Die Werwolf-Elite
Das weiße Licht der Halogenscheinwerfer schimmerte in der Dunkelheit bläulich. Die langen Lichtbalken fielen auf den Asphalt und schufen helle Inseln.
Es war ruhig auf dem Gelände, das besonders gesichert wurde, denn hinter den dicken Mauern der Baracken wurden Probleme besprochen, die für die Sicherheit des Landes von unermeßlichem Wert waren. Sie durften nicht an fremde Ohren gelangen, der Verteidigungsminister wäre sonst im Dreieck gesprungen. Keine Maus konnte in die mehrfach gesicherte Zone gelangen, ohne bemerkt zu werden. Erst recht kein Mensch. Doch der kam nicht wie ein Dieb in der Nacht, sondern völlig normal. Vielleicht ein wenig gehetzt oder taumelnd, das allerdings konnte auch an den Lichtverhältnissen liegen. Das meinte jedenfalls einer der Wärter, die in der Kabine mit schußsicherem Glas saßen.
Der zweite Mann löste Rätsel. »He, da kommt einer!«
Der Rätsellöser schaute auf. Wie sein Kollege trat auch er an die Scheibe und schaute auf den Weg, der direkt zur nächsten Zufahrtsstraße führte. Beide sahen sie ihn.
Wie ein Geist tauchte er aus der wattigen Schwärze auf und wurde wenige Yards später von den Halogenscheinwerfern erfaßt. Für einen Augenblick blieb er stehen, nahm die Hände hoch, und es schien, als würde er sie vor seine Augen halten. Der Mann war deutlich zu sehen.
Er trug einen grauen Anzug, ein Hemd und eine Krawatte. Alles wirkte schmutzig an ihm, als wäre er über ein Feld gekrochen.
»Shit«, sagte der Mann mit den Rätseln, »der ist fertig.« Er schob seinen Kaugummi in die rechte Mundhälfte.
Sein Kollege schwieg.
»He, warum sagst du nichts?«
»Den kenne ich.«
»Wen?«
»Der da kommt.« Der Mann grinste. »Das ist ein Hammer. Und wie der aussieht, verdammt fertig. Den haben sie durch die Mühle gedreht. Wahrscheinlich Auslandseinsatz. Shit auch…«
»Sag endlich den Namen!« forderte der andere.
»Clive Denver!«
»O Lord.«
»Ja, jetzt erinnerst du dich, wie?«
»Ich dachte, der wäre tot.«
»Haben wir alle gedacht, doch der gute Clive ist nicht so leicht in den Boden zu stampfen, mein Lieber.«
»Und was willst du machen?«
»Was ich machen will, Mensch? Reinholen, was sonst. So wahr ich Tom Warrick heiße, den Fisch dürfen wir uns nicht von der Angel gehen lassen, glaub mir.«
»Soll ich nicht erst den Alten verständigen?«
Warrick nickte. »Sicher, ruf ihn zu Hause an.«
Clive Denver hatte sich inzwischen an das blendende Licht gewöhnt. Er warf den Kopf in den Nacken und schaute hoch zum Himmel, weil dort ein voll erblühter Mond stand, der sein Licht auf die Erde schickte. Die Weltkugel badete in einem matten, silbrigen Schein.
Denver schüttelte den Kopf. Warrick konnte sehen, wie er den Mund öffnete, sich dann einen innerlichen Ruck gab und weiter auf das abgesicherte Tor zuwankte.
Tom Warrick griff zum Mikro. In der Wand waren die Rillen eines Lautsprechers zu sehen. »Mr. Denver!« drang die etwas kratzige Stimme aus dem Lautsprecher hervor. Clive blieb stehen. Er hatte braunes Haar.
Jetzt klebte es ihm in der Stirn, weil ein dicker Schweißfilm auf der Haut lag. Sprechen konnte er nicht, nur nicken.
Warrick wußte Bescheid. Der Mann war fertig, und er gehörte zu den Topleuten des Verteidigungsministeriums. Den mußte er hereinlassen.
Neben dem Tor befand sich eine kleine Pforte. Ebenfalls durch ein starkes Eisengitter gesichert. Das schwang mit einem leisen Summton zurück. Clive Denver hatte freien Zugang. Er taumelte auf das abgesperrte Gelände, stützte sich an der Wand des Wärterhäuschens ab und ging auf Tom Warrick zu, der die Bude verlassen hatte und den Ankömmling erwartete.
Denver ließ sich von ihm in das Haus bringen. Dort drückte Warrick ihn auf einen Stuhl. »Verdammt, verdammt!« keuchte Denver.
»Was ist geschehen?«
»Geben Sie mir einen Kaffee. Und informieren Sie den General, Meister.«
»Schon geschehen.«
»Dann den Kaffee.«
Diesen schwarzen Wachmacher tranken die beiden Aufpasser literweise während der Nacht. Warrick brachte die gefüllte Thermoskanne mit.
Seine Mutter kochte den Kaffee. Beide Männer waren nicht verheiratet.
Denver keuchte. Er war ein harter Mann, das hatte sich inzwischen herumgesprochen. Ein Typ, der weder Tod noch Teufel fürchtete. Daß er jetzt so down war, hatte sicherlich seinen Grund, nach dem die Wärter zwar fragen konnten, aber keine Auskunft darauf erhalten würden. Das fiel unter top secret. Warrick kippte Kaffee in den Becher, während sein Kollege
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