0256 - Der Zombie aus dem Kerkerschloß
mit!« Entschlossen klang die Antwort. So sehr, daß Andreas keine Einwände hatte. Er wartete, bis Christa bei ihm war und spürte, wie sie nach seiner Hand tastete.
»Halte mich fest«, flüsterte das Mädchen. »Ich habe Angst…«
»Ich auch, ehrlich gesagt.«
Die Berührung gab ihnen gegenseitig die nötige Kraft, die sie brauchten.
Bevor sie allerdings den Saal verließen, nahm Andreas noch eine Taschenlampe mit. Es war eine kleine Lampe, die sehr wenig Licht gab, ihnen reichte es jedoch.
Sie verließen den Saal und begaben sich in den anschließenden Raum, der von seinen Ausmaßen her fast so groß war die der hinter ihnen liegende.
Hier lagen keinerlei Werkzeuge herum, es waren auch keine Gerüste zu sehen, der große Raum wirkte in seiner Kahlheit irgendwie bedrückend.
Andreas blieb stehen und schwenkte den Arm mit der Lampe. Große Kreise zeichnete er, so daß er in die Ecken hineinleuchten konnte, aber nichts entdeckte, was irgendeinen Hinweis auf Mike Palm oder die anderen gegeben hätte.
»Der ist sicherlich unten!«
Christa hatte die Worte gesprochen. Andreas dachte da ähnlich, und dennoch fürchtete er sich davor, in die Tiefe zu steigen. Er brauchte nur an den gestrigen Tag zu denken, als sie den Gang freigelegt hatten.
Alle fünf hatten es mit der Angst zu tun bekommen, und gerade jetzt fielen ihm die warnenden Worte des alten Küsters wieder ein, der sie gebeten hatte, das unheimliche Kerkerschloß zu verlassen.
Sie hatten nicht auf ihn gehört. Auf einen Menschen, der die alten Geschichten, die man sich über das Schloß erzählte, für bare Münze nahm.
Gesehen hatten sie die Tote, die seit 200 Jahren dort gefangen war, auch nicht.
Nicht einmal ein Skelett.
»Sollen wir nicht nach unten gehen?« fragte Andreas.
»Nein, ich…« Christa schüttelte den Kopf.
»Okay, ich stimme dir zu. Aber nachsehen möchte ich dennoch gern.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ganz einfach. Ich gehe bis zur Treppe vor und leuchte nur die Stufen hinab.«
Christa schaute zweifelnd. »Ist das auch richtig, was du da vorhast? Ich meine, wenn…«
»Laß mich nur machen.« Andreas gab sich überlegen, obwohl auch er von einem unguten Gefühl erfaßt worden war und Angst hatte.
Als er sich von Christa löste, sah es für einen Moment so aus, als wollte ihm das Mädchen folgen. Es zuckte aber zurück, zudem war ihr Freund ziemlich schnell.
Die Treppe war erst zu erkennen, wenn man sich ziemlich dicht davor befand. Zudem lag sie noch ein wenig versteckt, und auch im Schein der Lampe konnte Schattner nicht viel sehen.
Er sah nur die nischenähnliche Einbuchtung, drehte seinen Arm nach rechts, um die Stufen hinunterzuleuchten, und bemerkte im selben Augenblick die Bewegung in der Nische.
Dort lauerte jemand.
Abrupt blieb er stehen.
Da geschah es.
Der Jemand, der in der Nische gewartet hatte, kippte ihm entgegen. Er fiel genau auf ihn zu, der junge Mann wollte noch weg, er schaffte es nicht mehr.
Die Gestalt prallte steif gegen ihn und drückte Andreas an die Wand.
Schattners Augen wurden groß. Er sah auf dem Kopf die weiße Haube, dachte sofort an die unheimlichen Fäden und wurde dann abgelenkt, weil er hinter dem Gespinst ein Gesicht entdeckte.
Kalt, starr, mit aufgerissenen Augen.
Es gehörte Mike Palm!
***
Es waren Sekunden des Entsetzens und der Starrheit, die Andreas Schattner überfielen. Für ihn gab es keinen Zweifel mehr. Mike Palm war tot. In einer Reflexbewegung hatte Andreas seine Anne um den Körper geklammert, und er fühlte unter seinen Händen die Steifheit des anderen. Da steckte kein Leben mehr drin, es war alles aus, vergessen, vorbei.
Er hielt einen Toten in den Armen! Einen Toten !
Das wurde ihm nach seinem jähen Schrecken und dem Entsetzen richtig bewußt. Sein Atmen war mit einem schluchzenden Geräusch verbunden, das auch Christa Behle vernahm.
Sie hatte gewartet und war Andreas nur mit den Blicken gefolgt. Leider hatte sie nicht genau erkennen können, was sich innerhalb der kleinen Nische und direkt an der Treppe alles abspielte. Sie sah nur den Strahl der Lampe, der zudem noch zu Boden gerichtet war.
Als sie schließlich das schluchzende Geräusch vernahm, da ahnte sie, daß Andreas in Schwierigkeiten steckte. Zuerst wollte sie fliehen, überwand sich jedoch und lief zu ihrem Freund.
»Andy, ich…«
»Nein!« keuchte der junge Mann. »Um Himmels willen, Christa, bleib da. Bitte…«
Zu spät kam die Warnung. Das Mädchen hatte die trennende Distanz längst
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