0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt
das.«
Er meckerte etwas Unverständliches, blieb aber dicht hinter uns. Nummer 22 war ein modernes villenartiges Gebäude, dessen französische Fenster im Erdgeschoss sich auf einen Garten öffneten. Durch diesen Garten gingen wir, wobei wir den Weg vermieden und über das Gras schritten, das das Geräusch verschluckte.
Durch das geöffnete Fenster hatten wir einen Blick nach drinnen. Mr. Niles saß in einem verschnürten Hausrock am Schreibtisch und telefonierte. Es musste ein angenehmes Telefongespräch sein. Ich sah, wie er lächelte, nickte und auflegte. Dann sprach er zu jemandem, den ich nicht sehen konnte. Ich machte ein paar Schritte zur Seite und hatte ihn wieder im Gesichtsfeld. Er hielt ein Sektglas in der Hand, hob es, setzte es an, legte den Kopf zurück und trank aus.
Er hatte irgendjemand zugetrunken, aber ich wusste nicht wem. Ich winke Phil, und wir pirschten uns näher. Jetzt sahen wir auch die Frau im roten Cocktailkleid, der Niles zugetrunken hatte.
Ich hatte sie noch niemals von Angesicht zu Angesicht gesehen, aber ich hatte ihre Bilder. Es war Mrs. Lola Rodriguez, die zu sechs Jahren Techachapi verurteilt worden und gegen Kaution entlassen worden war. Die Frau, die zuletzt unter dem Namen Gomez in Queens gewohnt hatte.
Mr. Niles musste sich außerordentlich sicher fühlen, wenn er diese Frau in seinem Landhaus beherbergte: Denn damit war er als der Mann entlarvt, der hinter den Kulissen die Drähte gezogen und auch die Kaution gestellt hatte.
Damit war das gelungen, was seit vielen Jahren ohne Erfolg erstrebt worden war. Der unangreifbare König der Waterfront war als Verbrecher entlarvt, als Komplice einer Frau, deren Beruf es war, Callgirls zu vermitteln und Rauschgift zu verkaufen.
Im gleichen Augenblick, in dem wir eintraten, zuckte hinter uns Louis Thrillbrokers Blitzlicht. Niles fuhr herum, aber er blickte in die Mündung unserer Pistolen.
»Mrs. Rodriguez und Mr. Niles, Sie sind hiermit verhaftet, und alles, was sie von diesem Augenblick an sagen, kann gegen Sie verwendet werden«, betete ich die alte Formel herunter.
Die Rodriguez hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, King Niles war bleich geworden, aber keinen Augenblick verlor er die Fassung.
»Wessen verdächtigt man mich?«, fragte er.
»Das werden Sie im Federal Building erfahren.«
»Ich verlange, mich sofort mit meinen Anwälten in Verbindung setzen zu dürfen«, fuhr er fort und griff bereits nach dem Fernsprecher, als hinter mir ein Warnungsruf erscholl.
Wir fuhren herum. Mr. Jarlatan schien uns gar nicht zu sehen. Er stürmte an uns vorbei ins Zimmer.
»Du Lump! Habe ich dich endlich. Ich sehe, du trinkst Champagner, um deinen Sieg zu feiern, wahrscheinlich hast du schon die Mörder gedungen, die mich erledigen sollen. Aber du hast dich geirrt, King Niles, so einfach erledigt man einen Jarlatan nicht. Jahre und Jahre habe ich mich vor dir ducken müssen, und wenn ich nicht hinter einige deiner Geheimnisse gekommen wäre, so hättest du mich längst fertiggemacht. Neulich, als ich dir die Drillinge schickte, ist es schiefgegangen. Du hast Patty umlegen lassen, weil sie mir zuviel erzählt hatte und du Angst hattest, sie könnte den G-men dasselbe sagen. Alles hätte ich dir verziehen, wenn du die Finger von dem Mädel gelassen hättest, und jetzt bist du dran.«
Er riss die Pistole heraus, und ich sprang zu und schlug ihm den Arm hoch, aber in diesem Augenblick peitschte ein dünner Knall, und Jarlatan sackte zusammen.
Die Rodriguez setzte die Pistole an ihre Schläfe, aber Phil war schneller. Er schlug sie ihr aus der Hand, bevor sie abgedrückt hatte.
King Niles stand immer noch wie vorher. Er steckte die Hände in die Taschen seines Hausrocks, und dann gab er seinem toten Feind einen Stoß mit der Spitze seines Lackschuhs.
»Idiot«, knirschte er. Sonst nichts.
Dann begann erst der große Kampf zwischen dem FBI, der Stadtpolizei und der Staatsanwaltschaft gegen King Niles. Wir hätten ihm mit Ausnahme seiner Beziehungen zu der Rodriguez nichts, aber auch gar nichts nachweisen können, wenn nicht der Tod Jarlatan uns die Beweise geliefert hätte.
Zwei Tage danach erhielten wir von seinem Anwalt einen Brief, der einen Umschlag enthielt, die die Aufschrift trug: »Nach meinem Tod zu öffnen.« In diesem Umschlag waren die Beweise, und was uns noch fehlte, gestand Louis Crain, der Chef der Getreidelagerungsund Transport Cy., um selbst billiger wegzukommen.
Trotzdem schaffte es die Staatsanwaltschaft
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