0269 - Blutfehde zwischen Wolkenkratzern
ebenfalls sein Glück in Hollywood versuchen. Ein Bekannter hat ihm den Namen von Laurenti genannt.«
»Na, da werden Sie wohl nicht viel Glück haben, junger Mann«, meinte die alte Dame und musterte mich mitleidig. »Der Laurenti will doch selbst erst einmal am goldenen Kelch nippen. Hollywood -«, meinte sie verächtlich. »Jeder verspricht sich etwas davon. Glauben Sie mir, ich habe genug Menschen gesehen, die voller Hoffnungen hierhergekommen sind, um lediglich eines mit nach Hause zu nehmen: eine neue Enttäuschung.«
Sie musste sich wieder ihren anderen Gästen widmen. Wir leerten unsere Gläser und gingen dann auf unsere Zimmer. Frank kam noch auf einen Sprung zu mir.
Er setzte sich in einen Korbsessel und sah zu, wie ich meinen Koffer auspackte. »Er hat also seine Frau in New York. Vielleicht besteht dadurch die Verbindung zu der Stadt. Aber in welchem Verhältnis mag dieser Amalio zu ihm stehen?«
Ich zuckte die Achseln. »Wer weiß. Vielleicht ist es ein Freund von ihm. Auf jeden Fall muss es eine besondere Verbindung geben, sonst könnte Amalio diesem Dino keinen Mordauftrag geben.«
»Na, wir werden ja sehen«, meinte Frank und stand auf. »Gute Nacht, Jerry.«
***
Nachdem wir am nächsten Morgen gefrühstückt hatten, ging Frank Salko noch einmal zu Laurenti hinüber. Ich meldete inzwischen ein Ferngespräch nach New York an, um meine derzeitige Adresse durchzugeben. Nach zehn Minuten war die Verbindung hergestellt. Mister High war am Apparat.
»Hallo, Jerry? Bevor Sie berichten, gleich eine Neuigkeit. Wir haben den Toten inzwischen identifizieren können Es handelt sich um den dreißigjährigen Amalio Abbata aus Los Angeles.«
»Was? Der Tote stammt von hier?«, fragte ich erstaunt.
»Er wohnt 618,Temple Street. Abbata ist Barpianist und war hier im Jockey-Club in der Mott Street engagiert. Das Gastspiel sollte einen Monat dauern. Der Besitzer der Bar, ein Mister Mardy, hat eine Vermisstenanzeige aufgegeben, da Abbata den Club während der Arbeitszeit verlassen habe. Man war noch am Donnerstagmorgen in seiner Wohnung gewesen, um ihn deshalb zur Rede zu stellen, aber Abbata war gar nicht nach Hause gekommen. Da die Morgenzeitungen die Meldung von dem Mord noch im letzten Moment eingeschoben hatten, kam Mardy auf den Gedanken, es könne sich bei dem Toten um Abbata handeln. Es war in der Morgue und hat ihn identifiziert.«
»Das ist ja seltsam«, sagte ich nachdenklich. »Er wird in New York ermordet, obwohl er sich dort nur für kurze Zeit aufhielt, und er beauftragte einen Mann in seiner Heimatstadt, ebenfalls nach New York zu fahren, um dort diesen Julian umzubringen. Das ist mir schleierhaft.«
»Allerdings, Jerry«, bestätigte Mister High. »Wir können uns darauf auch keinen Vers machen. Haben Sie Laurenti schon gesprochen?«
»Ein Kollege von der hiesigen Zentrale ist gerade bei ihm. Was machen wir, wenn sich Laurenti dumm stellt? Er kann zum Beispiel behaupten, dass er nie und nimmer diesem Verlangen nachgeben würde. Wir hatten dann keinen Grund ihn zu verhaften.«
»Man müsste ihn beobachten, um ihn auf frischer Tat zu ertappen, aber das ist schwierig. Laurenti könnte ein halbes Jahr oder noch länger warten, ehe er die Tat ausführt. Unmöglich können wir ihn so lange beschatten. Wir müssten herausbekommen, ob er zu den einschlägigen Gangsterkreisen gehört und ob er etwas auf dem Kerbholz hat. Die Ermittlungen nach diesem Julian laufen hier auf Hochtouren, aber wer weiß, ob dabei etwas herauskommt. Abbata braucht sich ja nur geirrt zu haben, was den derzeitigen Arbeitsplatz dieses Julian betrifft. Dann ist alles umsonst. In New York kann man keinen Mann finden, von dem man nur den Vornamen kennt.«
»Und was soll ich machen, wenn sich Laurenti unserem Kollegen Salko gegenüber keine Blöße gibt?«, fragte ich enttäuscht.
»Das weiß ich im Moment auch noch nicht, Jerry. Warten Sie Salkos Bericht ab und geben Sie ihn mir sofort durch. Dann werden wir weitersehen.«
»Das werde ich tun, Chef! Was macht Phil?«
Mister High lachte. »Er war ziemlich enttäuscht, dass Sie so plötzlich verschwunden waren, aber die Tatsache, dass Sie ihm die Schlüssel für ihren Jaguar hinterlassen haben, hat ihn schnell versöhnt.«
Ich trug ihm Grüße für Phil auf, dann beendete ich das Gespräch.
Salko war'noch nicht zurück. Ich holte mir Sei Tante Maggie eine halbe Flasche Whisky und ging damit auf mein Zimmer. Dann schenkte ich mir ein Gläschen ein. Ich nahm einen Schluck und
Weitere Kostenlose Bücher