0246 - Kontrollstation Modul
als dritten Mann entschied. Der junge Leutnant galt allgemein als zu weich und zu human. Daß er zumindest nicht weich war, wußte Henderson zur Genüge. Auch Finch war beim Verzweiflungseinsatz gegen die Horrorstation dabei gewesen, in dem Jungen steckten eine Menge ungenutzte Energien.
Den vierten Mann auszuwählen, dauerte am längsten.
Lange schwankte Sven zwischen Sergeant Bron Tudd und Leutnant Conrad Nosinsky. Erst nach zehn Minuten entschied er sich für Bron Tudd. Bron war ein Ausbund an Häßlichkeit. Zudem kaute er beständig Tabak und spie den Saft überall hin. Mit seinen fuchsroten Stoppelhaaren, dem praktisch aus einer einzigen Brandnarbe bestehenden Gesicht und der fleischigen Geiernase konnte er naive Gemüter zum Fürchten bringen. Aber es gab nichts, was Bron Tudd erschüttern konnte. Noch nie hatte er seinen Humor verloren; auch damals auf Quinta nicht, als man ihn aus den brennenden Trümmern eines Shifts gezogen hatte.
Diese Eigenschaft entschied. Zudem erschien Leutnant Nosinskys Fanatismus dem Captain zu blind. Bei Begegnungen mit anderen Intelligenzen konnten solche Fanatiker eine Katastrophe heraufbeschwören. Noch einmal ließ Sven Henderson die Mannschaft an seinem geistigen Auge vorbeiziehen. Dann rief er sie über Interkom an und bestellte sie in den Hangar der Space-Jet 101.
„IMPERATOR an CREST II: keine Ortung. - NAPOLEON an CREST II: keine Ortung. - ALARICH an CREST II: keine Ortung..."
„CREST II an IMPERATOR, NAPOLEON und ALARICH: keine Ortung. Planmäßig mit Etappe zwo beginnen!"
Atlan stellte die Übertragung der Funkzentrale ab. Seine rötlichen Arkonidenaugen glänzten feucht, ein Zeichen seiner starken Erregung. „Auch auf diese Weise kontrollieren wir nur einen schmalen Raumkanal. Ich hoffe, du bist dir darüber völlig klar, Perry." Perry Rhodan nickte nur stumm. John Mars hall meinte in seiner ruhigen, bescheidenen Art: „Wir werden die Steuerzentrale der Sphären finden, weil uns gar nichts anderes übrigbleibt."
„Ganz recht!" mischte sich Gucky ein, bevor die anderen sein Erscheinen noch registriert hatten. „Und wenn nicht, bleibt immer noch ein unausgespielter Trumpf."
Marshall blickte den Mausbiber ahnungslos an.
„Jawohl! Wenn ihr schon nicht von selbst daraufkommt, muß ich es eben sagen: Der Trumpf bin ich!"
„Du meine Güte!" John Marshall stöhnte in komischer Verzweiflung. „Da haben wir einen schönen Trumpf!"
„Wie meinst du das?" fragte Gucky mißtrauisch.
Er versuchte, in Marshalls Gedanken zu lesen. Aber der Telepath schirmte sich vollkommen ab. „Nun ...", erwiderte John Marshall betont harmlos, „bist du etwa nicht schön?" Der Mausbiber zeigte vorsichtig ein Stück seines Nagezahns. Dann äugte er mit schiefgehaltenem Kopf zu Rhodan. „Da siehst du, Chef, wie grundverschieden die Geschmäcker sind. Du hast gestern behauptet, ich hätte zuviel Speck angesetzt. In Johns Augen sieht das schon wieder anders aus."
„Na schön", gab Rhodan nach. „Dann können wir die Mohrrübenkur ja wieder streichen. Ich werde Major Bernard Bescheid geben."
„Nein!" protestierte Gucky. Sein Nackenfell sträubte sich. „Nicht dem Major Bescheid sagen! Sein schadenfrohes Grinsen könnte ich nicht ertragen. Außerdem schadet es ja nicht, wenn ich noch ein wenig schöner werde als jetzt."
„Aha!" machte Marshall. „So langsam kann ich mir denken, warum." Zu Perry Rhodan und Atlan gewandt, fuhr er fort: „Ich habe nämlich erfahren, daß er seit einiger Zeit die junge Astronomin im Observatorium besucht, und zwar regelmäßig."
„Na und?" meinte Gucky geringschätzig. „Was ist schon dabei?
Wir haben ein paar schöne Bilder der Milchstraße geschossen."
John Marshall brachte es fertig, so indigniert wie ein Grandseigneur dreinzuschauen, dem man einen unanständigen Witz erzählt hat. Der Mausbiber sah erst ratlos von einem zum andern. Er wußte absolut nicht, was er von Marshalls Benehmen zu halten hatte. Schließlich gab er es auf, die Hintergründigkeit menschlicher Verhaltensweisen zu deuten.
Mißgelaunt begann er an einer Mohrrübe zu knabbern. Den Rest ließ er telekinetisch bis an die Decke der Zentrale steigen und anschließend fallen. John Marshall duckte sich, denn das „Geschoß" stürzte genau auf ihn herab. Erst im letzten Augenblick gab Gucky dem Mohrrübenrest einen „Stoß", so daß er genau in seinem Mund verschwand. „Empfehle mich!" brummte er mit vollen Backen. „Muß Nachschub holen." Er teleportierte in Richtung
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