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026 - Der Doppelgänger

026 - Der Doppelgänger

Titel: 026 - Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Onkel Collings, ich bin krank!«
    Mr. Cathcart sah bestürzt auf.
    »Ich bin ganz krank von Australien. Mir macht das Leben hier keine Freude mehr. Ich bin krank von der ganzen Stadt, von den Leuten, von der Umgebung, von allem! Ich fahre heim.«
    »Heim?« rief Mr. Collings atemlos. »Aber meine gute, liebe Diana, Sie wollen doch nicht etwa nach England gehen?«
    »Natürlich will ich nach England! Ich werde dort meinen Vetter Gordon Selsbury besuchen.«
    Mr. Collings fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
    »Es ist natürlich ein älterer Herr?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie zuckte gleichgültig die Schultern.
    »Aber er ist doch verheiratet?«
    »Vermutlich. Er ist hübsch, und alle hübschen Leute sind verheiratet - die Anwesenden sind selbstverständlich ausgeschlossen.«
    Mr. Collings war Junggeselle und konnte deshalb herzlich über den Spaß lachen. Mr. Cathcart aber als ein verheirateter Mann machte ein saures Gesicht.
    »Sie haben sich wohl telegrafisch und brieflich angemeldet. Mr. Selsbury hat nichts gegen Ihren Besuch einzuwenden?«
    »Nicht im geringsten - er wird entzückt sein, mich zu sehen.«
    »Zwanzig Jahre alt«, sagte Mr. Cathcart kopfschüttelnd. »Vor dem Gesetz noch ein Kind. Ich glaube wirklich, wir müßten erst mehr über Mr. Selsbury und seine Verhältnisse erfahren, bevor wir gestatten könnten - wie, Collings?«
    Mr. Collings schaute das junge Mädchen fast bittend an. Sie hatte niemals verwaister ausgesehen als in diesem Augenblick.
    »Es wäre doch vielleicht besser -?« fragte er behutsam.
    Diana lächelte, ihre Augen strahlten, und ihre kleinen weißen Zähne blitzten.
    »Ich habe schon meine Kabine belegt, sie ist sehr hübsch. Es ist ein besonderer Baderaum und auch ein Wohnzimmer dabei. Die Wände sind ganz mit Brokatseide ausgeschlagen. Und es steht eine hübsche, niedliche Bettstelle aus Messing in der Mitte, so daß ich nach beiden Seiten herausfallen kann.«
    Mr. Cathcart fühlte, daß jetzt der Augenblick gekommen sei, seine Autorität geltend zu machen.
    »Ich kann Ihrem Plan nicht zustimmen«, sagte er ruhig.
    »Warum denn nicht?« Sie sah ihn von oben her an und warf den Kopf in den Nacken.
    »Ja, warum denn nicht?« fragte auch Mr. Collings.
    »Weil Sie noch nicht volljährig sind, meine liebe, junge Dame, weil Sie nach den Gesetzen dieses Landes noch ein Kind sind, und weil Mr. Collings und ich die Vormundschaft über Sie führen. Ich bin alt genug, Ihr Vater sein zu können -«
    »Oder auch mein Großvater! Aber kommt es denn darauf an? Neulich traf ich in dem Zug von Bendigo hierher einen Herrn von sechzig Jahren, der mich in den Arm zwicken und dauernd meine Hand in die seine nehmen wollte. Das Alter macht gar nichts aus, wenn nur das Herz jung ist.«
    »Das stimmt«, bestätigte Mr. Collings, dessen Herz noch sehr jung war.
    »Der langen Rede kurzer Sinn ist, daß Sie nicht abfahren dürfen«, sagte Mr. Cathcart entschieden. »Ich möchte nicht erst eine gerichtliche Entscheidung hierüber herbeiführen -«
    »Einen Augenblick, Sie schlechter Freund der armen jungen Leute!« Diana nahm kurz entschlossen mehrere große Gesetzbücher und einen ganzen Stoß von Gerichtsakten vom Stuhl, legte ihn auf die Erde und setzte sich. »Meine Kenntnis des Gesetzes ist ja nur oberflächlich«, sagte sie ernst. »Ich habe mein Leben auf den Grassteppen von Kara-Kara zugebracht. Aber obwohl ich nur ein unwissendes Waisenkind bin ...«
    Mr. Collings seufzte.
    »... so ist mir doch bekannt, daß ein Anwalt erst einen Klienten haben muß, bevor er eine Gerichtsentscheidung beantragt. Denn kein Jurist, es sei denn einer, der vor Verliebtheit verrückt ist, stellt Anträge bei Gericht, ohne einen Klienten zu vertreten.«
    Mr. William Cathcart zuckte die Schultern.
    »Sie müssen sich Ihr Bett allein machen.«
    »Der Gerichtshof kann mir mein Bett auch nicht machen!« antwortete sie.
    Mr. Cathcart sah, wie sie auf ihn zukam und schnell seinen Federhalter nahm.
    »Onkel Cathcart, ich hoffte so sehr, daß wir als gute Freunde scheiden würden! Jeden Abend, wenn ich vor meinem Bett zum Abendgebet niederknie, sage ich: ›Lieber Gott, bitte, gib doch Onkel Cathcart ein bißchen mehr Humor und mache ihn ein wenig liebenswürdiger.‹ Ich habe immer geglaubt, daß dieses Wunder eines Tages geschehen würde.«
    Onkel Cathcart rückte auf seinem Stuhl unruhig hin und her.
    »Gehen Sie Ihren eigenen Weg«, sagte er laut. »Ich kann keinen alten vernünftigen Kopf auf junge Schultern setzen. Wir

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