025 - Die Spinne
Zauber der tropischen Sonne ihre reine Liebe unter Elnas leidenschaftlicher, fordernder Zärtlichkeit vergessen hatte.
Wie hätte ich der Lust widerstehen können, die mir die Hexe vermittelte? Ich war dem Zauber nicht gewachsen.
Für all das muss ich nun bezahlen, und der Preis ist hoch. Ich habe Angst um sie. Allmählich beginne ich zu begreifen, dass ich die Vogelspinne, jene andere Elna, hasse. Nur einige Meter von meinem Bett entfernt sitzt sie in ihrem Käfig und scheint mich zu belauern.
Ich liege im Fremdenzimmer, und Silvia schläft in unserem gemeinsamen Zimmer. Schläft sie wirklich? Ich weiß es nicht. Denn oft kommt sie nachts an mein Bett, wenn ich in meinen Fieberträumen aufschreie.
Der Arzt hat vorgeschlagen, eine Pflegerin hinzuzuziehen. Aber davon will Silvia nichts wissen. Sie will mich allein gesundpflegen. Ach, Silvia, Liebste.
Warum mussten die Sinne auch eine solche Gewalt über mich ausüben, mich so beherrschen?
Nein, es ist nicht nur eine Sache der Sinnlichkeit. Elna ist eine Hexe, sie und ihre Teufelsschwester, die Spinne, haben mich mit ihren grausigen Netzen umgarnt. Es ging mir nicht anders als den armen Mäuslein, den unglücklichen Vögeln, die ich für das Satanstier fing.
Das allerdings ist kein Verbrechen. Im Botanischen Garten füttert man auch Vogelspinnen. Schlangen und anderes Getier. Alle Tage, vor den Augen des Publikums.
Nie wieder befasse ich mich mit Spinnen. Wenn ich wieder gesund bin, wende ich mich harmloseren Tieren zu.
Ach, ich weiß wohl, kein Tier, kein Insekt ist harmlos. Frisst nicht sogar das süße, kleine Marienkäferchen die Schildlaus.
Das Leben ist grausam, ich kann es nicht ändern.
Elna – Elna, sie ruft mich.
Wieder der rote Nebel. Und ihr Gesicht. Schrecklich, verzerrt. Sie scheint sich vor Schmerzen zu winden. Oh, er quält sie, der Schuft!
Jetzt spricht sie. Ja, ich höre sie. Und ich verstehe sie besser. Macht das das Fieber?
„Lass sie laufen, befreie sie.“
Ja, ich habe es deutlich vernommen. Lass sie frei. Wen anders kann sie meinen als die Vogelspinne. Sie verlangt, dass ich die Spinne laufen lasse. Was soll das bedeuten?
Ja, jetzt dämmert es mir. Beider Schicksale sind miteinander verflochten. Und beide sind Gefangene. Ist die eine frei, wird es die andere auch!
Die Vogelspinne laufen lassen?
Ich schaudere bei dem Gedanken. Aber nein, das alles ist eine Ausgeburt meines Fiebertraums, ist völlig unsinnig. Elna wird von dem Verrückten festgehalten, und keiner kann ermessen, wie leid mir das tut. Aber sie kann doch nicht über eine solche Entfernung zu mir sprechen.
„Lass sie frei.“
Nun fängt das von neuem an. Und immer wieder dieses verzerrte Gesicht im roten Nebel. Ich halte es nicht mehr aus.
Du leidest, Elna. Oh, wer du auch seiest, Frau oder Spinne, man darf dich nicht quälen, ich will es nicht. Wie könnte ich denn vergessen, dass ich dich in meinen Armen gehalten habe, dir unvergessliche Stunden, ungekannte Lust verdanke?
Das ist nur menschlich. Welcher Mann erträgt den Gedanken, dass man seine Geliebte foltert, auch wenn zwischen ihnen alles aus ist und sie sich nie mehr sehen sollten.
Elna, welche Macht hast du noch über mich?
Und das alles trotz meiner Liebe zu Silvia, zur unvergleichlichen Silvia.
„Lass sie los, gib sie frei … damit ich frei werde!“
Elna glaubt fest daran, dass ihre Fesseln fallen, wenn die Spinne frei ist.
Es ist Nacht. Ich schlafe nicht, das alles ist kein Fiebertraum. Elna spricht zu mir!
Meine Zweifel sind vergangen. Aber was geht dann hier vor, wenn ich die Vogelspinne freilasse?
Mich wird sie nicht angreifen. Ich weiß, dass sie mich mit ihrer höllischen Macht schützt, weil ich Elnas Geliebter bin.
Aber Silvia? Sie schläft gleich nebenan.
Ein Grauen überfällt mich. Jetzt wird mir klar, was Elna will. Ich soll die Spinne aus dem Vivarium nehmen, sie nach Lust und Laune durch die Villa wandern lassen.
Und Elna wird sie geradewegs auf Silvias Bett hinlenken. Und was passiert dann?
Schließlich weiß ich noch zu genau, wie es Max Valetti ergangen ist.
Selbst als Gefangene ist Elna noch sehr mächtig. So lange sie lebt, ist alles möglich.
Silvia. Nein, das nicht!
„Der Glasschneider, der Diamant!“
Auf was sie alles kommt. Ach ja, sie hat einmal verlangt, dass ich einen Glasschneider kaufe. Ich wusste nicht recht wozu. Jetzt begreife ich.
Um die Scheibe aufzuschneiden, die Spinne entweichen zu lassen.
Damit man das Vivarium nicht öffnen, den
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