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0241 - Der Pesthügel von Shanghai

0241 - Der Pesthügel von Shanghai

Titel: 0241 - Der Pesthügel von Shanghai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mußte zu den Leuten und die Geschäftsinteressen ankurbeln.
    Über mehrere Meilen hinweg zog sich der Damm. In China, diesem gewaltigen Land, eine ziemlich kurze Distanz. O’Casey, als Europäer, würde sich wohl nie an die langen Wege gewöhnen können, und er konnte auch die Einheimischen nicht verstehen, die mit den Rädern über den Knüppeldamm fuhren.
    Sonst waren ihm immer Menschen begegnet. Jetzt allerdings nicht. Und das wunderte ihn.
    Leer wie ein schwarzes breites Band lag der Damm vor ihm, und er schien hineinzustoßen in die grauen Wolken mit den helleren gelben Streifen. Die Wolken mußten dort liegen, wo sich auch das Dorf befand. Es hatte einen so schwer auszusprechenden Namen, daß O’Casey ihn fast immer vergaß und erst in seinen Unterlagen nachschauen mußte, wo er den Namen notiert hatte.
    Er hoffte auf gute Geschäfte. Man hatte ihm Bescheid gegeben, daß er sich die neue Seide anschauen konnte. Wenn sie ihm gefiel, würde er einen Ballen zur Probe kommen lassen.
    Die Luft gefiel ihm überhaupt nicht. Sonst wehte über dem Knüppeldamm ein steifer Wind, der jedoch schien heute eingeschlafen zu sein, denn Ryan spürte nur den Fahrtwind, der seine Haare aufwühlte und auch den Gestank aus dem Sumpf zu ihm in den offenen Wagen wehte.
    Es war ein seltsamer Geruch.
    Widerlich zu nennen. Es roch zwar wie immer nach Fäulnis und Verwesung, aber dazwischen mischte sich ein anderer Gestank, der überhaupt nicht herpaßte.
    Ein paarmal schon hatte Ryan O’Casey seine Nase hochgezogen, denn der Gestank gefiel ihm überhaupt nicht. O’Casey hatte mal eine Beerdigung besucht, wo die Toten lange in der Sonne aufgebahrt waren, diese toten Leiber hatten ähnlich gerochen wie hier.
    Pest!
    Auf einmal fiel ihm der Begriff wieder ein. Rechts und links des Damms lagen die Pesttoten in der sumpfigen, braunen Erde.
    Vielleicht waren sie es, die so stanken, obwohl sie hier schon über 200 Jahre ruhten.
    Aber hatten die Einheimischen nicht von den Pesttoten erzählt, die angeblich nicht tot sein sollten?
    Ein kaltes Grinsen überzog das Gesicht des 37jährigen Mannes mit den braunen Haaren, als er daran dachte. Lebende Tote, die gab es wohl nicht, höchstens in Horrorromanen und Gruselfilmen.
    Der Gestank störte ihn.
    Je weiter er fuhr, um so intensiver wurde er. Obwohl Ryan nicht daran glaubte, ließ er seine Blicke dennoch hin und wieder zu den Seiten schweifen und schaute rechts und links über die Pesthügel.
    Hügel wurden sie deshalb genannt, weil das Gelände ziemlich hoch lag, und der Knüppeldamm teilte es in zwei Regionen.
    Die Dunkelheit nahm zu. Ryan glaubte, daß sich die düsteren Wolken immer mehr der Erde entgegensenken würden und die langen gelben Streifen auf den braunen Boden zu beiden Seiten des Damms tupften.
    Er mußte jetzt langsamer fahren. Der Bau des Dammes zwang ihn dazu, denn hier gab es Stellen, wo der Untergrund noch weniger in Ordnung war. Lücken zwischen den einzelnen Bohlen. Die Reifen mußten sich durchwühlen, und das schwere Profil schleuderte dabei braune Erde hoch.
    Der Wagen bockte wie ein störrischer Esel. Hochgeschleudert wurde Ryan O’Casey von seinem Sitz. Er umklammerte das Lenkrad krampfhaft. Es sollte ihm auf keinen Fall durch die Stöße aus der Hand geschlagen werden.
    Der Jeep wurde bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit strapaziert. Wieder einmal fluchte der Fahrer. Dies war der Augenblick, als er seinen Job verwünschte.
    Dann sah er einen besonders tiefen Riß, der beim letzten Mal noch nicht dagewesen war. O’Casey, dem man eine gewisse Fahrroutine nicht absprechen konnte, kannte auch seine Grenzen und vor allen Dingen die des Wagens.
    Da kam er nicht rüber.
    Er fuhr langsamer und bremste stotternd. Dabei glitt sein Blick auch nach rechts über die Grenze des Knüppeldamms hinweg, und er glaubte zu sehen, daß die sonst ruhig daliegende Erde sich an einigen Stellen bewegte.
    Ryan stoppte.
    Seine Stirn hatte er in Furchen gelegt. Unter den Achseln war er schweißnaß, die Khakikleidung klebte an seinem Körper, und mit der Zungenspitze fuhr er über die salzigen Lippen.
    Da stimmte doch was nicht.
    Da er stand, merkte er, wie windstill es eigentlich war. Zudem platzte dort, wo er die Bewegung im braunen zähen Schlamm gesehen hatte, eine gewaltige Blase, und der Pesthauch von Tod und Verwesung wurde genau auf ihn zugeweht.
    Der Leichengestank war so penetrant, daß er sich die Nase zuhalten mußte. Er atmete auch nicht durch den Mund, denn er hatte

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