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0280 - Turm der weißen Vampire

0280 - Turm der weißen Vampire

Titel: 0280 - Turm der weißen Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Craig Thompson wußte genau, daß Unheil in der Luft lag. Er spürte es, als er sein Haus verließ und sich auf den Weg zum Strand machte. Düster lag der Himmel über ihm. Obwohl der Wind von Norden wehte, war die Luft feucht und drückend. Sie schmeckte nach Schwefel, als hätte der Teufel tief ausgeatmet.
    Sicherlich würde bald ein Gewitter die Schwüle zerreißen. Es war auch nötig, um einmal etwas Abkühlung zu bringen.
    Das war ein Jahrhundertsommer, den Schottland da erlebte und der auch die zahlreichen kleinen Inseln vor der Küste mit einschloß.
    Eine seltsame Ruhe lag über dem Strand. Selbst das Meer schien sich zurückzuhalten. Es donnerte nicht mehr mit der Wucht gegen Felsen und Strand, wie man es eigentlich von ihm gewöhnt war.
    Das alles merkte und sah Craig Thompson. Es wäre auch kein Grund zur Beunruhigung gewesen, denn Gewitter hatte er oft genug erlebt. Aber da war etwas anderes, das ihm Sorgen bereitete.
    Fassen und erklären konnte er es nicht. Er hätte auch keinen bestimmten Verdacht äußern können, sondern mußte sich ganz auf sein Gefühl verlassen. Und das sagte ihm, daß der alte Leuchtturm etwas mit der Sache zu tun hatte.
    Um ihn rankten sich sowieso die großen Geheimnisse. Man ging davon aus, daß in seinen Mauern das Grauen lauerte. Schließlich hatte der Turm seine alte Geschichte, und wenn sie stimmte, dann konnte er auch das Unheil freilassen.
    Plötzlich blieb Thompson stehen. Der Wind spielte mit seinem weißen Haar, wehte es hoch, und der Mann verzog sein faltiges Gesicht, bei dem sich die Augen zu Sichern verengten.
    Er schaute zum Turm und sah das Licht.
    Auf der Spitze, wo sich der kleine verglaste Lampenturm befand, drehte sich das Licht.
    Niemand hatte es angezündet, keiner war oben. Der Turm war vor Jahren zum letztenmal besetzt gewesen, und dennoch kreiste das Warnfeuer. Die Lampe warf ihren Schein nicht nur über das Meer, sie traf auch mit den langen Lichtfingern auf das Innere der Insel.
    Thompson war sicher, daß den Turm niemand betreten hatte.
    Wenn die Lampe dennoch leuchtete, dann konnte das nur einen Grund haben. Und vor dem mußte man sich fürchten.
    Der mittlerweile fast siebzigjährige Mann überlegte, was er unternehmen sollte. Er konnte bleiben und zuschauen. Ebensogut auch wegrennen und sich verkriechen.
    »Nein«, sagte er, und seine Worte klangen wie ein Schwur. »Ich werde hingehen.«
    Er hatte nicht sehr weit zu laufen, um den Turm zu erreichen. Ein wenig fiel das Gelände zum Strand hin ab, die steilen Felsen befanden sich woanders.
    Schon bald versanken seine Schuhe im weißen Sand. Kleine Steine, in der Form an Kiesel erinnernd, drückten gegen seine Sohlen. Er war den Weg unzählige Male gelaufen, doch nie mit so einem unguten Gefühl wie heute.
    Schon bald sah er ihn deutlicher. Was aus der Ferne sehr schlank wirkte, entpuppte sich beim Näherkommen als ein gewaltiges Gebilde mit einem großen Durchmesser, der mindestens die Breite von zwei Einfamilienhäusern umfaßte.
    Zur Spitze hin verjüngte sich der Turm ein wenig, der noch aus alten Steinen gebaut worden war und auch zahlreiche kleine Fenster aufwies. Luken, unregelmäßig in der Hauswand verteilt.
    Vor langer Zeit war der Turm als der Ort der Bestrafung angesehen worden, bis man ihn zu einem Leuchtturm umfunktionierte, der den Schiffern und Kapitänen den rechten Weg wies.
    Wie der böse Atemzug eines Raubtiers, so fauchte plötzlich ein Windstoß heran und wirbelte den Sand in die Höhe. Ein feiner Vorhang wehte auf den einsamen Wanderer zu und hüllte ihn für einen Moment ein.
    Als er sich wieder senkte, schien das Raubtier sein Maul aufgerissen zu haben, um zu brüllen.
    Es war kein Brüllen, sondern der gewaltige Donner, der über den Himmel schallte und dem sofort ein Blitz folgte.
    An mehreren Stellen zugleich tanzte er auf dem Firmament, dabei wie ein gewaltiger Dreizack wirkend, dessen Spitzen irgendwo im Meer verschwanden.
    Die See war bereits an einigen Stellen zu einer kochenden Hölle geworden. Der Wind hatte sie aufgewühlt. Schaumige weiße Streifen leuchteten wie sprühende Girlanden, und die Wellen erinnerten Craig Thompson an dunkle Berge aus Glas.
    Blitz und Donner!
    Endlich hatte sich die Schwüle entladen können. Der Wind war ebenfalls da, und bald würde auch der Regen vom düsteren Himmel prasseln und alles verdecken.
    Der einsame Wanderer stemmte sich gebückt gegen den Wind an. Er schaute nicht, wo er hinging. Sein Ziel war einzig und allein der Turm.

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