026 - Der Doppelgänger
sie denn angerufen?«
»Etwa um fünf.«
»Um fünf Uhr! Sie alter Ölgötze, warum haben Sie mir denn das nicht sofort gesagt?« Eingeseift wie er war, eilte er zum Telefon und ließ sich mit Diana verbinden.
»Bist du am Apparat, Bobby? Kannst du heute zu mir kommen?«
»Ich werde sofort erscheinen!«
»Das ist nicht nötig. Wenn du gelegentlich vorbeikommst, ist es gut. Aber sei nicht erstaunt, wenn du hier einen Herrn findest, von dem ich dir schon viel erzählt habe.«
»Doch nicht etwa Dempsi?« fragte er verwundert.
»Ja. Er ist für ein oder zwei Tage hier - ich werde dir alles erklären, wenn du kommst.«
Bobby pfiff leise vor sich hin.
Er nahm das Mittagessen in seinem Klub und machte am frühen Nachmittag seinen Besuch in Cheynel Gardens. Die Tür wurde ihm von einem merkwürdigen Hausmeister geöffnet.
Bobby schaute den Mann überrascht an. Dieser Diener mit den Ziehharmonikahosen und dem schlechtsitzenden Anzug hätte aus einer Burleske entsprungen sein können.
»Sie sind wohl der neue Butler?«
Der andere legte die Hand aufs Herz und verneigte sich.
»Jawohl, Sir, mein Name ist Smith«, sagte er düster.
Er schielte und legte das Gesicht in Falten.
»Ich werde Sie aber trotzdem Superbus nennen - Sie können auch ruhig wieder natürlich dreinschauen.«
Mr. Superbus gehorchte enttäuscht.
»Woran haben Sie mich denn wiedererkannt? Hat Ihnen Miss Ford etwas erzählt?«
Bobby lächelte ironisch.
»Na, das war doch wirklich nicht schwer, Sie zu erkennen!«
»Das ist merkwürdig. Meine Frau sagt immer, daß sie mich auf der Straße nicht wiedererkennen würde, wenn ich mein Gesicht derartig verstelle.«
»Nun sagen Sie mir, Superbus, was ist denn hier los?«
Julius war unschuldig wie ein neugeborenes Kind. Mit einem Blumenkranz auf dem Kopf hätte er nicht dümmer aussehen können. Aber Bobby ließ sich nicht täuschen.
»Was sollte denn hier los sein?«
»Warum sind Sie denn in dem Haus und haben sich so merkwürdig ausstaffiert. Miss Ford weiß doch, wer Sie sind?«
Mr. Superbus schloß schnell die Tür und legte seinen Zeigefinger an den Mund.
»Pst!« sagte er geheimnisvoll.
Bobby wartete.
Julius ging auf Zehenspitzen in das Studierzimmer und winkte Bobby zu sich.
»Sie hat mich gerufen«, sagte er ernst. »Sie hat mich gebeten, bei ihr zu bleiben. Konnte ich ihr das abschlagen? Wenn die Sache gefährlich wird, dann bin ich dabei - ja, das ist meine Art!«
Bobby glaubte Dianas Gründe zu verstehen. Sie wollte wahrscheinlich einen Mann im Hause haben. Er entnahm daraus, daß nicht nur er Respekt vor dem Doppelgänger hatte.
»Oh, ich begreife. Eine vernünftige junge Dame!«
»Ja, mein Herr, sie ist sehr verständig. Ich wüßte nicht, was sie Besseres hätte tun können. In mir hat sie den rechten Mann gefunden!«
»Miss Ford war allein und hat Sie gebeten, hierherzukommen? Das freut mich.«
»Nun, sie war gerade nicht allein«, erklärte Mr. Superbus, dem es schwerfiel, seine Ehre als alleiniger Beschützer aufzugeben, »Onkel Artur ist natürlich auch noch da.«
Bobby traute seinen Ohren nicht.
»Onkel Artur? Wer ist denn Onkel Artur?«
Julius hatte schon die Absicht gehabt, bei der ersten Gelegenheit diese Frage auch an Bobby zu stellen.
»Ich kenne seinen Familiennamen nicht, er ist aber ein sehr übelgelaunter Herr mit allerhand verrückten Einfällen und ...« er zeigte mit dem Finger auf die Stirn, aber Bobby verstand den Sinn dieser Geste nicht.
Von Dempsi hatte Bobby ja schon am Telefon erfahren.
»Und dann ist auch noch Tante Lizzie da«, fuhr Julius fort.
Bobby schwankte beinahe und stützte sich auf den Kamin. Er wußte nicht, ob er wache oder träume. Es kam ihm plötzlich alles unwirklich vor. Sicherlich würde Mr. Superbus gleich zwei Hasen und eine Schüssel mit Goldfischen aus seinem Zylinder hervorzaubern, und Diana würde mit einem gezierten Lächeln auf den Lippen als Balletteuse ins Zimmer schweben. Und dann würde er aus seinem Traum aufwachen.
»Geben Sie mir doch etwas zu trinken«, sagte er schwach. »Meine Hand zittert ein wenig.«
Der große Detektiv goß ihm stolz ein Glas ein. »Sagten Sie nicht eben etwas von Tante Lizzie?« fragte Bobby, der inzwischen alle seine Verwandten im Geist hatte Revue passieren lassen, aber weder einen Onkel Artur noch eine Tante Lizzie unter ihnen entdeckt hatte.
»Jawohl, Sir, sie kam gestern nachmittag mit Onkel Artur. Sie ist eine sehr hübsche Dame. Aber die beiden vertragen sich nicht recht
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