Money, Honey
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1. KAPITEL
Minnesota im Spätfrühling
P atrick O’Connor spazierte mit einer Gelassenheit ins Büro des FBI in Grief Creek, die man bei einem Kriminellen wohl eher selten beobachten durfte. Patrick war eben kein gewöhnlicher Krimineller. Er spielte in der ersten Liga. Zumindest hatte er das früher getan. Es war einer Frau - oder besser zwei Frauen - zu verdanken, dass er diese Karriere aufgegeben hatte. Andernfalls ... wer weiß?
Tatsächlich bereute er die berufliche Umorientierung nicht besonders. Sein Leben als gesetzestreuer Bürger hatte ihm nur glänzende Vorteile gebracht. Dass man ihn allerdings damals gezwungen hatte, diese Richtung einzuschlagen, und noch dazu zwei Frauen dahintersteckten, gut, so etwas wollte er bestimmt nicht noch einmal erleben. Während der letzten drei Jahre hatte er die beiden dafür erfolgreich mit entschiedener Nichtachtung gestraft.
Und so war er fast selbst überrascht, dass er jetzt der einen freiwillig einen Besuch abstattete, weil ihn die andere darum gebeten hatte. Patrick war ein reicher Mann, den seine Loyalität aber leider schon mehr als genug gekostet hatte. Vielleicht wurde es Zeit für einen Kurswechsel.
Es war ja nicht so, dass er unerfahren war, was nicht allzu hohe moralische Grundsätze anging. Man wurde kein Meisterdieb, wenn man nicht eine gewisse Flexibilität an den Tag legte, zum Beispiel in Hinblick auf den Eigentumsbegriff. Daher hatte es ihn selbst verblüfft, wie besitzergreifend er sein konnte. Was ihm gehörte, gehörte ihm. Anstrengende Frauen inklusive.
Obwohl er sich in den letzten Jahren aus dem Leben der beiden rausgehalten hatte, sah die Sache doch jetzt ganz anders aus. Was da gerade passierte, war seine Schuld, und Patrick war niemand, der sich vor der Verantwortung drückte. Selbst wenn ihm das auch noch so unangenehm war.
Er blieb vor dem winzigen Büro stehen und las das Namensschild neben der Tür: Special Agent Elizabeth Brynn. Zögernd wartete er noch einen Moment und stellte leicht amüsiert fest, dass er nervös wurde. Liz Brynn. Von ihr war er zum letzten Mal verhaftet worden. Um genau zu sein, war sie die Einzige, die ihn jemals verhaftet hatte. Sein persönliches Waterloo.
Andererseits konnte man sich darüber streiten, ob es tatsächlich eine Festnahme gewesen war. Galt es wirklich als Festnahme, wenn man sich freiwillig stellte und danach nicht abgeführt, angeklagt und in den Knast gesteckt wurde?
Wie dem auch sei, büßen musste er dann trotzdem. Drei Jahre lang hatte er den Informanten für Liz Brynn gespielt, damit seine Schwester auf freiem Fuß bleiben konnte. Diesen Deal hatte er mit dem FBI eingefädelt, und er hatte seinen Teil des Abkommens erfüllt. Das wäre an sich schon Strafe genug gewesen. Und es lag nicht nur daran, dass er auf einmal an der kurzen Leine gehalten wurde und sich an die für alle Menschen geltenden Spielregeln halten musste.
Auch nicht daran, dass Liz Brynn Polizistin war. Nein, sie war die einzige Frau, die er gewollt, aber nie gehabt hatte. Ironie des Schicksals. Ausgleichende Gerechtigkeit vielleicht. Das Kreuz, das er für seine unbekümmerten Jahre als Dieb tragen musste. Die Gesetze des Universums funktionierten eben auf wundersame Weise. Patrick hatte es aufgegeben, sie durchschauen zu wollen.
Er widerstand dem fast unerträglichen Drang, sich das Hemd glatt zu streichen, und nahm stattdessen bewusst eine lässige Haltung ein, was Liz einfach hasste. Dann betrat er ihre Welt.
Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und den Hörer ihres Bürotelefons zwischen der Schulter und dem goldenen Haar eingeklemmt, während sie wild auf ihrem Handy herumtippte. Der Hosenanzug war von der Stange und stand ihr nicht sonderlich gut, was angesichts ihrer Figur schade war. Und um die Pistole im Holster darunter zu verbergen, eignete er sich schon gar nicht.
Dennoch rauschte ein Adrenalinstoß durch Patricks Adern, und er musste sich bemühen, ruhig zu klingen. »Hallo, Liz.«
Zufrieden beobachtete er, wie sie das Handy sinken ließ und sich an der Armlehne festhalten musste. Vielleicht wollte sie ihn nicht so, wie er sie wollte, doch mit Sicherheit war er ihr auch nicht gleichgültig. Immerhin etwas.
Sie klappte das Handy zu, legte den Hörer des Telefons auf und drehte sich mit dem Stuhl zu ihm um.
»Patrick O’Connor«, stieß sie aus. »Unsere Sicherheitssysteme scheinen zu versagen.«
Patrick lächelte nur, musste aber besorgt feststellen, dass sein Gehirn nicht mehr imstande war,
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