0253 - Vorstoß in die Dunkelwelt

Ratlosigkeit.
    „Diese Wesen sind uns immer ein Rätsel geblieben, Sir. Unsere Vorfahren stießen stets nur auf die Sklaven oder die Hilfstruppen der 'Meister'. Aber niemals sah jemand die Herren Andromedas von Angesicht zu Angesicht. Ich sagte es Ihnen bereits..."
    Rhodan nickte.
    „Irgend jemand aber muß diese 'Ungeheuer' doch einmal gesehen haben. In diesem Fall sollte es Überlieferungen geben."
    „Statt dessen gibt es nur Gerüchte Sir. Und eines widerspricht dem anderen. Ich hege den Verdacht, daß diese sich widersprechenden Gerüchte absichtlich von den 'Meistern' verbreitet wurden. Sie müssen einen besonderen Grund dafür haben, stets die unerkannte Macht im Hintergrund zu bleiben."
    „Vielleicht finden wir den Grund dafür", sagte Atlan rätselhaft. Und ich vermute, daß wir dann ein ganzes Stück weiterkämen."
    Kalak lachte voller Groll.
    „Immer nur 'vielleicht' und 'vermutlich' und wenn'! Selbst wenn wir den Grund fänden, wie sollten wir ihn erkennen, solange wir nichts Genaueres über die Herren dieser Galaxis wissen? Ja, ich fürchte, wir könnten sogar mit einigen jener geheimnisvollen Wesen zusammentreffen, ohne sie als 'Meister der Insel' zu identifizieren. Falls sie klug sind, werden sie sich nicht zu erkennen geben - es sei denn, sie hätten uns in ihrer Gewalt. Doch dann würde uns das Wissen nichts mehr nützen."
    „Schöne Aussichten!" Atlan trommelte mit den Fingern auf dem Kartentisch.
    In diesem Augenblick begannen die Warnsirenen in höchstem Diskant zu heulen.
    Die Männer fuhren herum und begannen zu laufen.
    „Achtung!" dröhnte Oberst Rudos Stimme durch die Zentrale. „Fremdes Objekt ihn direkten Anflug auf die Werft."
    Perry Rhodan erreichte den Platz des Epsalers und blickte angespannt auf den bezeichneten Ortungsschirm. Es war nur ein verschwommener Schatten, der von den Ortungsgeräten erfaßt und abgebildet wurde. Der Schatten besaß annähernd Torpedoform. Seine Länge wurde mit zweihundertfünfzig Metern angegeben, der Durchmesser mit etwa dreißig Metern. Aber in der Mitte des Rumpfes lagen noch einmal drei kleinere Torpedos von jeweils hundert Metern Länge und zwanzig Metern Durchmesser an. Sie gehörten alle zusammen zu einem einzigen Raumschiff, soviel war deutlich genug zu erkennen.
    Die Klarmeldungen der Feuerleitzentrale kamen durch. Drei Transformgeschütze waren auf die Bahn des Gegners einjustiert. Ihre Zielautomatiken würden das „Bündelschiff" nicht mehr loslassen. Nur der Feuerbefehl fehlte noch, dann konnten drei HHe-Bomben von je hundert Gigatonnen TNT-Wirkung abgestrahlt werden.
    „Entfernung zum erkannten Ziel?" fragte Rhodan.
    „Dreißig Millionen Kilometer, Sir. Kurs gleichbleibend. Geschwindigkeit zehn Prozent LG."
    „Wir warten noch!" entschied Rhodan. „Er kann uns nicht entdeckt haben."
    „Aber er wird die Werft rammen, Sir", bemerkte Cart Rudo. Der Epsaler sagte es in dem leichten ruhigen Ton, in dem er eine Tasse Kaffee bestellt hätte.
    „Die Werft wird es aushalten", sagte Kalak geringschätzig.
    „Wirklich, Sie haben einen seltsamen Humor", warf Atlan ein. „Natürlich hält Ihre Werft das aus. Es fragt sich nur, was die beiden anderen Schiffe von dem Feuerwerk halten würden."
    Klickend spie der Übermittler eine Nachrichtenfolie aus. Cart Rudo griff danach und begann, breit zu grinsen.
    „Kursänderung, Sir. Gegner schwenkt ab. Offenbar durchstreift man rein routinemäßig das System, denn die beiden anderen Schiffe führen ähnliche Manöver durch."
    Die Ausschnittvergrößerung gab jetzt das Bündelschiff relativ klar wieder. Es reichte dennoch nicht aus, um Spekulationen über Bewaffnung und Antriebsart des anderen anzustellen. In sechs Millionen Kilometern Entfernung glitt der Gegner vorüber.
    Die Männer in der Kommandozentrale und auf den Gefechtsstationen atmeten auf. Sie waren klug genug, keinen Kampf herbeizusehnen, obwohl sie sich ihrer Überlegenheit klar bewußt waren.
    Perry Rhodan entspannte sich. Langsam wandte er sich um. Baar Lun stand mit unbewegtem Gesicht hinter ihm. Nur die Augen des Moduls brannten vor loderndem Haß.
    „Diesen Gegner sollten Sie nicht hassen, Baar Lun", sagte Rhodan beschwichtigend. „Sparen Sie sich den Haß für die Wesen auf, die eine ganze Galaxis brutal vergewaltigen - wenn Sie schon hassen müssen."
    „Hassen Sie die 'Meister der Insel' nicht?" fragte Baar Lun verwundert.
    „Noch nicht", murmelte Rhodan. „Aber ich werde trotzdem keine Gnade kennen, wenn der Feind gestellt