0272 - Flaggschiff in Not
zu und preßten das Genick der Schlange zusammen.
Der glatte Rumpf peitschte sekundenlang hin und her. Dann brachen die Halswirbel der Bestie.
Omar schleuderte das immer noch zuckende Tier weit hinaus ins Meer. Wo der Kadaver aufprallte, begann der Schlamm zu brodeln.
Hawk stieg mit langen Schritten ans Ufer. Unterhalb der Hüfte klebte der Schlamm graugrün und schleimig an ihm. Der Oxtorner stieg in einen Felsenkessel am Ufer, aus dem Dampfwolken aufstiegen: eine vulkanische Quelle. Als Hawk herauskletterte, war sein Körper sauber und glänzte so ölig wie immer.
Erst dann ging er dem anderen entgegen. Er grinste freundlich.
„Hallo, Lun! Sie alter Dunkelweltler! Was treibt Sie denn an diese reizvolle Stätte?"
Baar Lun lächelte höflich. Vorsichtig nahm er die große Hand des Oxtorners und schüttelte sie.
„Was für Leute Ihres Schlages reizvoll ist, braucht für normale Menschen noch lange nicht zu sein, Hawk. Dennoch gestehe ich: Ihre Vorstellung hat mich beeindruckt. Sie könnten zweifellos als Gladiator auf einer Primitivwelt Karriere machen."
Omar überhörte die Ironie nicht. Aber er wußte, es war freundschaftlich gemeinte Ironie. Den Modul und ihn verband eine distanzierte Freundschaft, wie sie nur zwischen geistig sehr regen Menschen mit hohen Idealen vorkommt. Außerdem wichen beide von der Norm ab; beide waren keine Terraner, wenn auch ihre Abstammung auf die gleiche Linie zurückging. Und beide besaßen sie Fähigkeiten, die sie weit über Normalmenschen hinaushob.
Der Okrill knurrte und schaute zu dem Flatteräffchen hinauf, das auf einem überhängenden Ast hockte und mit großen, roten Früchten nach ihm warf. Die Früchte waren steinhart, doch Sherlocks Schädel war noch weit härter. Krachend zersprangen die glänzendroten Kugeln. Das Flatteräffchen keckerte schelmisch, richtete sich auf und streckte den Unterleib vor. Ein dünner, silberweißer Faden schoß aus der Bauchdüse und wickelte sich um den Schädel des Okrill. Sherlock schüttelte sich. Der Faden zerriß mit einem singenden Laut. Ärgerlich riß sich Sherlock die Reste ab. Danach sprang er den nur schenkeldicken Baum an, auf dem das Äffchen saß. Knirschend gab der Stamm nach.
Das Flatteräffchen stieß einige Laute aus, die dem Knurren des Okrill verblüffend ähnelten. Es breitete die lederhäutigen Schwingen aus, stieß sich von dem stürzenden Baum ab und segelte dicht an Sherlocks Maul vorbei.
Der Okrill hätte das kaum unterarmlange Tier mühelos greifen können. Aber seltsamerweise verzichtete er darauf. Er wich sogar behende aus, als der Dschungelbewohner einen zweiten Scheinangriff flog. Kurz darauf krachten die nächsten Früchte gegen seinen Schädel. Das Spiel begann von neuem.
„So kenne ich Ihre Bestie noch gar nicht, Hawk", sagte Baar Lun verwundert. „Offensichtlich spielen die beiden Tiere miteinander, oder...?"
Omar Hawk stieg in seine Uniformkombi aus leichtem Oxtorniumplastikgewebe. Der Anzug schloß hermetisch ab und konnte als Raumanzug dienen, wenn man die Helmkapuze überstreifte. Omar ließ jedoch meist den Verschluß bis zur Gürtellinie offen. Ihm machten die fünfundachtzig Grad Hitze nichts aus.
Es scheint so", beantwortete er Luns Frage. „Dieser Affe ist übrigens das einzige Tier, mit dem Sherlock sich zum Spiel herabläßt - außer Gucky natürlich, aber ich möchte den Mausbiber nicht gern als Tier bezeichnen."
Der Modul lachte.
Omar streifte die Ärmel hoch. Danach schnallte er sich den breiten Waffengurt mit dem schweren Impulsstrahler und dem kleineren Schockblaster um. Die Stiefel aus Terkonitonplastik, die er dann über die Füße zog, waren normalerweise unnötig. Der Anzug besaß eingearbeitete Schuhe. Doch die waren relativ dünn, aus diesem Grund trugen sowohl Hawk als auch Lun zusätzliche Stiefel.
„So!" sagte der Oxtorner, als er auch die Schultergurte befestigt hatte. „Das Bad hat wieder einmal erfrischt. Nun geht es ein Stück in den Dschungel. Kommen Sie mit, Lun?"
Baar Lun ging nicht sofort darauf ein.
„Eigenartige Ansichten haben Sie über Bäder und Erfrischungen, das muß ich schon sagen. Mich bekäme niemand dazu, freiwillig in diesem Schlammtümpel zu baden - schon gar nicht ohne Raumanzug. Ich frage mich nur, wie darin überhaupt Lebewesen existieren können."
„Anpassung!" erwiderte Omar trocken. „Die Tendenz der Entwicklung geht anscheinend überall zum Leben hin, und der Einfallsreichtum der Natur ist unerschöpflich. - Aber ich hatte Sie
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