0270 - Geistertanz der Teufelsmönche
Dachrand zum anderen gehen würde, das stellte sich schnell als Irrtum heraus, denn der andere ging einen Kreis.
Und zwar über unseren Köpfen.
»Das ist er!« hauchte Fedora und schaute mich an, als wollte sie eine Bestätigung für ihre Annahme.
Ich nickte, denn inzwischen glaubte auch ich daran, daß sich einer meiner größten Todfeinde über uns aufhalten würde.
Urplötzlich verstummten die Schritte.
Atemlos warteten wir ab, was weiterhin geschehen würde. Der Teufel hatte ja zahlreiche Möglichkeiten. Er besaß eine unbegrenzte Macht, konnte mit dem Bösen und der Magie spielen, wobei ich hoffte, daß meine magischen Zeichen ihn wenigstens ein wenig zurückhielten.
Die Decke war mit dunklem Holz verkleidet worden. Durch einen Schutzanstrich glänzte sie ein wenig gläsern.
Und sie bewegte sich.
Es war unheimlich anzusehen, wie die Decke plötzlich in Schwingungen geriet. Für einen Moment sah es so aus, als würde sie einstürzen, und wir sprangen sicherheitshalber zurück.
Das hätten wir nicht gebraucht, denn etwas geschah, was man nur mit Schwarzer Magie umschreiben konnte.
Die Kraft des Teufels veränderte die Decke. Ihre Struktur wurde eine andere, und mir kam es vor, als würde sich ein Teil zu einem gewaltigen durchsichtigen Brennglas verändern.
Tatsächlich entstand ein Kreis, der meiner Ansicht nach die Abmessungen besaß, die der Teufel vorhin gegangen war.
Er konnte nun in das Zimmer hineinschauen, und wir konnten ihn ebenfalls sehen.
Übergroß und durch das Glas perspektivisch verzerrt kam mir sein Gesicht vor. Er hatte sich hingekniet und seinen Körper dabei so weit vorgebeugt, daß sein Gesicht dicht über dem durchsichtigen Glaskreis schwebte.
Ein häßliches Gesicht, eine widerliche Fratze, die ich bis aufs Blut haßte.
»Das ist er!« hauchte die Frau. »Das ist der Satan, den ich einmal… oh, nein …« Sie schüttelte sich, als wieder die Erinnerung mit der Gewalt eines Sturmes über sie kam.
Ja, er zeigte sich in seiner ganzen Häßlichkeit und verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen.
»Willkommen, John Sinclair!« giftete er. »Es ist doch seltsam, daß sich unsere Wege immer wieder treffen, nicht wahr?«
»Schicksal«, erwiderte ich.
»Ja, das glaube ich auch. Aber ich werde dafür sorgen, daß du irgendwann das Schicksal nicht mehr beeinflussen kannst. Du mußt weg, Geisterjäger. Wenn nicht jetzt, dann später.«
Die Worte kannte ich. Während sie Fedora noch entsetzten, störte ich mich nicht daran, ich wollte endlich wissen, was genau hier gespielt wurde.
»Wo steckt die Kugel?«
»Willst du sie sehen?« höhnte Asmodis.
»Dann hätte ich nicht gefragt.«
»Ja, ich zeige sie dir«, erklärte er mir und bewegte sich, ohne die Haltung zu verändern. Bisher hatte ich seine Hände nicht gesehen, nun aber zeigte er sie uns, und er hielt damit einen Gegenstand, der dunkelrot schimmerte.
Die Kugel!
Ich muß ehrlich gestehen, daß ich damit nicht gerechnet hatte. Der Teufel besaß also die Kugel, er hatte sie Tanith weggenommen und zeigte sie triumphierend.
»So ist das, Geisterjäger, wenn man gewinnt! Ich habe die Kugel und gebe sie nicht mehr her!«
»Und wo ist der Kelch?«
Da verzog sich sein Gesicht. »Ihn schenke ich dir, Sinclair!«
Ich lachte. »Das heißt, du bist nicht in der Lage, ihn an dich zu nehmen, oder?«
»Was interessiert es mich! Die Kugel ist für mich sehr viel wertvoller.«
Das konnte ich mir vorstellen. Auch für Tanith hatte sie einen großen Wert besessen. Diese Kugel hatte der Wahrsagerin gewisse magische Fähigkeiten gegeben. Die Dinge, die sie in der Kugel gesehen und in Aussagen gekleidet hatte, trafen meist ein, und durch die Kugel war ihr auch hin und wieder ein Blick in andere Dimensionen und Zeiten gestattet worden. In Verbindung mit dem Kelch des Feuers wurde sie noch stärker, allerdings war sie selbst ein Neutrum, deshalb konnte sie der Satan auch anfassen, im Gegensatz zum Kelch, der einer christlichen Mythologie entstammte.
»Weshalb hast du so viele Umstände gemacht?« wollte ich wissen. »Du hättest zu Tanith gehen und die Kugel an dich nehmen können. Dann wäre alles erledigt gewesen, aber du hast Menschen in dein höllisches Spiel mit hineingerissen, unschuldige Menschen…«
»Unschuldig?« kreischte er. »Nein, sie waren nicht unschuldig. Sie haben hier ihr Haus gebaut!«
»Na und?«
»Dies hier ist ein alter mystischer Platz. Es waren die Teufelsmönche, deren Geister sich hier zurückgezogen
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