0278 - In geheimer Mission auf Lemuria
Straßenbegrenzung bildet. Dorthin werden wir uns zunächst begeben."
Ich zitterte vor Kälte und Aufregung. Rhodan stieß den Deckel völlig aut. Einen Augenblick sah ich sein bärtiges Gesicht im Schein der Straßenbeleuchtung. Die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Wenn ihn jetzt der Fahrer eines Wagens erblickte, würde dieser anfangen, an Gespenster zu glauben.
„Sie dürfen mir nicht sofort folgen", sagte Rhodan zu Kakuta und mir. „Warten Sie, bis der Abstand zwischen einigen Fahrzeugen so groß ist, daß keine Gefahr besteht, daß man Sie entdeckt."
Einen Augenblick kauerte er noch auf den obersten Sprossen, dann schwang er sich aus dem Kanal hinaus. Lautlos rannte er davon. Tako Kakuta folgte ihm wenige Sekunden später. Ich kletterte weiter nach oben, so daß ich aus dem Loch blicken konnte.
Die Straße war regennaß und glänzte im Licht der Fahrzeugscheinwerfer und der Straßenbeleuchtung. Die Wagen glitten mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbei. Ich konnte die Fahrer sehen. Ihre Blicke waren geradeaus gerichtet, aber auch wenn sie zur Seite geblickt hätten, wäre ich sicher nicht entdeckt worden, denn der Schacht lag im Dunkeln. Trotzdem fühlte ich mich plötzlich wie gelähmt. Die Häuser auf der anderen Straßenseite waren zum Teil beleuchtet, hinter den Fenstern sah ich die Schatten von Lemurern. Ich wandte den Kopf. Schräg vor mir lag das Hotel, ein gewaltiger, hell erleuchteter Gebäudekomplex. Der Hotelgarten befand sich jedoch in völliger Dunkelheit.
Ich spürte eine nie gekannte Schwache in den Beinen. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte die Sprossen einfach losgelassen und wäre in die Tiefe gestürzt. Nur der Gedanke an die beiden Männer, die irgendwo dort drüben auf mich warteten, hinderte mich daran, einfach aufzugeben.
Ich zog mich aus dem Kanalschacht. Einen Augenblick lag ich schweratmend auf der nassen Straße, der Motorenlärm der Fahrzeuge schien sich zu einem alles übertönenden Dröhnen zu verdichten. Ich kroch davon, durch Wasserlachen und über den Straßenrand die Böschung hinab.
Rhodan und Kakuta kauerten nebeneinander am Boden und winkten mir zu. Als ich neben ihnen war, ließ meine Anspannung nach.
Wir konnten zum Haupteingang des Hotels hinüberblicken. Ständig fuhren Wagen vor. Auch auf dem Parkplatz für Gleiter herrschte starker Verkehr. Es war unmöglich, auf diesem Weg ins Hotel zu kommen.
„Vielleicht müssen wir nur ein bißchen näher heran, um die Impulse zu orten", sagte Rhodan.
Kakuta blickte zum Dach hinauf.
„Sollen wir einen Sprung riskieren?" fragte er.
Rhodan schüttelte den Kopf. „Teleportieren Sie sich mit uns zunächst in den Hotelgarten. Vielleicht können wir von dort aus ins Hotel gelangen."
Kakuta faßte uns an den Armen. Wir entmaterialisierten. Praktisch im gleichen Augenblick verstofflichten unsere Körper auf der anderen Seite des Zaunes, ohne daß uns die Ortungsanlage, von der Tannwander gesprochen hatte, anpeilen konnte. Wir standen zwischen mannshohen Büschen auf einem mit Kunststeinen ausgelegten Weg.
Wir gingen über den Weg näher an das Hotel heran. Auf der Rückseite befand sich eine riesige Veranda.
„Was nun?" fragte der Teleporter. Rhodan beobachtete die Eingänge. Sie führten sämtlich in den Vorraum. Dort war soviel Betrieb, daß wir es nicht wagen konnten, das Gebäude auf diesem Weg zu betreten. „Wir müssen auf einen Balkon hinauf!" entschied Rhodan und deutete nach oben.
Zu jeder Zimmerflucht gehörte ein Balkon. Ein Teil der Zimmer war beleuchtet.
„Springen Sie mit uns auf eine der mittleren Etagen", befahl Rhodan dem Mutanten. „Wählen Sie einen dunklen Balkon."
Kakuta umklammerte meinen Arm. Unwillkürlich wich ich vor ihm zurück, doch sein Griff war unnachgiebig. Wenn er spürte, daß ich mich sträubte, dann ließ er sich nichts anmerken. Bevor ich etwas sagen konnte, fand ich mich mit meinen beiden Begleitern auf einem Balkon wieder, der ungefähr in der vierten Etage lag. Rhodan zog die Jacke hoch. Das Summen des Ortungsgerätes war deutlich zu hören.
„Nevis-Latan!" sagte Rhodan erregt. „Ich habe es fast geahnt. Er hält sich irgendwo in diesem Hotel auf."
Wir wußten jetzt, wer der Meister der Insel war und wo er sich aufhielt. „Er muß irgendwo in den mittleren Etagen wohnen", vermutete Tako Kakuta. „Glauben Sie, daß wir genügend Zeit haben, alle Zimmer abzusuchen?"
Rhodan verneinte. Er deutete auf den Balkon nebenan. Die Zimmer, zu denen er gehörte, waren
Weitere Kostenlose Bücher