0262 - Belphégors Höllentunnel
und wer du bist.«
Ein spöttisches Lachen erklang. »Wer ich bin, spielt keine Rolle. Auch ein Diener des größeren, aber ich kann dir sagen, wer dein und auch mein Herr ist. Willst du es wissen, Leduc?«
»Ja, rede!«
Der andere ließ sich mit der Antwort einen Moment Zeit, bevor er erwiderte: »Es ist Belphégor, der Hexer mit der Flammenpeitsche…«
***
Selbst Inspektor Brel vergaß das Fluchen, als er das Bild sah. Es war ein Anblick, der uns schüttelte und bis in den letzten Nerv traf. Ein furchtbares Bild.
Der Gluthauch eines Feuers mußte über den Mann hinweggeweht sein.
Da die Tür nachzitterte, übertrug sich dies auch auf den Körper des Toten, der von einem Messer gehalten wurde.
Ich löste die Klinge. Suko half mir dabei. Wir schafften die Leiche in den Nebenraum und legten sie auf das Bett. Brel rieb sich die Augen, als er flüsterte: »Eigentlich hätte ich es wissen müssen.«
»Was?« fragte ich.
»Daß er sich in Gefahr befindet. Aussagen in der Presse sind für Zeugen immer gefährlich. Deshalb versuchten wir ja, die Reporter abzuschütteln und wegzulassen, aber die Hundesöhne finden immer einen Weg. Ich sage Ihnen, eigentlich haben wir den Mann auf dem Gewissen.«
Wenn die Sache wirklich so abgelaufen war, wie Brel meinte, mußte ich ihm recht geben. Durch seine Aussagen hatte sich Cuccu tatsächlich in Gefahr begeben.
»Eins wundert mich nur. Wenn er verbrannt wurde, weshalb sehen wir hier keine Spuren?« Brel schaute mich fragend dabei an.
Die Antwort gab Suko. »Es ist möglich, daß man ihn woanders getötet hat.«
»Ja, das kann stimmen.«
Obwohl es mir schwerfiel, kniete ich mich neben dem Bett nieder und schaute mir den Toten genauer an. Dabei schüttelte ich ein paarmal den Kopf, so daß Suko sich erkundigte, was mit mir wäre.
»Der ist nicht normal verbrannt«, erklärte ich.
»Wieso nicht?«
Ich peilte Suko im Hocken von unten her an. »Wie oft haben wir Menschen gesehen, die durch Feuer umgekommen sind. Durch normales, meine ich. Die sahen irgendwie anders aus als dieser Schäfer hier. Zudem scheint er kaum zusammengeschrumpft zu sein. Er hat seine normale Größe behalten. Suko, da stimmt was nicht.«
»Haben Sie eine andere Erklärung?« fragte Brel.
Ich kam wieder hoch und hob die Schultern. »Noch nicht. Bisher ist Cuccu nicht mehr als eine Spur, die wir allerdings hart weiterverfolgen müssen. Er wird uns zu den Mördern führen.«
Brel schüttelte den Kopf. »Mir ist das alles zu hoch«, gab er ehrlich zu. »Für mich ist der Mann verbrannt worden, und zwar auf eine scheußliche Art und Weise. Ich kenne Gangstermethoden aus Marseille. Die Banden haben ihre Feinde ebenfalls auf solch eine Art und Weise aus der Welt geschafft. Mit Benzin übergossen und verbrannt — fertig. Eine scheußliche Art zu sterben.«
Er erntete von uns keinen Widerspruch.
»Ich werde mal mit den Kollegen telefonieren«, erklärte er. »Die Mordkommission muß her.«
»Gehören Sie ihr nicht an?« fragte ich.
»Auch. Habe gleichzeitig auch Sonderaufgaben.«
»Wegen der Verschwundenen?«
»Richtig.«
Wir verließen die alte Hütte. Draußen empfing uns der scharfe Wind. Als ich mir eine Zigarette anzünden wollte, blies er mir zweimal die Flamme aus. Beim dritten Mal klappte es.
Der Inspektor beugte sich in seinen Renault. Suko war neben mir stehengeblieben.
Wie ich schaute er hoch zu den gewaltigen Wolkenbergen, die, vom Wind getrieben, über unseren Köpfen segelten.
»Hast du dir schon deine Gedanken gemacht?«
Ich grinste schief. »So in etwa.«
»Ist was dabei herausgekommen?«
»Eigentlich nicht.«
Suko nickte und kickte mit der Fußspitze einen kleinen Stein zur Seite.
»So sehe ich das auch, John. Wenn es nicht so verrückt wäre, hätte ich da schon eine halbe Lösung.«
»Raus mit der Sprache.«
Mein Freund winkte ab. »Nimm es erst einmal als Spinnerei oder als eine nicht bestätigte Theorie hin.«
»Fang schon an!«
»Feuer ist nicht gleich Feuer«, philosophierte er. »Das haben wir schon des öfteren erlebt. Wir kennen weiß- und schwarzmagisches Feuer. Mit letzterem haben wir gerade in Frankreich unsere Bekanntschaft gemacht. Erinnere dich an die Flammenpeitschen…«
»Belphégor!«
»Richtig, John.«
Ich atmete tief ein. Was Suko da gesagt hatte, war nicht so einfach von der Hand zu weisen. Auch meine Gedanken hatten sich in ähnliche Richtungen bewegt. Ich dachte an den gewaltigen Kampf in den französischen Alpen, als wir, zusammen mit dem
Weitere Kostenlose Bücher