0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt
Bühnenclubs, eine des Television Clubs in der 46.Straße 117, eine des Nachtclubs »El Chico« in der Grove Street, eine des »Hawaiien Room«, und eine letzte des »Chat sur le Toit«, was in unserer Sprache so viel bedeutet wie die Katze auf dem Dach, und damit hatte sich das.
Das kleine Notizbuch hatte dem Toten dazu gedient,Verabredungen zu notieren, aber er hatte keine Namen genannt, sondern nur je zwei Buchstaben oder auch Vornamen wie Lola, Lulu, Dolly und so weiter. Er schien einen sehr großen Bekanntenkreis von Damen mit reizvollen Vornamen gehabt zu haben.
Es gab auch einige wenige Telefonnummern; obwohl auch diese nur durch Buchstaben bezeichnet waren, würden wir sehr schnell herausbekommen, wem der Anschluss gehörte.
Ich rief die Zentrale des Fernsprechamtes an und bat darum, diese festzustellen. Dann beschäftigten wir uns mit den Kleidungsstücken.
Der Anzug trug die Marke eines erstklassigen Schneiders und die Schuhe die einer teueren italienischen Firma. In den Taschen fand sich nichts anderes als Staub, Tabakreste und ein paar Getreidekömer.
Wir hatten also eine ganze Menge Anhaltspunkte, denen wir nachgehen konnten.
Wenn im Hafen etwas passiert, so fällt das unter die Kompetenz der Waterfront-Commission, man könnte auch sagen, der Hafenpolizei. Diese Hafenpolizei wurde erst vor noch nicht einmal zehn Jahren mit Hilfe der Stadtpolizei, der Küstenwachen, des Finanzministeriums, der Hafenverwaltung und der Schifffahrts-Vereinigung aufgestellt. Sie soll gegen die mannigfachen Arten von verbrecherischen Organisationen im Hafengebiet kämpfen.
Sie soll dafür sorgen, dass weder die Schiffseigentümer noch die Gewerkschaften und ihre Mitglieder terrorisiert und ausgebeutet werden. Das hört sich außerordentlich einfach an, aber in-Wirklichkeit ist es eine Sisyphusarbeit.
Der New Yorker Hafen hat siebenhundertfünfzig Meilen an Piers. Am East River, am Hudson, Staten Island, Jersey und Hoboken. Diese siebenhundertfünfzig Meilen sind aufgeteilt in Interessengebiete verschiedener Nationen und deren Führer. Zum Beispiel die an Greenwich Village angrenzenden Piers gehören den Iren und Italienern. Die Piers, an denen die Früchte entladen werden, gehören den Italienern, Puertorikanern und Negern. Und so weiter.
Jeder dieser Bezirke hat einen Boss, einen kleinen König in seinem Revier, der überall seine Leute sitzen hat, der die Löhne regelt, die Prämien für die Entladung, der durch organisierte Glücksspiele die Schauerleute schröpft und der ihnen dann, natürlich durch Mittelleute, Geld zu Wucherzinsen leiht, wenn sie das ihre verspielt haben.
Wenn ein Schauermann revoltiert, so bekommt er keine Arbeit mehr und wenn ein paar seiner Kollegen mit ihm gemeinsame Sache machen, so werden die Löhne gekürzt oder ein wilder Streik wird erzwungen, durch den alle vollkommen auf den Hund kommen. Wenn eine Schifffahrtsgesellschaft oder ein Eigentümer nicht mitmacht, so kann er damit rechnen, dass das Entladen seiner Kähne die doppelte Zeit in Anspruch nimmt, als nötig gewesen wäre. Und da jeder Tag im Hafen Tausende von Liegegebühren kostet, wird er sich schwer hüten.
Sollte aber jemand es wagen, den Mund aufzumachen und zur Hafenpolizei zu laufen, so kann er damit rechnen, dass er von Gangstern mit einem Eisen um den Hals oder einem Salzblock an den Füßen, in den River geworfen wird. Der Salzblock schmilzt langsam, und dann kommt eines Tages die verweste Leiche wieder zu Tage. Zur Warnung an solche, die mit dem Gedanken gespielt haben, die Polizei zu verständigen.
Diese Könige des Hafens bekämpfen sich gegenseitig mit Nägeln und Zähnen. Sie drücken gegenseitig die Preise, und wenn es wirklich einmal so weit kommt, dass eine Sache vor Gericht gezogen wird, so gibt es da unfehlbare Mittel. Viele Richter sind käuflich, und wenn sie es nicht sind, so findet sich ein Politiker, der Geld für seinen Wahlkampf braucht und der auch ein paar Tausend Stimmen von Schauerleuten schätzt, die dem Kommando ihres Herrschers zu gehorchen haben.
So sieht es im Hafen aus, und so hatten wir recht wenig Hoffnung, als wir uns zu dem grauen Gebäude verfügten, in dem die Waterfront-Commission, ganz in der Nähe der City Hall, ihren Sitz hat.
Mr. Stanley Lyons, der Direktor, empfing uns. Er hörte sich unseren Vortrag an, und seine Miene wurde immer skeptischer.
»Seien Sie mir nicht böse, meine Herren, aber ich fürchte, dass ich Ihnen nicht helfen kann. Wie Sie ja selbst sagen, muss der
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