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0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
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Fenster hinauf.
    Papescas rechter Arm flog empor, nahm kurz Schwung und schlug zu. Die Scheibe barst mit lautem Klirren. Ein großes Stück Glas fiel in die Halle, und Papesca hörte, wie es auf dem steinigen Boden zerschellte. Splitter fielen herab,’ rieselten auf die Decke, die der Millionär schützend über sich gebreitet hatte.
    Wie ein Geisterfinger strich der Strahl von Papescas Taschenlampe durch die Finsternis.
    Der Verbrecher seufzte erleichtert. Er hatte sich nicht getäuscht. Es war die Schlangenhalle. Überall standen sie, die langen Glaskästen, die Schlangenterrarien. Papesca ließ den Schein der Lampe senkrecht nach unten fallen. Nein, kein Glasbehälter stand unter dem Fenster. Der Abstieg war leicht. Kein Hindernis, das einen weiten Sprung in die Halle oder eine komplizierte Kletterei notwendig machte.
    Papesca sprang in die Halle.
    Es gab ein dumpfes Geräusch, als ihm beim Aufprall auf die Steinfliesen die Reisetasche entglitt und zu Boden fiel. Der Verbrecher schirmte die Lampe mit der Hand ab. Trotz der feuchten Wärme in dieser Halle frostete ihn plötzlich.
    Langsam ging er durch die Reihen der Terrarien, in denen die Schlangen lebten. Vipern — Aspis-, Horn- und Sandvipern stand darauf zu lesen. In etwas kleinerer Schrift fand sich darunter die Belehrung: Ausschließlich Giftschlangen, zwei Hauptgiftzähne, dreieckiger, scharf abgesetzter Kopf!
    Papesca zwang sich, an den Glaskasten zu treten. Er hatte gefunden, was er suchte.
    Es waren besonders schöne Exemplare, bunt schillernd, mit kräftigen Leibern. Träge lagen sie im Sand, ringelten sich um einen Ast oder bewegten sich unmutig, wenn sie der Schein der Lampe traf.
    Nach kurzem Suchen fand Papesca das Schloß, das einen beweglichen Teil der Glasscheibe sicherte. Zwei, drei Hiebe mit dem Kolben der Pistole. Das Schloß zerbrach. Papesca nahm es ab und rückte dann vorsichtig an der Scheibe. Das Glasstück lief oben und unten in Schienen, war nicht größer als eine Seite der »New York Times« und ließ sich ohne Schwierigkeiten bewegen.
    Papesca schob die Scheibe Millimeter um Millimeter zur Seite.
    Jetzt war die Öffnung fingerbreit.
    Der Mann konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf den Spalt, den er vorsichtig vergrößerte. An den Händen trug der Verbrecher die dicken Stulpenhandschuhe. Die Reisetasche stand geöffnet neben ihm. Die Tasche war jetzt ausgepolstert mit den beiden warmen Decken. Hinzukommen sollte die Wärme der Autoheizung. Papesca hoffte, daß dies genügen würde, um die Reptilien vorläufig am Leben zu erhalten.
    Durch die Schläge, mit denen das Schloß zertrümmert worden war und durch das grelle Licht der Taschenlampe waren die Schlangen unruhig geworden. Wie wild schossen sie hin und her. Papesca hatte das Terrarium jetzt handbreit geöffnet. Seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich ganz auf die Öffnung des Schlangenbehälters. Als der Verbrecher eine Sekunde den Blick hob, sah er etwas, das seine Bewegungen augenblicklich lähmte.
    Aus dem Halbdunkel der linken Ecke schoß der glitzernde Leib einer Viper wie eine Stahlfeder.
    Die gespaltene Zunge schnellte zwischen den gekrümmten Giftzähnen hervor. Der starre, tückische Blick des Reptils bannte den Millionär.
    Im nächsten Augenblick waren die Giftzähne keine Unterarmlänge mehr von Papescas Gesicht entfernt.
    ***
    Henry Haitch mußte wahnsinnig gewesen sein, als er den Mordauftrag annahm. Aber Morden und Töten war sein Beruf, denn Haitch war einer jener Killer, die gegen entsprechendes Entgelt ihnen völlig unbekannte Menschen im Aufträge töten.
    Als Haitch 32 Jahre alt war, hatte er bereits vier Menschenleben auf dem Gewissen. Zweimal stand er unter Mordanklage vor Gericht, aber ihm war nichts nachzuweisen.
    Als er während der letzten vier Monate zwei weitere Morde verübte, ging er so dreist und selbstverständlich vor, daß man ihn erkannte. In beiden Mordfällen schoß er Bankboten am hellichten Tag auf offener Straße nieder, riß die Geldtasche an sich und entkam mit dem Raub.
    Augenzeugen aber hatten ihn eindeutig identifiziert. Als sie den Raubmörder beschrieben, legte man ihnen Fotos von Haitch vor. Diese Identifizierung war nicht sonderlich schwer, denn der Killer verfügte über eine Reihe hervorstechender Merkmale.
    Nach den letzten Morden war Haitch untergetaucht. Seit vier Monaten hatte man ihn nicht mehr gesehen. Das FBI bezweifelte sogar, daß er überhaupt noch in den USA weilte.
    Da Haitch seit vier Monaten wie vom Erdboden

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