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026 - Der Doppelgänger

026 - Der Doppelgänger

Titel: 026 - Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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du könntest dich verletzen!«
    »Ich kenne den Revolver in- und auswendig. Ich kann dieses Schlüsselloch treffen - ich wette, dreimal mit fünf Schüssen.«
    Sie zeigte auf die Tür.
    »Aber um Gottes willen! Die Waffe ist doch nicht etwa geladen?«
    »Aber natürlich ist sie geladen.« Sie nahm die Pistole zärtlich in die Hand. »Im Lauf ist keine Patrone, aber es steckt ein voller Rahmen im Magazin. Soll ich dir den Mechanismus zeigen?«
    »Nein, leg das schreckliche Ding doch weg!«
    Diana gehorchte, schloß die Schublade zu und steckte den Schlüssel in die Handtasche.
    »Alma - das Wort muß ich mir merken«, sagte sie erfreut.
    »Vergiß es lieber so schnell wie möglich! Ich hatte wirklich nicht die Absicht, dir oder sonst jemand das Kennwort zu meinem Geldschrank zu verraten. Es ist eigentlich nicht recht, daß du es weißt - du könntest vielleicht aus Versehen -«
    »Merke dir, daß ich niemals etwas aus Versehen tue. Aus Niedertracht oder aus Schadenfreude tue ich manchmal etwas, aber dann geschieht es mit voller Überlegung und Absicht. Du könntest mich übrigens bei der Gesandtschaft absetzen«, sagte sie, als Eleanor ihr in den Mantel half.
    »Sie liegt ja ganz in der Nähe des Ritz-Hotels. Wenn du allerdings vorher noch jemand abholen willst ...«
    Gordon wollte tatsächlich jemand abholen und hatte gar nicht die Absicht, zum Ritz-Carlton zu fahren, sondern zum Buckingham Gate. Infolge der veränderten Fahrtroute kam er fünf Minuten zu spät. Die Zurückhaltung, die Mrs. van Oynne zeigte, war direkt heroisch. Er entschuldigte sich vielmals und erklärte ihr seine Verspätung.
    »Also schon wieder Diana«, sagte sie vorwurfsvoll. »Ich hasse dieses Mädchen mit der Zeit!«
    »Meinen Sie Diana?«
    »Ja«, sagte Heloise schnell. »Aber Gordon, Sie glauben gar nicht, wie sehr ich mich auf den nächsten Sonnabend freue.«
    »Es ist mir allerdings eingefallen, daß am Sonnabend viel Verkehr ist. Die Züge werden von Leuten überfüllt sein, die zum Wochenende fortfahren.« Sie seufzte.
    »Wir brauchen ja nicht zusammen zu reisen«, sagte sie resigniert. »Wie vorsichtig und schüchtern Sie doch sind!«
    »O nein, ich bin durchaus nicht schüchtern!« protestierte Gordon verletzt. »Ich bin nur Ihretwegen besorgt - das ist mein einziger Grund. Übrigens habe ich Robert ins Vertrauen gezogen und ihm alles erzählt.«
    »Das ist Ihr Bruder, nicht wahr? Was hat er denn gesagt?«
    Sie war neugierig.
    »Robert ist ein Geschäftsmann, der wenig Phantasie hat. Zuerst dachte er - nun ja, Sie wissen ja selbst, was gewisse Leute immer denken werden, meine teure Heloise.«
    »Könnten wir nicht eigentlich schon am Freitag fahren?«
    »Das ist unmöglich. Am Freitag besucht mich ein Geschäftsfreund.« Er erzählte ihr von Mr. Tilmet.
    Während des Essens beobachtete sie, daß er etwas zerstreut war. Sie nahm an, daß er sich wegen der bevorstehenden Reise Gewissensbisse mache. Aber damit hatte sie nicht recht, denn Gordon dachte im Augenblick an Diana. Er wunderte sich, wie es möglich war, daß er erst heute auf ihren wunderbaren Teint und ihre Figur aufmerksam geworden war. In gewisser Weise hatte er sich daran gewöhnt, Diana zu ertragen und ein grimmiges Vergnügen zu empfinden, wenn sie ihm das Leben schwer machte. Aber er mußte zugeben, daß sie seinen Haushalt glänzend führte, denn sie hatte die Ausgaben bedeutend eingeschränkt. Sie war wirklich eine vorzügliche Hausfrau.
    »Warum lächeln Sie denn?« fragte Heloise.
    »Ach, habe ich gelächelt?« meinte er verlegen und beinahe entschuldigend. »Ich wußte es gar nicht, ich dachte an etwas - hm - an etwas, das in meinem Büro passierte.«
    Selbst in seinen kühnsten Träumen hätte er nie geglaubt, daß er sich jemals wegen Diana herauslügen müßte.

8
    Als Diana nach Hause kam, war Gordon schon zurück. Er war nachdenklich und außerordentlich verlegen. Es war auch ganz ungewöhnlich, daß er noch auf war, im allgemeinen legte er sich sofort zur Ruhe, wenn er von einem Essen oder vom Theater nach Hause kam und ließ sich unter keinen Umständen um diese Zeit noch in große Unterhaltungen ein.
    »Hast du dich gut amüsiert?« fragte er.
    »Prächtig! Die Spitzen des Kolonialamtes waren da, es war eine auserlesene Gesellschaft. Du bist natürlich zu spät zur Verabredung gekommen - war sie sehr ärgerlich?«
    Unter anderen Umständen hätte er eine solche Frage einfach unbeantwortet gelassen.
    »Ich kam etwa fünf Minuten zu spät - die Dame war

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