0270 - Geistertanz der Teufelsmönche
hatten keine Gnade gekannt und den Mann mit ihren schrecklichen Waffen vom Leben in den Tod befördert.
Ich ahnte, wer dieser Tote war. Und gleich darauf bekam ich die Bestätigung.
Mit kaum zu verstehender Stimme flüsterte Fedora: »Es ist mein Mann Raymond….«
Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. Eine Geste des Trostes, mehr konnte ich nicht tun. Geahnt hatte ich so etwas. Diese Bestien kannten kein Pardon. Eiskalt schlugen sie zu, und sie nahmen keinerlei Rücksicht auf irgendwelche Personen. Wer ihnen im Weg stand, wurde ausgeschaltet.
Ich griff in die Tasche und holte die magische Kreide hervor. Aus Tierfetten bestand sie. Die Fette waren gekocht und magisch behandelt worden.
Die Frau ließ ich stehen. Ich konnte ihr nicht helfen, aber ich wollte meine Grenzen legen.
An der Treppe zog ich einen Strich und versah ihn mit einigen magischen Zeichen. Dabei hoffte ich stark, daß die Barriere ausreichte, um die Mönche erst einmal zu stoppen.
An allen Eingängen und Fenstern zeichnete ich Stoppzeichen auf den gefliesten Boden, wobei ich auch Kreuze malte und sie miteinander verband. Die Arbeit nahm etwa eine Minute in Anspruch, da ich mich sehr beeilte. Dabei schielte ich immer wieder zu Fedora Golon hin, die wie eine Statue vor der Leiche ihres Mannes stand.
Noch hatte sie sich in der Gewalt.
Auch von unseren Gegnern zeigte sich niemand. Es herrschte eine trügerische, gefährliche Ruhe, wobei ich mir sicher war, daß wir unter Beobachtung standen.
Jetzt brauchte ich nur noch ein Versteck für die Frau. Oder einen Ort, wo sie einigermaßen sicher war.
»Kommen Sie«, sagte ich leise.
Fedora nickte und drehte sich zu mir um. Ich freute mich, daß sie sich so vernünftig zeigte. Noch in der Bewegung erkannte ich, daß sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Die Augen wurden groß, jähes Erschrecken stand in den Pupillen zu lesen, und mir wurde klar, daß die Gefahr in meinem Rücken lauerte…
***
Mit der linken Hand wuchtete ich die Frau von mir weg, während ich gleichzeitig zur Seite sprang, mich herumdrehte und meinen Blick dorthin richtete, wo Fedora den Feind gesehen hatte.
Der Mönch stand auf der Treppe.
Seinen rechten Arm hielt er halb erhoben, die Axt steckte wurfbereit in der Faust, und ich feuerte meine erste Silberkugel ab.
Fedora erschrak, als der Schuß aufpeitschte.
Im nächsten Augenblick wurde die unheimliche Gestalt von dem Einschlag durchgeschüttelt und stieß einen röhrenden Schrei aus.
Diesmal war es dem Mönch nicht gelungen, auszuweichen, meine Kugel hatte ihn erwischt.
Er polterte auf die Treppe, rollte die Stufen nach unten, schlug dabei noch um sich und kam der von mir gezogenen magischen Grenze sehr nahe. Er schaffte sie nicht.
Das geweihte Silber in seinem Körper und die magische Sperre zerstörten ihn.
Ein Blitz spaltete ihn. Er drang allerdings nicht von oben her in seinen Körper, sondern zuckte von unten auf.
Fedora und ich sahen das Muster, das der Blitz hinterließ, und es grub sich tief in den Balg des anderen ein. Zurück blieb Staub, der als Wolke hochpuffte.
Ein Gegner weniger!
Ich schaute die Frau an. Sie hielt den Kopf gesenkt und starrte auf das Kreuz. Sagen konnte sie nichts, denn so etwas hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen.
Als sie schwankte, ging ich zu ihr, wollte sie stützen, sie schüttelte meine Hände ab und sagte mit rauh klingender Stimme: »So ist es richtig, Sinclair. So müssen wir die verfluchte Brut vernichten, die das Leben meiner Familie zerstört hatte.« Dann verzerrte sich ihr Gesicht, und sie brüllte: »Satan, verdammter! Satan, zeig dich! Ich will dich sehen! Komm hervor…!«
Der Teufel blieb verschwunden.
»Es hat keinen Sinn«, redete ich auf sie ein. »So schaffen wir das nicht. Der Teufel läßt sich nicht manipulieren…«
»Doch, doch! Er ist doch immer gekommen. Soll er auch jetzt erscheinen. Ich erwarte dich, Satan!« Sie umklammerte mit beiden Händen mein Kreuz und hielt es hoch.
Asmodis hielt sich zurück.
Es wurde wieder still. Nach einer Zeitspanne von ungefähr zwei Minuten, in denen nichts geschah, hörten wir ein Geräusch. Aus dem Zimmer drang es nicht, es klang über uns auf, und da gab es nur eine Möglichkeit.
Das Dach!
Ja, er war oben!
War es der Teufel oder einer der Mönche? Ich legte den Kopf in den Nacken und schaute in die Höhe.
Auf dem Dach schritt jemand hin und her. Es waren schwere Schritte, als würde die Person immer aufstampfen. Zuerst glaubte ich, daß sie von einem
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