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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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(K)eine Zugfahrt unter Palmen
oder
Warum immer ich???
    Shoppingbeutetagebuch:
    Zauberhafte Business-juhu-ich-starte-in-ein-neues-Leben-und-es-macht-mir-gar-nichts-aus-dass-mein-Bräutigam- mich-betrogen-hat-Kleider in angesagten Knallfarben: 6
    Passende Schuhe: 18 (aber die Hälfte davon kann ich kostenlos zurückschicken, falls sie zu schmerzhaft sein sollten)
    Absolut schreckliches, geschmackloses Werbe-T-Shirt in Übergröße: 1 (genau genommen geschenkt bekommen und nicht geshoppt. Das macht es aber auch nicht besser …)
    Bis vor ungefähr achtunddreißig Stunden und zehn Minuten hat mein altes Leben noch vorgesehen, dass ich mich heute an einem blendend weißen Karibikstrand in der Sonne aalen und prickelnden Champagner aus dem Bauchnabel meines frisch angetrauten Ehemanns Marcel, einem ebenso erfolgreichen wie gut aussehenden Fachanwalt für Wirtschaftsrecht, schlürfen sollte.
    Sie fragen sich, warum ich das dann bitte in diesem Augenblick nicht tue?
    Die Ursache dieses etwas, nun ja, ungeplanten Umstands fußt wohl in der Tatsache, dass ich ziemlich genau vor diesen achtunddreißig Stunden und zehn Minuten herausgefunden habe, was mein bezaubernder Verlobter in unserer Wohnung so treibt, während ich seiner Meinung nach an anderen Orten weile (in diesem Fall bei der finalen Kleideranprobe im Brautausstattungsgeschäft). Ich habe Marcel nämlich vor besagten achtunddreißig Stunden und zehn Minuten auf der Wohnzimmercouch mit einer BWL -Studentin aus dem zweiten Semester erwischt. Das heißt, auf der Couch habe ich nur ihn erwischt. Sie kniete davor. Das hat die Sache allerdings auch nicht wesentlich besser gemacht.
    »Sehr geehrte Damen und Herren, dieser Zug kann heute aufgrund von technischen Problemen die geplante Reise nach München nicht antreten. Wir bitten Sie daher, auf andere Züge auszuweichen. Weitere Informationen erhalten Sie über die Lautsprecherdurchsagen auf den Bahngleisen. Wir bitten um Ihr Verständnis.«
    Es ist 08.06 Uhr am Morgen, und ich sitze mit zwei Reisekoffern, rasendem Puls und einer sich langsam steigernden Schnappatmung in einem gnadenlos überfüllten und alles andere als gut klimatisierten ICE -Abteil und starre alle dreißig Sekunden panisch auf die Uhr meines Handys. Eigentlich sollte ich längst irgendwo zwischen meinem alten Studienort Augsburg und meiner neuen Heimat München sein, denn pünktlich um 09.00 Uhr beginnt dort heute mein erster Arbeitstag in einer der größten TV -Redaktionen Deutschlands. Eigentlich beginnt heute noch viel mehr: mein neues Leben sozusagen.
    Während ich versuche, möglichst cool auszusehen und meine wachsende Verzweiflung hinter einem professionellen Lächeln zu verbergen, geht mir im Kopf nur eine Frage herum: Wieso passiert so was immer nur mir???
    Wer sonst wird einen Tag vor seiner Hochzeit von seinem Verlobten auf der eigenen Couch (auch noch der neuen aus weißem Kamelleder, einem echten Schmuckstück, das ich in dem unglaublich edlen Einrichtungshaus in der Fußgängerzone entdeckt habe) betrogen? Wer sonst muss freitagmorgens mit zwei überquellenden Koffern den improvisierten Umzug zu seiner besten Freundin über die Bühne bringen und gleichzeitig versuchen, irgendwie pünktlich zum ersten Arbeitstag im neuen Job (von dem ich übrigens keine Ahnung habe) anzutreten, während parallel die eigene Mutter die Mailbox mit üblen Beschimpfungsnachrichten vollmüllt. Dass ihre Tochter (also ich) gerade ihr Leben wegwerfe, will sie mir weismachen, außerdem dass ja wohl jeder Mann mal fremdgehe, das dürfe man so eng nicht sehen.
    Ich frage Sie, WER muss das alles NOCH gleichzeitig bewältigen? WER NOCH ??? Richtig: niemand. Nur ich, Anna Abendrot (ich habe mir meinen Namen nicht ausgesucht), studierte Fast-Juristin, zukünftige Hochstapler-Journalistin, ehemalige Beinahe-Ehefrau und Opfer des gemeinsten Schicksals aller Zeiten. Und jetzt fällt auch noch der Zug aus.
    Wissen Sie eigentlich, wie schwierig es ist, den Inhalt eines exakt 3,75 Meter langen Kleiderschranks in zwei handelsübliche Reisekoffer zu pressen? Nein, das können Sie vermutlich gar nicht wissen, denn außer mir wird noch nie jemand auf die Idee gekommen sein, ein solch abstruses Kunststück auch nur zu versuchen. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, ich hatte nicht wirklich eine Wahl.
    Nachdem Marcel sich von seiner frisch gelockten studentischen Saugglocke befreit hatte und mir mit Dackelblickaugen ins Schlafzimmer gefolgt war, um mir zu erklären, dass alles

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