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0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ruhe gefunden hätte, und sie fragte sich, wie Lady Joanna MacRaven schlafen konnte. Aber wahrscheinlich hatte die alte Dame ein recht sonniges Gemüt, was diese Dinge anging.
    Nicole und John eilten zum abgestürzten Burgherrn. John war schneller, beugte sich nieder und versuchte dann, Nicole die direkte Sicht mit seinem Körper zu verbauen. »Es ist kein schöner Anblick, Mademoiselle«, erklärte er. »Sie sollten da nicht hinsehen.«
    »Ich habe wahrscheinlich schon mehr Tote gesehen als Sie«, erwiderte Nicole mühsam beherrscht. »Ich sah, wie er von der Zinne stürzte. Nein, er stürzte nicht -er sprang in die Tiefe. Er hat Selbstmord begangen.«
    »Aber warum?«
    Ja, warum? Nicole konnte es sich nicht erklären. Sicher, Sir Glenn hatte furchtbare Angst vor Nessys Rache, aber doch nicht so, daß er Selbstmord beging! Dazu hing er doch viel zu sehr am Leben. Nein, es mußte noch etwas geschehen sein, was ihn aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht hatte.
    Im nächsten Moment flog die Tür auf, die nach fünf Stufen ins Innere des Eckturms führte. Roderick MacRaven taumelte heraus, stutzte, als er die beiden Menschen sah. John hob die Brauen. »Mister Roderick…«
    »Verschwindet«, keuchte Roderick. »Weg hier! Lebensgefahr! Ich…«
    Er sah furchtbar aus. Seine Kleidung war eingerissen, sein Gesicht und seine Hände zerschunden.
    »Sir, sind Sie gestürzt«, fragte John besorgt und ging auf ihn zu.
    »Weg!« brüllte Roderick und taumelte vorwärts, die Stufen hinunter. Da sah Nicole jemanden hinter ihm.
    »Vorsicht!«, schrie sie.
    Ein Skelett!
    Aber - Pete MacRoy war doch ausgelöscht worden!
    Es gab nur eine Möglichkeit: Vorher hatte er noch jemanden infiziert. Und das war…
    »Tante Melissa« röchelte Roderick. Er stolperte, stürzte. Das Skelett folgte ihm. In den tiefen Augenhöhlen irrlichterte es rotglühend, als der Totenschädel sich drehte und Nicole und John ansah.
    »Laufen Sie«, keuchte Roderick und versuchte, sich wieder aufzuraffen. Aber er hatte keine Chance. Das Skelett war ihm schon zu nahe. Es mußte ihn die Turmtreppe herab verfolgt haben. Nicole hoffte, daß noch keine direkte Berührung stattgefunden hatte.
    Sie handelte sofort. Sie benutzte John, den Butler, als Stütze. Der war auf den jähen Ruck nicht vorbereitet und flog rückwärts zu Boden, aber der nur leichte Widerstand reichte Nicole schon aus, sich durch die Luft zu katapultieren und mit beiden Füßen voran das Skelett zu treffen. Sie kam wie eine Katze auf allen vieren auf, wirbelte herum und sah, wie das Skelett sich ebenfalls wieder erhob. Aber der Schwung des Aufpralls hatte genügt, es nicht nur vier, fünf Meter bis an den Turm zurückzuwerfen, sondern Nicole hatte auch einige der Knochen knacken gehört.
    Schon stand sie wieder, umkreiste den jungen Adeligen, der zu erschöpft war, um wieder auf die Beine zu kommen, und zog mit der Fußspitze einen Kreis um ihn in den harten Boden. Zwei, drei Abwehrsymbole kamen hinzu. Dann bewegte sie die Hände in rasender Folge und malte die Zeichen eines Abschirmzaubers in die Luft.
    Das wieder angreifende Skelett prallte gegen eine unsichtbare Wand und wurde zurückgeschleudert.
    Nicole schrie Zaubersprüche. Immerhin hatte sie im Laufe der Zeit genug von Zamorra gelernt, und gerade in den letzten Monaten, wo er sich immer weniger auf Merlins Stern verlassen konnte und selbst intensiv zaubern lernte, hatte sie so viel aufgeschnappt und gelernt wie nie zuvor.
    Nicole griff mit der Kraft der Magie an!
    Half es ihr, daß sie für kurze Zeit schwarzes Blut in ihren Adern besessen hatte? Seit jenen Tagen war sie besonders empfindsam gegenüber Magie und parapsychischen Phänomenen geworden. Kam ihr das jetzt zugute?
    Vielleicht. Jedenfalls wirkte der Zauber.
    Melissa, das Skelett, wich vor ihr zurück. Funken tanzten über die bleichen Knochen. Das Gerippe wand sich wie unter Schmerzen. Es versuchte vor Nicole zu fliehen. Aber die Französin ließ nicht locker. Immer wieder erneuerte sie ihren Zauber. Sie bedauerte, daß sie kein magisches Hilfsmittel bei sich trug, das sie als verstärkende Kraft hätte benutzen können. So konnte sie nur ihre eigenen Parakräfte einsetzen, und die waren nicht gerade überragend.
    Da hörte sie das Skelett schreien!
    »Leonardo, hilf mir… Laß deine Dienerin nicht im Stich«
    Das fehlt gerade noch, dachte Nicole, daß mir Leonardo einen Gegenzauber vor die Nase schleudert !
    Aber Leonardo schleuderte nicht. Er gab Melissa keine Antwort.
    Und

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