiten herbeisehnten! Und ihre Hoffnung, daß sich die alten Götter eines Tages erheben würden, um sie gegen die verhaßten, weißen Unterdrücker zu führen.
    Die Trommeln kündigten an, daß dieser Tag gekommen sei.
    »… in der heutigen Nacht wird sich unsere Rache vollenden!« sangen die Trommeln. »Im Lichte des Mondes wird das Blut des weißen Mannes fließen… !«
    Über schwankende Seilbrücken kamen sie. Fast geräuschlos glitten schnittige Einbäume, geführt von geschickten Paddelschlägen durch das faulig stinkende Wasser des Sumpfarmes. Wo der dunkle Tonelle, der heilige Bezirk des Voodoo-Zaubers, sich befand, war ihr Ziel.
    Ihre schwarze Hautfarbe war eins geworden mit der Nacht. Nur das Weiß ihrer Augäpfel und ihrer Zähne hob sie aus der Düsternis des Waldes ab.
    Sie waren bereit zur Feier der fürchterlichen Blutriten!
    ***
    Ollam-onga nickte zufrieden, als Gonzales Morena den hin- und herzuckenden Körper des Mädchens auf den Boden der Hütte warf. Aus ihrem Mund kam unartikuliertes Wimmern. In den Augen standen Tränen. Hilfesuchend sah sie sich um.
    Aber sie blickte nur in die steinernen Züge des Amun-Re, in dem keine Miene sich regte. Das Gesicht des dicken Waffenhändlers war von lüsterner Begierde verzerrt. Er hatte Christiana bis hierher auf seinen Armen getragen, die weiblichen Rundungen verspürt und den feinen Hauch ihres dezenten Parfüms eingesogen. Er befand sich im Zustand größter Erregung und konnte nur mit Mühe seine Begierde zügeln.
    Der Ju-Ju-Mann dagegen hatte die nüchterne, abschätzende Miene eines Händlers. Er betrachtete das wehrlos daliegende Mädchen so, als gelte es, auf dem Markt eine Melone einzukaufen. Sein zahnloser Mund brabbelte unverständliche Worte. Seine ausgemergelte Hand griff in Christianas dichtes, schwarzes Haar und zog den Kopf nach hinten. Die Tochter des Estanciero erschauerte, als sie das häßliche Gesicht des Hungan so nahe an dem ihren sah.
    Eine Wolke

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