025 - Die Spinne
den wir ihr beilegen und der für Silvia eine Selbstverständlichkeit ist. Ach, Silvia, Liebste!
Elna ist eine Zauberin, das weiß ich wohl. In geheimnisvoller Weise ist sie mit der Lasiodora verbunden. Beide haben nun Besitz von mir ergriffen. Zuerst, als ich dort drüben Elna zu meiner Geliebten machte. Dann nahm ich noch zu allem Überfluss für meine wissenschaftlichen Arbeiten die Spinne mit, machte ein geheiligtes Tier aus dem Regenwald zu meiner Gefangenen.
Aber nun ist meine Freiheit dahin, denn alle beide halten mich umklammert.
Jetzt könnte ich aufatmen, ich bin zu Hause, werde liebevoll gepflegt. Und ich muss sagen, dieser Teddy Verano hat Silvia sehr geholfen. Alles ging mit äußerster Diskretion über die Bühne.
Und dennoch hält mich die Angst in ihren Fängen. Ich weiß nicht, was aus Elna geworden ist.
Auch nicht, wo sich ihr Entführer befindet, Max Valetti, der Irre, dem das Gift der Vogelspinne den Geist verwirrt hat.
Bei der Abfahrt sagte mir Teddy Verano noch: „Weit kommt der nicht mit seinem verletzten Arm.“ Es ist nicht leicht, mit einem verletzten Arm zu fahren, schon gar nicht mit einem aufsässigen Beifahrer daneben, denn Elna wurde ja gezwungen.
Aber obwohl der Gendarmerie die Entführung gemeldet wurde, hat es der andere geschafft, unterzutauchen. Mit Elna! Nun ja, verrückt oder nicht, er gehört einer bestimmten Schicht an und hat sicher seine Verbindungen. In der Unterwelt hilft man sich gegenseitig. Da frisiert man auch einen Wagen um.
Kurz und gut. Die Polizei sucht Valetti und Elna. Bis jetzt ohne Ergebnis.
Die Stunden schleppen sich dahin. Ich weiß wohl, dass ich aus der Sache keineswegs heraus bin. Es gibt noch ein Ende mit Schrecken.
In welchen Hexenkessel bin ich bloß geraten. Ich gehöre Elna und der Spinne.
Letztere ist hier, und ich versorge sie. Alle zwei Tage stehe ich auf und füttere sie mit lebenden Mäusen, die mir Teddy Verano bringt.
Silvia vermeidet es, zum Vivarium hinzusehen. Nur mir zuliebe duldet sie es unter ihrem Dach.
Ich habe Schüttelfrost. Teddy Verano hat sich eine Erkältung eingehandelt, die sich gewaschen hat, als er in der Strandvilla Durchzug machte, um die kleinen Vogelspinnen schon vor dem Ausschlüpfen zu töten. Die Kleider des armen Burschen waren ja ganz nass.
Die ausgewachsene Vogelspinne lebt. Zuerst zitterte ich förmlich bei dem Gedanken, sie könnte bei der Kälte Schaden genommen haben. Sagte mir Elna nicht immer und immer wieder, dass ihrer beiden Schicksale miteinander verflochten seien.
Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Mir ist erbärmlich zumute, und ich bin mit meinen Kräften am Ende.
Silvia pflegt mich aufopfernd und versichert mir, dass ich bald wieder auf den Beinen sei.
Wenn sie meine Gedanken lesen könnte, wüsste, was ich weiß!
Ich zittere um Elna, die in der Hand des Irren ist. Manchmal, in meinen Fieberträumen, höre ich sie nach mir rufen.
Nein, das ist keine Einbildung und auch kein Fieberwahn. Ich höre sie. Sie ruft wirklich nach mir.
Sie spricht im Geist zu mir, wie sie es so oft getan hat. So wie sie in unbekannter Sprache zur Lasiodora spricht und ihr Befehle erteilt.
Ja, sie ist es. Ich erkenne ihre Stimme und sehe sie, verschwommen, durch einen roten Nebel.
Elna, ja, aber eine gequälte, gefolterte Elna. Dem Mann ausgeliefert, der sie entführt hat und sich nun langsam, grausam an ihr rächt.
Die Dinge, die sie sagt, kann ich nur schwer hören und schlecht verstehen. Ich bin kein Eingeweihter des Woodoo, wie ihre Brüder, die geistige Botschaften aussenden und empfangen können.
Das einzige, was ich weiß ist, dass der Kerl sie an einem Ort festhält und quält, ich weiß aber nicht, ob er sie einer geistigen oder körperlichen Tortur unterzieht. Ja, und sie meint, sie wäre wieder in Paris.
Ach Elna, könnte ich deine Botschaft nur besser entschlüsseln, ich wollte dann schon herausfinden, wo du bist. Und Teddy Verano, der mich jeden zweiten Tag besucht, könnte es der Polizei sagen. Du wärst dann sehr schnell frei, und Valetti wieder in der Heilanstalt.
Und danach, ich will nicht daran denken, was dann sein wird.
Elna! Der Gedanke an dich brennt wie Feuer in mir. Ich kann deine Küsse nicht vergessen, auch wenn sie Gift in meine Adern gössen und du vielleicht die männermordende Spinne bist, die sich an meinem Blut labt.
Aber Silvia ist ja auch noch da. Ich liebe sie. Ja. sie wohnt in meinem Herzen, in meinem Denken. Und da war immer ihr Platz, auch als ich unter dem
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