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0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

Titel: 0287 - Sein Mörder war schon unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Mörder war schon unterwegs
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Opfer.
    »Und Sie bearbeiten diesen Fall?«, wollte er wissen.
    »Mein Kollege Decker und ich haben die Leitung dieses Falles übertragen bekommen.«
    »Es handelt sich um jenen Czerny, der einen tüchtigen Batzen Geld bei einem Quiz gewann?«
    »Fünfhunderttausend«, nickte ich.
    »Czerny hat eine Schwester namens Berta, die mit einem Polizisten verheiratet ist«, sagte er. Am Klang seiner Stimme Wurde nicht deutlich, ob er es als Frage oder als Feststellung formuliert hatte.
    »Ein gewisser Sergeant Right«, bestätigte ich.
    »Sergeant Samuel Right. Seine Freunde nennen ihn Sammy. Hm…«
    Er machte eine Pause. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, als ob er bei allem, was er tat, auf Wirkung aus sei. Die Geste, mit der er sich den Kneifer zurechtrückte, kam mir unnatürlich und berechnend ausgespielt vor.
    »Sir«, sagte ich ruhig, »ich habe verdammt viel zu tun, denn wir sind noch nicht einmal mit der Zusammenstellung unserer Sonderkommission für diesen Fall fertig. Darf ich Sie bitten, zur Sache zu kommen?«
    Er hob ruckartig den Kopf und fauchte: »Spielen Sie sich nicht auf. Dass eine Kindesentführung mehr Arbeit macht als ein anderer Fall, kann ich mir denken. Trotzdem wird es wohl auf eine Minute nicht ankommen.«
    Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus. Einen Augenblick hing ein feindseliges Schweigen in der Luft. Dann sagte ich wie nebenbei: »Bei einer Kindesentführung kann man um zehn Sekunden zu spät kommen, denn die würden ausreichen, um das Kind zu ermorden.«
    Er holte hörbar Luft. Bevor er mich wieder anschnauzen konnte, sagte ich: »Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann, sagen Sie es gleich. Im anderen Fall möchte ich Sie bitten, mich nicht länger aufzuhalten, Sir.«
    Er wurde weiß vor Wut. Ich dachte an die fünf Telefongespräche, die ich mir notiert und noch nicht erledigt hatte. Schneidend sagte Callery: »Über Ihre unverschämte Art werde ich mit Ihrem Vorgesetzten sprechen, Cotton.«
    Ich nickte zustimmend und sagte: »Mr. High ist im Haus. Ob er Zeit hat, weiß ich nicht.«
    Callery marschierte zur Tür. Jeder Schritt von ihm war eine Bewegung des Zorns. Auf der Schwelle drehte er sich um und sagte: »Wenn Sie diesen Right etwa verhören wollen, werden Sie von mir die Erlaubnis einholen müssen. Ich habe Haft- und Durchsuchungsbefehl erlassen. Samuel Right steht unter dem Verdacht der Bestechlichkeit. Unter Mordverdacht übrigens auch.«
    ***
    Die Patrolmen Horcombe und Libowski standen bereits seit über zwei Stunden in einem Hauseingang der Suffolk Street und beobachteten den Eingang zu dem Haus auf der anderen Straßenseite. Ab und zu hatten sie sich eine Zigarette angesteckt und in der hohlen Hand verborgen, denn im Dienst war das Rauchen eigentlich nicht erlaubt - jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit.
    »Verdammt, er könnte aber langsam kommen«, brummte Libowski nach einer Weile.
    Horcombe zuckte die Achseln.
    »Ich weiß nicht, was mir lieber wäre«, murmelte er. »Wenn er kommt, müssen wir ihn festnehmen. Ich kann nicht behaupten, dass es mir Spaß macht, ihn zu verhaften.«
    »Mir auch nicht«, gab Libowski zu. »Er ist immer ein netter Kerl gewesen. Aber Dienst ist Dienst und ein Haftbefehl ist ein Haftbefehl.«
    Horcombe sagte nichts darauf. Er zog nur an seiner Zigarette und starrte hinüber zu dem Haus auf der anderen Seite der Straße. Ein paarmal waren Hausbewohner an ihnen vorbeigegangen und hatten die beiden Polizisten neugierig und wohl auch erstaunt gemustert, aber bisher hatte sie niemand danach gefragt, was sie hier eigentlich wollten. Sie hätten auch keine wahrheitsgetreue Antwort geben können.
    Horcombe hatte eine gute halbe Stunde lang darüber nachgedacht, ob er den Mann, auf den sie warteten, nicht irgendwie warnen sollte, aber dann war er von diesem Gedanken abgekommen. Man konnte nicht wissen, ob Libowski davon nicht eine Meldung machen würde, und das hätte für Horcombe natürlich katastrophale Folgen gehabt.
    »Wie spät ist es eigentlich?«, fragte Libowski und klopfte mit dem Fingerknöchel gegen seine Armbanduhr. »Meine Uhr ist stehen geblieben.«
    Horcombe hob den Arm und schob den Hemdsärmel ein Stück zurück.
    »Zwölf Minuten nach sechs«, erwiderte er.
    Libowski reckte den Kopf zur Haustür hinaus und sah nach, ob nicht gerade jemand den Gehsteig entlangkam, bevor er seinen Zigarettenstummel in den Rinnstein schnippte. In diesem Augenblick bog weiter unten ein Mann aus der nächsten Querstraße um die

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