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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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1. KAPITEL
    D evon St. Clair, der fünfte Marquess of Huntington, stand am Fenster seines Schlafzimmers in Henslowe Hall und beobachtete, wie die Kutsche des Earls of Monteville auf der kreisrunden Zufahrt hielt. Die Stirn gerunzelt, ließ er den Vorhang fallen und wandte sich ab. Die Aussicht auf den bevorstehenden Ball erschien ihm ungefähr so reizvoll wie ein Aufenthalt im Newgate-Gefängnis. Insbesondere nachdem die Bewohner von Monteville House eingetroffen waren. Wie sollte er Sarah Chandlers Gesellschaft einen ganzen Abend lang ertragen?
    “Devon?” Seine jüngere Schwester Jessica trat ein. Sie trug ein hellrosa Ballkleid. Aus dem dichten, hochgesteckten dunklen Haar hingen ein paar kleine Locken herab, die ihr hübsches Gesicht umrahmten. Schmerzlich krampfte sich sein Herz zusammen. Sie wirkte viel zu jung, um ihre eigene Verlobung zu feiern. “Bist du bereit?”, fragte sie. “Ich dachte, es würde dir nichts ausmachen, mich nach unten zu begleiten.”
    “Natürlich nicht. Obwohl es mich überrascht, dass Adam diese Ehre nicht für sich beansprucht.” Ein Lächeln erwärmte seine normalerweise kühle Miene. “Wie zauberhaft du aussiehst.”
    “Und du bist hochelegant”, meinte sie und begutachtete seinen schwarzen Frackrock und die Kniehosen aus schwarzer Seide. “O Devon, also bist du wirklich und wahrhaftig hier. Darüber freue ich mich sehr. Ich weiß, es ist nicht einfach für dich.”
    “Nun ja, ich war nicht allzu begeistert, als du dich ausgerechnet in einen Vetter der Chandlers verliebt hast, dessen künftige Ländereien an das Gut Monteville grenzen.”
    Zerknirscht senkte sie den Blick. “Und ich habe mich so bemüht, meine Gefühle zu bekämpfen.”
    “Schon gut, ich wollte dich nur ein bisschen hänseln.” Er ging zu ihr und ergriff ihre behandschuhte Hand. “Schau nicht so beklommen drein, Jessica. Ich mag deinen jungen Mann. Und ich hätte eurer Verlobung niemals zugestimmt, wenn ich nicht glaubte, dass er dich glücklich machen will. Heute Abend werde ich mich mustergültig benehmen. Das verspreche ich dir.”
    “Deshalb sorge ich mich nicht. Was immer die Leute auch behaupten – du hast nie etwas Falsches getan, und die Schuld liegt einzig und allein bei Lord Thayne.” Sekundenlang wurden ihre haselnussbraunen Augen von Zorn überschattet, dann von einem neuen Unbehagen. “Ich will nicht, dass du wieder … verletzt wirst.”
    Beruhigend drückte er ihre Hand, bevor er sie losließ. “Keine Bange, das alles gehört der Vergangenheit an. Komm, ich führe dich hinunter. Sonst glaubt Adam womöglich, du hättest dich anders besonnen.”
    Arm in Arm stiegen sie die geschwungene Treppe hinab. Aus dem Ballsaal drangen Gelächter und fröhliches Stimmengewirr. Ein bitteres Lächeln umspielte Devons Lippen. Es fiel ihm verdammt schwer, sich von den Chandlers fern zu halten. Vor einem Monat in London war es unmöglich gewesen, Sarah Chandler aus dem Weg zu gehen. Und nun musste er ihren Anblick einen ganzen Abend verkraften. Eigentlich sollte das keine Probleme aufwerfen, wenn er sich stets am anderen Ende des Raumes aufhielt.
    Teilweise hinter einer griechischen, von Efeu und Seidenblumen umrankten Säule verborgen, stand Sarah Chandler in einer Ecke des Ballsaals und wünschte nicht zum ersten Mal an diesem Abend, sie könnte nach Hause fahren. Doch es wäre zu augenfällig gewesen, Kopfschmerzen vorzuschützen.
    Wenigstens hatte niemand gestritten. Aber es lag eine fast greifbare Spannung in der Luft, und die Gäste hatten sich in zwei Lager geteilt, wie feindliche Heere auf einem Schlachtfeld. Auf einer Seite standen die Verwandten der Chandlers, neben der hohen Doppeltür, die zur Halle führte, und gegenüber, neben den gläsernen Verandatüren, die St. Clairs. Die übrigen Gäste postierten sich an den beiden anderen Wänden, und ein paar tapfere Ballbesucher wanderten hin und her. Noch schlimmer wäre es, würde Sarahs Bruder Nicholas an der Verlobungsfeier teilnehmen. Zum Glück hielt er sich in Schottland auf.
    Als sie über die Köpfe der Tanzpaare hinwegspähte, entdeckte sie Adam, ihren Vetter zweiten Grades. Er tanzte gerade eine Quadrille mit seiner Verlobten, und die beiden schauten sich verliebt in die Augen. Bedauerlicherweise verabscheute Jessicas Bruder die Chandlers.
    Sarah schaute zur St. Clair-Formation hinüber. Ausnahmsweise starrte Lord Huntington sie nicht an. An die Wand gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, schien er die Ereignisse mit

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