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0267 - Dämon der sieben Meere

0267 - Dämon der sieben Meere

Titel: 0267 - Dämon der sieben Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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müssen.«
    Siccine lächelte und strich die Seekarte glatt, die zwischen ihnen auf der Tischplatte lag. Auf Notizzetteln waren Zeiten und Seeörter angegeben. Eine Nadel steckte an der Stelle in Küstennähe, wo die LUCKY MARY gesunken war, eine andere kennzeichnete die Stelle, an der die ANTARES lahmgelegt wurde. Der Kreuzer war inzwischen erheblich abgedriftet. Der Westwind schob das Schiff langsam auf den Kontinent zu. Dennoch würde es ein paar Wochen dauern, bis die ANTARES strandete - falls die Unterströmung sie nicht wieder zurückfluten ließ.
    Zamorra machte sich seine Gedanken über den schwarzen Segler und die dazugehörigen Beobachtungen. Was ihm nicht ganz einging, war die Flucht des Schwarzen, nachdem er den Küstenspringer versenkt hatte. So wie der schwarze Segler mit der ANTARES umgesprungen war, wäre es ihm ein Leichtes gewesen, auch dieses Schiff zu zerstören. Dennoch war er geflohen.
    Mit prallen Segeln gegen den Wind.
    »Das«, sagte Nicole, »kennen wir ja. Schiffe, die gegen den Wind segeln, gehören zu jeder billigen Seemannslegende und zu jedem billigen Abenteuerroman um Gespensterschiffe. So abgedroschen wie nichts anderes…«
    »Wenn du dich richtig erinnerst, haben wir selbst schon mit solch abgedroschenen Dingen zu tun gehabt«, sagte Zamorra. »Denk an Mac Scunes Schiff, das in der Straße der Götter über den Rand der Welt fiel und auf der Erde im Sargassomeer auftauchte!« [1]
    Siccine lauschte. Das waren Dinge, die ihm unbekannt waren.
    Aber Zamorra dachte gar nicht daran, jetzt einen Abenteuerbericht vom Stapel zu lassen. Er lehnte sich zurück und strich sich durch den Bart, den er seit kurzem aus Gründen der Tarnung trug. »Sagt mal, Freunde… kennt ihr die Geschichte vom fliegenden Holländer?«
    Siccine winkte ab. »Wer kennt die nicht? Ein Kapitän schwor, er wolle nicht von seinem Tun ablassen, ehe er nicht irgend etwas umsegelte… und das soll ihm nie gelungen sein. Üeshalb kann er nicht sterben und hofft auf Erlösung, hofft auf den Tod in blutigem Kampf und spielt deswegen Pirat, hofft auf unglückliche Liebe oder so…«
    Zamorra räusperte sich. »Die Details, mein Lieber, sind etwas weniger verworren. Aber das Grundprinzip stimmt, wenn sich auch der olle Wagner im Grabe herumdrehen würde, wenn er dich so reden hörte…«
    Der Commander schmunzelte. »Da es jeder nachlesen oder in der Oper erleben kann, sehe ich nicht ein, warum ich meine gediegene Halbbildung mit Überflüssigem belasten soll.«
    »Überflüssig?« sagte Zamorra erblassend. »Höre, Freund in Uniform, das ist Kultur! Kultur allein formt den Menschen und kann deshalb niemals überflüssig sein…«
    »Das hast du aber schön gesagt«, girrte Nicole. »Ich liebe dich, Schatz.« Sie beugte sich zu ihm hinüber und küßte ihn. Dann klopfte sie mit den Knöcheln auf die Tischplatte. »Wir haben ein Problem zu lösen, ehe wir uns über Kultur und Wagners fliegenden Holländer streiten.«
    »Wußte gar nicht, daß du Wagner-Fan bist«, murmelte Siccine dumpf.
    Zamorra legte die Fingerspitzen beider Hände gegeneinander. »Ich vermute, daß diesem schwarzen Schiff ein ähnliches Motiv zugrunde liegt. Wenn es ihm nur ums Vernichten ginge, existierte die ANTARES nicht mehr. Also steckt etwas anderes dahinter.«
    »Von den Resten der MARY wurde nichts gefunden, auch keine Überlebenden«, sagte Nicole. »Wir müßten also Taucher hinunterschicken, um zu klären, was da fehlt.«
    »Du denkst an einen Raub?«
    Nicole zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht auch Entführung. Hatte die MARY etwas geladen, das einen Überfall rechtfertigt?«
    Siccine schüttelte den Kopf. »Das weiß niemand. Die Frachtpapiere sind mit dem Schiff untergegangen, und bevor die Hafenbehörden in ihren Kopien graben… hm. Aber hat es ein Geisterschiff nötig, einen normalen Überfall mit Raubzug durchzuführen?«
    Zamorra hob die Hand. »Ich tippe auf Entführung. Und damit niemand erfährt, wer entführt wurde, gab es keine Überlebenden.«
    »Woraus wir folgern, daß wir das Rätsel nur lösen, wenn wir das Schiff aufstöbern, entern und erobern. Aber wie stellst du dir das vor? Deshalb vordringlich habe ich dich doch geholt, Meister des Übersinnlichen.«
    Zamorra hob die Schultern. Er wollte etwas sagen, als angeklopft wurde.
    »Come in!« rief Siccine.
    Ein Besatzungsmitglied öffnete die Kabinentür. »Sir, die Herren vom Schnüfflerdienst…«
    Ein strafender Blick eines unauffällig gekleideten Mannes

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