Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum

0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum

Titel: 0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In Brooklyn blüht der Galgenbaum (3 of 3)
Vom Netzwerk:
hatte, nahm ich mir den Hut ab und wischte mir mit dem Handrücken über die Stirn. Das war geschafft. Aber noch lag der bei weitem schwierigste Teil der Sache vor mir: Ich musste Lonely-Tony aus dem Fuchsbau hinaus- und zum Jaguar bringen, und ich musste damit abfahren. Bis ich eine Meile von hier entfernt war, gab es noch viele Möglichkeiten für sie, mir Schwierigkeiten zu machen.
    Ich war jetzt mit Lonely-Tony in dem Raum allein.
    Nach der Nervenanspannung der letzten Minuten hatte ich eine Zigarette nötig. Bevor ich sie mir ansteckte, bückte ich mich und klopfte Lonely-Tony nach Waffen ab. Er hatte eine schwere Pistole, einen winzigen Revolver, ein Schnappmesser und einen Totschläger bei sich. Ich trug alles zu dem anderen Krempel und besah mir nachdenklich das Waffenarsenal, das sich jetzt angesammelt hatte.
    Wie sollte ich den ganzen Kram bloß hier rauskriegen? Ich steckte mir eine Zigarette an und überlegte. Eins stand fest: Ich konnte nicht gleichzeitig den ganzen Plunder tragen und auch noch auf Lonely-Tony aufpassen. Ich brauchte eine Hilfe.
    Als Tony das erste Mal ächzte, hatte ich den richtigen Einfall. Grinsend schob ich mir den Hut ins Genick.
    »Hallo, Tony«, sagte ich.
    Er wälzte sich herum, sodass er auf dem Rücken lag. Seine Hand tastete am rechten Hosenbein entlang nach urften. An der Wade hatte er noch vor wenigen Minuten den Revolver getragen, mit Heftpflaster auf der nackten Haut festgeklebt. Jetzt lag das gefährliche Spielzeug auf dem großen Haufen.
    »Gib dir keine Mühe,Tony«, sagte ich. »Nichts mehr da, was für dich von Nutzen sein könnte.«
    Er fluchte, stöhnte noch einmal und wälzte sich wieder auf den Bauch. Plötzlich erstarrte er mitten in der Bewegung.
    Meine Zigarette flog aus der Hand, und schon krachte mein Schuss. Eine Pistole wirbelte hoch, schlug gegen die Decke und klatschte zurück auf den Fußboden. In der halb offenen Schwingtür, die hinaus zur Treppe führte, stand der weizenblonde Bursche, hielt sich die rechte Hand mit der linken und schrie wie am Spieß.
    »Komm rein!«, rief ich ihm zu.
    Er brüllte, aber er rührte sich nicht. Zwischen den Fingern seiner linken Hand sickerte Blut durch.
    »Komm - oder du hast noch eine Kugel weg!«, brüllte ich.
    Er verstummte sofort und kam herein. Natürlich hätte ich nicht noch einmal auf ihn geschossen, kein G-man schießt auf einen wehrlosen, noch dazu verwundeten Mann; aber er war ein Gangster - er konnte sich nicht vorstellen, dass man solche Gewissensbisse haben kann.
    »Steh auf, Tony«, sagte ich. »Er gehört zu deinen Männern, und er ist verletzt. Verbinde ihn mit euren Taschentüchern. Bis zum Distriktsgebäude wird er es aushalten, und dort kann ihn unser Arzt richtig versorgen. Los, macht schon, zum Teufel, ich habe keine Geduld mehr!«
    Tony warf mir einen hasserfüllten Blick zu. Ich erwiderte ihn. Und da zog er den Kopf ein und machte sich an die Arbeit. Der Verwundete stöhnte, winselte und ächzte.
    »Hör zu«, sagte ich zu ihm, als seine Hand verbunden war. »Du wirst jetzt nach oben gehen und einen Sack holen. Oder eine Kiste. Egal was. Etwas, wo eure Waffensammlung komplett reingeht. Ich gebe dir genau drei Minuten Zeit dazu. Bist du in drei Minuten nicht hier, komme ich mit Tony rauf und hol mir, was ich brauche. Aber dann werden in kürzester Zeit vier oder fünf weitere Halunken von euch mit einer prächtigen Schramme durch die Gegend laufen. Abgesehen davon, was Tony zustoßen könnte.«
    Tony versuchte zum ersten Male, seine Rolle als Boss zu spielen.
    »Du holst nichts«, befahl er grob. »Lass dich nicht einschüchtern! Er kann nicht einfach auf mich schießen, wenn ich ihn nicht angreife!«
    Ich ging auf Tony zu. Er sah mich trotzig an. Wir waren neun Schritte auseinander. Als es noch fünf waren, sagte ich:
    »Ich werde sagen, dass du mich angegriffen hast. Wem wird ein Gericht mehr glauben, Tony? Einem Gangster oder einem G-man?«
    Wir standen zwei Schritte voneinander. Ich presste die Lippen hart aufeinander. Mein Blick bohrte sich in seine Augen.
    »Los, geh und hol einen Sack!«, knurrte Tony.
    Der andere verschwand. Ich sah auf meine Uhr. Er war bereits nach hundertzehn Sekunden wieder da. Ich ließ mir den Sack geben.
    »Ihr beide stellt euch hier vor mich hin«, sagte ich und dirigierte sie an einen Platz, wo sie mit ihren Körpern mich selbst gegen die Tür hin deckten. »Drei Schritte weiter zurück! - so. Gesicht zur Tür. Hände hoch! Du kannst deinen verletzten Arm

Weitere Kostenlose Bücher