0278 - In geheimer Mission auf Lemuria
Umgebung erkennen zu lassen. Die schmutzige Brühe, die mit beträchtlicher Geschwindigkeit dahinfloß, reichte fast bis zum Laufsteg. Ablagerungen an den Kanalwänden zeigten mir, daß das Wasser oft genug weit darüber hinaus angestiegen war. Laufsteg und Geländer waren von Rost zerfressen.
Die Wände wurden von Schimmelpilzen überwuchert. Das war die andere Seite dieser modernen lemurischen Stadt.
Wir bewegten uns schweigend durch den Kanal. Jeder Schritt erforderte erhöhte Aufmerksamkeit, denn der Lautsteg war schlüpfrig.
Ich schätzte, daß mindestens eine Stunde seit unserem Eindringen in den Kanal verstrichen war, als Tannwander uns endlich anhalten „Wir sind an unserem Ziel angelangt, über uns befindet sich das Taru-Hotel."
„Hier ist es vollkommen dunkel" entgegnete Atlan. „Woher wollen Sie wissen, daß es die richtige Stelle ist?"
Ich hörte Tannwanders Lachen in der Dunkelheit. Es klang selbstsicher wie immer.
„Ich habe genügend Zeit in den Kanälen der großen Städte Lemurias zugebracht, bis ich die Organisation meines Onkels übernahm", sagte er. „Sie dürfen nicht vergessen, daß man mich seit meinem zwölften Lebensjahr gejagt hat. Ich kenne alle Verstecke, die es in Stolark gibt."
„Setzen wir voraus, daß Ihre Behauptung stimmt", meinte Rhodan. „Wie sollen wir dann nach oben kommen?"
„Es gibt zwei Wege", erklärte der Lemurer. „Einer führt durch den Seitenarm des Kanals. Die Abwässer des Hotels strömen durch ihn in den Hauptkanal. Dieser Weg ist lebensgefährlich, und ich bin nicht sicher ob er überhaupt gangbar ist Der zweite Weg führt durch eine Kanalöffnung auf die Straße hinauf."
„Auf die Straße?" fragte Rhodan erstaunt. „Ich dachte, die Straße befände sich hoch über dem Kanal."
„Hier nicht mehr", brummte Tannwander ungeduldig. „Die Kanaldecke ist gleichzeitig der Straßenuntergrund."
„Ist dort oben viel Verkehr?"
„Ziemlich", erwiderte Tannwander. „Es ist schließlich eine Hauptstraße."
„Das bedeutet, daß wir nicht alle gehen können", entschied Rhodan. „Modrug, Sie und Assaraf begleiten mich nach oben, die anderen „Ohne meine Hilfe kommen Sie nicht bis zum Hotel durch", prophezeite uns Tannwander.
„Wahrscheinlich werden Sie schon erwischt, wenn Sie den Kanaldeckel hochklappen."
„Haben Sie etwa Angst um uns?" erkundigte sich Rhodan belustigt.
„Keineswegs", entgegnete Tannwander. „Aber wer Sie aus dem Kanal kriechen sieht, wird nachsehen ob Sie Begleiter haben. Das kann auch für mich gefährlich werden."
Rhodan lachte rauh. „Keine Sorge Wir müssen unter allen Umständen das Hotel erreichen. Deshalb werden wir vorsichtig sein."
Tannwander gab keine Antwort. Einer seiner Vorzüge war, daß er nicht diskutierte, wenn er erkannte daß jemand einen Entschluß gefaßt hatte.
„Wie sieht es zu beiden Seiten der Straße aus?" erkundigte sich Perry Rhodan.
„Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine geschlossene Häuserfront. Dort werden Sie sich nicht verstecken können, weil Sie überhaupt nicht über die Straße kommen ohne gesehen zu werden."
„Nun gut", sagte Rhodan gelassen. „Wie sieht es auf unserer Seite aus?"
„Wir befinden uns auf Höhe des Hotelgartens", sagte Tannwander „Aber ich warne Sie: Der Garten ist eingezäunt. Klettern Sie nicht über den Zaun, er ist an ein Ortungssystem angeschlossen worden, seit im Taru-Hotel mehrmals eingebrochen wurde."
„Wie schlimm für Sie!" sagte Atlan spöttisch. „Es gibt immer wieder Wege, um in ein Gebäude einzudringen, wenn man es unbedingt möchte", erklärte Tannwander gelassen. Der Lemurer führte Rhodan, den Teleporter und mich bis unter einen Kanaldeckel. An der Kanalwand waren Sprossen eingelassen, an denen wir nach oben klettern konnten.
„Sie können es sich noch einmal überlegen", sagte Tannwander.
Er erhielt keine Antwort. Rhodan stieg zuerst in die Höhe, dann folgten Kakuta und ich. Ich konnte hören, wie Rhodans Hände über die Unterseite des Kanaldeckels tasteten, dann erklang ein metallisches Geräusch. Plötzlich fiel durch einen schmalen Spalt Licht in den Kanal. Ich konnte den Motorenlärm der Fahrzeuge hören.
Einige Minuten verstrichen. Rhodan beobachtete die Straße.
„Es gibt keine Fußgänger", sagte er.
„Wenn wir ins Freie springen, müssen wir darauf achten, daß wir nicht in den Lichtkreis von Fahrzeugscheinwerfern kommen. Vor dem Zaun des Hotelgartens befindet sich eine Vertiefung, die gleichzeitig die
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