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0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum

0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum

Titel: 0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In Brooklyn blüht der Galgenbaum (3 of 3)
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ich Lonely-Tony zu finden hoffte.
    Ich sah mich um und huschte los. Als ich den Fuß auf die oberste Treppenstufe setzte, standen auf einmal zwei Männer rechts und links von mir. Sie unterschieden sich nicht sonderlich von den Typen draußen vorm Hause.
    »Lass die Hände schön in den Hosentaschen«, brummte einer rüde. »Aber mach keine Dummheiten. Sonst hast du ein Loch im Hemd und womöglich noch darunter.«
    Ich spürte den harten Druck von Pistolenmündungen. Verdammt viel Aufwand für meine Person, dachte ich. »Zehn oder zwölf Mann«, hatte der Einsatzleiter gesagt. Manchmal sollte man sich wirklich nach dem richten, was einem vorgeschlagen wird.
    ***
    Sein Bart war vielleicht schon eine ganze Woche alt. Ein richtiger Bart war es eigentlich noch gar nicht. Der Mann war ungefähr mittelgroß, schlank und von jener Geschmeidigkeit, die man allenfalls bei Sportlern mit guten Allround-Training findet.
    Als er gegen halb elf in der Downtown die Kneipe von Funny Issy betrat, hatte er sich vorher sehr gründlich umgesehen. Aber niemand zeigte Interesse an diesem verwahrlosten Strolch, dessen Anzug so zerknittert war, als hätte er ihn seit Tagen nicht mehr vom Leibe bekommen.
    In der zwielichtigen Kneipe setzte er sich in eine Nische, wo das Licht noch spärlicher, als an den anderen Plätzen war. Um diese Zeit herrscht für die meisten Wirte die große Ruhepause. Funny Issy hockte hinter seiner Theke und gähnte schläfrig vor sich hin.
    Als er den Mann hereinkommen sah, runzelte er die Stirn und sah ihm nach, wie er in die Nische ging. Irgendetwas an der Art, wie sich der Mann bewegte, kam Funny Issy bekannt vor.
    Schlurfend näherteer sich dem Tisch in der Nische, stemmte die Fäuste auf und beugte sich vor, wobei er mit professioneller Freundlichkeit fragte:
    »Was darf’sdenn sein, Sir?«
    Der unrasierte Mann hob den Kopf. Funny Issy runzelte wieder die Stirn. Plötzlich zeichnete sich ungläubiges Staunen im Gesicht des Gastwirtes ab. Aber noch bevor Issy einen Laut der Überraschung von sich geben konnte, sagte der Bärtige rasch:
    »Ich bin Jack Gallus aus Philadelphia. Nur für den Fall, dass jemand fragen sollte. Jetzt bringen Sie mir bitte ein kräftiges Frühstück. Viel Schinken, drei Eier, Marmelade, alles was zu einem tüchtigen Frühstück gehört«.
    »Okay, Sir«, nickte der Wirt und wollte sich entfernen. Aber der Gast hielt ihn am Arm fest.
    »Noch eins«, sagte er halblaut. »Ich suche einen Job. Am liebsten wäre mir ein Job bei ›Kau-Kelly‹. Können Sie mich vermitteln?«
    Funny Issy schluckte.
    »Ei… einen Job in Kellys Bande?«, stotterte er, und sein Gesicht war bleich.
    »Ja«, nickte sein Gast gleichmütig. »Einen Job in Kellys Bande.«
    Funny Issy schüttelte den Kopf. Er verstand Gott und die Welt nicht mehr. Als er sich einigermaßen von dieser zweiten Überraschung erholt hatte, zuckte er die Achseln und meinte:
    »Kellys Vormann lässt sich ab und zu mal hier sehen. Ich kann ihm sagen, dass Sie mit ihm sprechen möchten.«
    »Können Sie ihn nicht irgendwie verständigen, dass er sich mal hier sehen lassen soll?«
    Der Wirt schob nachdenklich die Unterlippe vor und zögerte. Nach kurzem Nachdenken entschied er:
    »Na schön, es lässt sich vielleicht einrichten. Also ich mache jetzt erst mal das Frühstück.«
    Der Bärtige nickte nur. Er suchte sich die auf verschiedenen Tischen herumliegenden Tageszeitungen und Illustrierten zusammen und machte'sich an die Lektüre. Eine knappe halbe Stunde später erhielt er ein sehr reichhaltiges Frühstück serviert und machte sich mit allen Zeichen des Heißhungers darüber her. Funny Issy schenkte selbst den Kaffee ein. Als sich der Wirt wieder entfernen wollte, zog der Bärtige einen Schlüsselbund aus der Hosentasche und danach eine Pistole aus der Schulterhalfter.
    »Können Sie mir das aufheben?«, fragte er, »bis ich es abhole?«
    »Sicher«, nickte der Gastwirt, verbarg die Pistole unter seiner Schürze und tappte zurück zur Theke. Er verschwand in der Küche.
    Kurz vor zwölf erst betrat der nächste Besucher die Kneipe. Er mochte an die dreißig Jahre alt sein und hatte eine kleine Narbe am rechten Mundwinkel. Offenbar gehörte er zu den Leuten, die stets wachsam sein müssen, denn in der Tür blieb er zuerst einen Augenblick stehen und sah sich rasch um. Als er den Fremden in der Nische entdeckte, bewegte er sich so auf die Theke zu, dass er dem Bärtigen nicht einen Augenblick den ungeschützten Rücken zukehrte. Selbst

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