026 - Der Doppelgänger
miteinander. Das ist ja weiter auch nicht verwunderlich. Es ist doch merkwürdig, daß sie einen so häßlichen Namen hat - Lizzie klingt doch so gewöhnlich! Es gibt doch so schöne Namen wie Maud und Agnes. Wenn sie allerdings allein sind, dann nennt er sie Heloise.«
Das Zimmer schien sich plötzlich um Bobby zu drehen.
»Heloise! Heloise!« murmelte er. »Hat sie - hat sie dunkle rabenschwarze Haare?«
»Jawohl, mein Herr.«
»Und Augen, die bis auf den Grund Ihrer Seele blicken?«
Superbus mußte sich das erst überlegen.
»In meine Seele blickt sie nicht, aber es ist schon irgend etwas Besonderes an ihren Augen«, gestand er.
»Hat sie die süßeste Stimme der Welt?«
Mr. Superbus stutzte wieder. Stimmen waren für ihn eben Stimmen.
»Ich habe sie noch nicht singen oder viel sprechen hören. Sie flucht ein wenig auf Onkel Artur, und das ist eigentlich nicht recht das Betragen einer vornehmen Dame.«
Bobby unterbrach ihn. »Wo ist Onkel Artur?«
»Der putzt Silber.«
Bobby fuhr zurück.
»Was, der putzt Silber?« fragte er ganz verwirrt. »Wache oder träume ich? Wo sind denn die anderen Dienstboten?«
»Miss Ford hat sie vorläufig auf Urlaub geschickt. Ich bin hier beruflich tätig. Ich habe die Aufgabe, aufzupassen, daß Onkel Artur das Haus nicht verläßt.«
Bobby begann endlich Licht zu sehen. Wenn Heloise hier und Gordon nicht in Ostende war -! Und wenn Gordon hier war, dann war seine Sehnsucht nach Freiheit nicht nur verzeihlich, sondern auch vollkommen verständlich.
»Onkel Artur will wohl immer fortgehen?«
Julius wunderte sich, daß er überhaupt diese Frage stellte. Bobby mußte doch über seine Familienmitglieder Bescheid wissen. Aber auf der anderen Seite war es ja begreiflich, daß er diese dunklen Punkte gern verleugnen wollte.
»Er ist ein bißchen verdreht - Sie wissen doch, was ich meine? Er hat Wahnvorstellungen, Hallelujahzinationen, um einen hohen medizinischen Ausdruck zu gebrauchen. Er sieht Dinge und denkt, daß er jemand anders ist. Hunderte von solchen Fällen sind mir schon vorgekommen.«
»Aber wer hat ihm denn den Auftrag gegeben, das Silber zu putzen?«
»Miss Ford sagte, dann hätte er wenigstens eine Beschäftigung und käme nicht auf dumme Gedanken.«
In der Diele hörte man schwere Schritte.
»Das ist er. Sie brauchen sich aber nicht vor Onkel Artur zu fürchten, Sir. Er ist harmlos wie ein Kind.«
Im nächsten Augenblick trat Gordon ein, blieb aber sofort erschrocken stehen, als er Bobby sah. Er war in Hemdsärmeln, trug einen Staubwedel in der Hand und hatte eine große, weiße Schürze vorgebunden.
Bobby starrte ihn hilflos an.
»Um Gottes willen - das ist Onkel Artur?«
»Sie kennen ihn doch wieder, mein Herr?«
»Ja, ja, ich kenne ihn.«
Superbus ging auf Gordon zu.
»Brauchen Sie irgend etwas, Onkel Artur?« fragte er freundlich und klopfte ihm auf den Arm.
Mr. Selsbury war schon so gebrochen, daß er sich diese Vertraulichkeit ruhig gefallen ließ.
»Ja - nein«, sagte er heiser.
Julius schüttelte den Kopf.
»Er ist wirklich etwas schwachsinnig - er ist nicht recht klar im Kopf. Ich wundere mich nur, wie er zu einer Frau gekommen ist.«
Gordon besann sich auf sich selbst.
»Wo ist Tante Lizzie?« fragte er.
»In ihrem Zimmer, Onkel Artur. Sie liest Bücher.«
»Nennen Sie mich nicht Onkel - auf keinen Fall bin ich Ihr Onkel.«
»Nein, Sir«, gab Julius zu. »Ich habe überhaupt keinen Onkel, soviel ich weiß.« Plötzlich runzelte er die Stirn und sah Gordon so an, daß sogar Bobby eingeschüchtert wurde. »Mir kommt eben ein Gedanke«, sagte er langsam. »Ich möchte es fast Erleuchtung nennen. Ist denn das in Wirklichkeit Ihr Onkel Artur?«
Bobby horchte auf.
»Kennen Sie Onkel Artur ganz genau?« Mr. Superbus war von seiner neuen Idee ganz besessen. »Wenn nun der Doppelgänger hierhergekommen wäre und sich als Onkel Artur ausgegeben hätte!«
Bobby schaute seinen Bruder an. Gordon gab ihm ein Zeichen und schüttelte den Kopf. Er wollte also aus irgendeinem, Bobby nicht verständlichen Grund seine Rolle als Onkel weiterspielen.
»Aber ja«, sagte Bobby atemlos, »das ist Onkel Artur!« Julius ließ sich aber nicht so leicht überzeugen.
»Sind Sie Ihrer Sache auch ganz sicher?« fragte er noch immer zweifelnd.
»O ja, das ist Onkel Artur, daran ist kein Zweifel. Ich habe ihn sofort wiedererkannt.«
Kein Mann opfert leicht seine genialen Gedanken - und auch Julius war doch nur ein Mensch.
»Nun«, sagte er etwas
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