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0281 - Shimadas Mordaugen

0281 - Shimadas Mordaugen

Titel: 0281 - Shimadas Mordaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Das blaue Auge lag dort, wo der Wald nicht mehr so dicht und die Berge nicht mehr so hoch waren. Es galt als Geburtsstätte für Wesen aus der Hölle. Manchmal wurde auch ein grausamer Samurai aus der Jigoku entlassen, aber das war nicht sehr oft.
    Ein seltsames Wasser füllte den unergründlichen Schacht. Wenn der Wind über die Oberfläche fuhr, wurde es nicht einmal bewegt, sondern blieb glatt wie ein Spiegel.
    Es geriet nur in Bewegung oder in Wellen, wenn etwas Unheimliches geschah.
    Und das passierte in der Tiefe.
    Meist ereignete sich dies in der Nacht, wenn ein blasser Mond am Himmel stand. Sein seltsamer Schein warf einen langen Streifen über das Land, erreichte auch den kreisrunden See und gab der Oberfläche einen fahlen Schein.
    Sie leuchtete jetzt heller, und wer genau hinausschaute, konnte über ihr einen feinen Dunst sehen. Dünner Nebel, der ebenfalls das große Ereignis ankündigte.
    Da kam etwas…
    Es wurde in den Tiefen des blauen Auges geboren, in der Unergründlichkeit eines seltsamen Gewässers, das eine Verbindung zwischen der Welt und dem Jenseits darstellte.
    Es kam in die Höhe. Für einen Moment verdunkelte sich die Oberfläche noch stärker. Sie wurde fast schwärz, bevor der fahle Mondstrahl sie in ein gläsern wirkendes Grau verwandelte.
    Im Innern des Schachts brodelte und blubberte es. Ein stummer Vorgang war zu vernehmen, nur das Wasser geriet dort in Bewegung, und etwas ballte sich dort zusammen.
    Ein Klumpen.
    Keiner konnte sagen, aus welchem Material er bestand, er war auf jeden Fall da und erinnerte an Schleim, der im Wasser trieb.
    Träge schwamm der Klumpen dahin. Er schaukelte. Hätte jemand von oben in das »Auge« hineingeschaut, er hätte nicht sagen können, wie tief der Schacht war und in welcher Höhe sich der seltsame Klumpen befand, der manchmal Ähnlichkeit mit einer Qualle aufwies.
    Mal blieb er auf der Stelle, mal drückten ihn andere Kräfte in die Höhe, dann sank er wieder nach unten, aber in die Höhe wurde er stärker und auch weiter getrieben.
    Er hatte Zeit, durchmaß die Strecke fast gemessen und wurde mit jedem Meter, den er der Oberfläche entgegenstieg, auch größer.
    Hatte er zuvor in eine geöffnete Hand hineingepaßt, so brauchte man nun zwei Hände, um ihn zu umfassen. Und noch immer besaß er die Form einer Qualle. Man konnte ihn auch mit einem mit blauer Tinte gefüllten Wattebausch vergleichen, der geschoben wurde.
    Er drehte sich auch dabei. Die Oberfläche mußte er bald erreicht haben, und plötzlich, während einer dieser Drehungen, war es genau zu sehen.
    Nicht nur eine auf seltsame Art und Weise entstandene Qualle trieb herbei, sondern auch zwei Augen.
    Ja, in der Masse befanden sich Augen. Kugelrunde, seltsam gläsern wirkende Sehwerkzeuge. Verschwommen und dennoch blank.
    Augen…
    Wo kamen sie her? Wer hatte sie geschaffen?
    Wie sagten die Legenden noch? Das blaue Auge führt in die Hölle. Und was aus ihm herausstieg oder hervorquoll, war auch in der Hölle geboren.
    So die alten Geschichten.
    Also mußte der quallenartige Gegenstand, der sich immer weiter der Oberfläche näherte, ebenfalls aus der Hölle stammen.
    Ein teuflischer, dämonischer Gruß von Emma-Hoo!
    Höher und höher stieg er. Er näherte sich der Oberfläche, über der sich der Dunst ein wenig verdichtet hatte und inzwischen zu einem Nebel geworden war.
    Die Schwaden bewegten sich. Sie krochen über den glatten Spiegel, als wären sie mit tausend dünnen Fingern versehen und würden in das blaue Wasser hineinstoßen.
    In der Tat geschah etwas Seltsames!
    Nichts rührte sich in der Umgebung des blauen Sees. Er lag förmlich in einer Totenstille eingebettet. Kein Windhauch wehte von den Hügeln.
    Kein Vogellaut unterbrach die Stille, und die Natur um den See herum schien den Atem anzuhalten.
    Jede Pflanze, jeder Baum, jeder Grashalm spürte genau, daß etwas Neues geboren wurde.
    Und auch der See reagierte.
    Auf der so spiegelglatten Oberfläche bildeten sich Kreise. Als hätte jemand einen kleinen Stein auf sie geworfen, und die Kreise, auch Wasserringe, breiteten sich aus. Zuerst nicht größer als eine Hand, dann wuchsen sie und liefen dem Rand entgegen. Zunächst waren es nur wenige, vielleicht ein Dutzend, aber sie summierten sich, wurden schneller, produzierten Wellen, rannten und kabbelten, so daß es schien, als wollte ein kleiner Wellenring den anderen einholen und sich auf ihn werfen.
    Schneller und schneller drehten sich die Kreise. Sie wurden zu einem Wirbel,

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