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0275 - Der Fluch des Ägyptergrabs

0275 - Der Fluch des Ägyptergrabs

Titel: 0275 - Der Fluch des Ägyptergrabs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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der Augenlider noch auch nur die Spitze des Fingers zu heben. Nur sein Verstand arbeitete messerscharf. Und seine Sinne registrierten, wie sein Körper auf die schwankende Barke getragen wurde, mit der man den Leichenzug über den Nil setzte. Eine sanfte Brise strich über den Strom und fächelte Zamorras gequältem Körper Kühlung zu. Er spürte, wie die Barke an das andere Ufer stieß und sein bewegungsloser Körper von Bord gehoben wurde.
    Er vernahm das Klirren von Waffen und das Schnauben von Pferden, dazu das Rasseln der Räder von den Streitwagen.
    Abordnungen der Krieger Ägyptens gaben dem toten Heerführer Metufer das Geleit. Niemand vermutete, daß der Tote im Sarkophag gar nicht Metufer war. Allerdings hatte es den Pharao gewundert, daß ausgerechnet die Priester Sobeks um die Ehre baten, die sterbliche Hülle Metufers zu ihrer letzten Ruhestätte geleiten zu dürfen.
    Doch Ramses sah keinen Grund, den Wunsch zu verweigern. So konnte niemand den Betrug der Priester bemerken, die ihren eigenen Oberpriester zu Grabe trugen, denn in den Totengebeten wurde der Name des Toten nicht genannt. Sinufer, der neue Oberpriester des Sobek, schritt vor dem Sarkophag einher und murmelte scheinheilige Gebete. Er hatte das Wort gehalten, das er Nefru in der Stunde seines Todes gab. Der Leichnam von Nefru wurde nicht, wie die toten Körper anderer Priester, den Krokodilen vorgeworfen, damit sie in Sobek eingehen konnten.
    Amun-Re sei Dank, der ihm geholfen hatte. Dafür war es ganz selbstverständlich, daß man einige seiner Feinde mitbegrub. Sinufer störte es nicht, wenn diese Menschen in der Enge des Grabes auf den schleichenden Tod warteten. War die Mumie erst innerhalb des Grabes und der Eingang dazu von mächtigen Steinen verschlossen, dann war seine Macht im Priesterkollegium unumschränkt.
    Professor Zamorra ahnte von allem nichts. Verzweifelt versuchte er, die Kraft seines Körpers in den rechten Arm zu legen, um ein Zeichen seines Lebens zu geben.
    Vergeblich. Die Macht des Trankes, den man auf Geheiß Sinufers dem Widerstrebenden eingeflößt hatte, war zu stark. Noch jetzt klangen in seinem Inneren die schrillen Angstschreie nach, die Tina und Sandra ausstießen, als geschickte Sklaven ihnen den Mund öffneten und die Nase zuhielten. Der Überlebenswille ließ sie nach Luft schnappen und dabei den Teufelstrank zu sich nehmen. Auch Zamorra hatte der Widerstand nichts genutzt. Übergangslos war sein Körper in eine Totenstarre gefallen, die er immer noch verspürte.
    Übergangslos verschwand des grelle Licht der Sonne, das trotz von den Lidern verdeckten Augäpfeln ihm rotglühende Feuerbälle vorgespielt hatte. Angenehme Kühle schlug ihm entgegen.
    Doch es war die Kühle des Grabes.
    Hohl hallte der Gesang der Priester an den Wänden der Gänge wider, durch die Zamorra nun geschleppt wurde. Dann vernahm er schürfende Laute, mit denen der Sarkophag aus Rosenquarz auf einen Stein gesetzt wurde. Mit leisem Klirren wurden die anderen Grabbeigaben niedergelegt. Die feinen Ohren Zamorras vernahmen flaches Atmen und angstvolles Stöhnen der Sklaven, welche die kostbaren Gegenstände in das Innere des Grabes geschleppt hatten. Leise gehauchte Totengebete zu den verschiedenen Göttern waren zu hören. Doch er wußte, daß weder Osiris, noch Zeus oder Astarte die Bitten der Todgeweihten erhören würden. In den Tagen der Pharaonen galt das Leben eines Pferdes mehr als ein Menschenleben – und Sklaven waren in den Augen der Ägypter weniger als Menschen. Die Sklaven hatten das Innere der Grabkammer gesehen – ihr Wissen sollte ihnen nichts nützen. Zamorra wußte nur zu genau, daß draußen der Tod bereits die Sense für diese Bedauernswerten erhob.
    Und er konnte nicht helfend eingreifen. Bewegungslos mußte er die letzten Totengebete mit anhören.
    »Ewig wirst du leben, Nefru!« hörte Zamorra Sinufer sagen, denn nur Priestern war es gestattet, die Grabkammer zu betreten. »Und wenn dein Kaa zurück in deinen Körper fließt, dann siehe hier deinen Leibsklaven sowie zwei Sklavinnen, die deine Sinne erfreuen mögen!«
    »Tina! Sandra! Neiiiiin!« wollte Professor Zamorra schreien. Doch die Lähmung hatte seine Stimme blockiert. Er hörte das Patschen nackter Füße auf dem Steinboden, als sich Sinufer zurückzog, und vernahm, wie mit einer gigantischen Steinplatte die Öffnung der Grabkammer verschlossen wurde. Noch einige Minuten waren von außerhalb die Stimmen der Priester mit ihrem monotonen Singsang zu

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