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0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

Titel: 0287 - Sein Mörder war schon unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Mörder war schon unterwegs
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Endlich hörte ich, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Die Tür ging einen Zoll auf. Ich schob meinen Dienstausweis nahe an den Spalt und sagte dabei: »FBI. Bitte lassen Sie mich hinein!«
    Die Tür ging vollends auf. Ich huschte hinein und schob die Tür hinter mir zu. Drei junge Verkäuferinnen und eine etwa vierzig- bis fünfundvierzigjährige Matrone sortierten auf dem gläsernen Ladentisch kleine, kostbar aussehende Etuis auseinander. In einem Durchgang nach hinten stand mit fragendem Blick ein älterer, sehr gepflegter, etwas weibisch wirkender Mann.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie nach Feierabend störe«, sagte ich. »Hat zufällig jemand von Ihnen gesehen, wer den schwarzen Mercury da draußen abgestellt hat?«
    Die jüngste Verkäuferin, ein Mädchen von etwa achtzehn Jahren mit einer sommersprossenübersäten Stupsnase, nickte eifrig.
    »Ich habe gesehen, wie der Wagen anhielt, Sir. Ein Mann ist ausgestiegen. Aber ich kannte ihn nicht.«
    »Wie groß war der Mann? Größer als ich? Kleiner? Etwa dieselbe Größe?«
    »Etwa Ihre Größe, Sir, aber ein bisschen schwerer.«
    »Haben Sie sein Gesicht gesehen?«
    »Ja, Sir. Es war ein ziemlich alltägliches' Gesicht. Mir fiel nichts besonders auf.«
    »Würden Sie es trotzdem wiedererkennen, wenn Sie es auf einem Foto zu sehen bekämen?«
    »Doch, ja, das glaube ich schon.«
    Es war der erste Lichtblick. Ich machte ihr klar, dass es für uns sehr wichtig sei, diesen Mann zu finden, und dass ich sie deshalb bitten musste, mit zum Distriktgebäude zu kommen, um die Bände unseres »Familienalbums« durchzublättern, wie wir die Fotosammlung aller Vorbestraften nennen.
    Sie willigte ein, nachdem ein fragender Blick von ihr vom Geschäftsinhaber mit nachdrücklicher Zustimmung beantwortet worden war.
    »Übrigens: Ich heiße Nora Salder«, sagte sie, als uns eine ihrer Kolleginnen zur Tür hinausließ.
    »Ich heiße Cotton, das da ist mein Kollege Phil Decker.«
    Phil kam gerade heran. Der Abschleppwagen war unterdessen eingetroffen, und die Techniker machten sich an die Arbeit. Phil schüttelte dem Mädchen die Hand, während ich ihm erzählte, dass Miss Salder den Mann gesehen hatte, der mit dem Mercury gekommen war.
    »Das ist ja großartig«, freute sich mein Freund. »Endlich ein Lichtblick.«
    ***
    Wir lieferten Miss Salder im Archiv ab und besorgten ihr aus der Kantine ein Stück Apfelkuchen mit Schlagsahne und einen Becher Kaffee. Die Kollegen aus dem Archiv fragten sie bereits aus, um ein paar Anhaltspunkte für die Auswahl der vorzulegenden Fotos zu erhalten.
    »Sobald sie ihn gefunden hat, ruft uns«, sagte Phil, als wir das Archiv wieder verließen.
    Die Kollegen versprachen es. Wir gingen zurück in unser Office. Als Phil die Tür öffnete, blieb er überrascht stehen. Vor dem Reklamekalender an der linken Wand stand ein Mann und sagte: »Das wurde aber auch Zeit. Man muss verdammt lange warten, wenn man ein Wort mit euch sprechen will.«
    Es war Bill Haylton, einer der berüchtigsten Gangster von New York. Ich glaube, wir haben ihn reichlich verdattert angesehen. Jedenfalls machte er eine ungeduldige Bewegung und fuhr fort: »Zum Teufel, ja, ich bin’s wirklich! Macht die Tür zu und besorgt mir einen Schluck Whisky. Die Luft in euren Büros ist zu trocken.«
    Was auch immer Haylton auf dem Herzen haben mochte, wenn ein Mann wie er sich entschloss, zum FBI zu gehen, dann stand eine Überraschung bevor. Ich ging zu meinem Schreibtisch und zog die rechte Schublade auf. Für solche Fälle halten Phil und ich eine Flasche Scotch in Bereitschaft. Ich schenkte ein Wasserglas halb voll.
    »Genug«, sagte Haylton und nippte daran. Als er das Glas auf den Schreibtisch zurückstellte, fragte er: »In Downtown gab es heute Mittag eine Kindesentführung, stimmt das?«
    Phil und ich nickten schweigend. Haylton rieb sich über die Nasenspitze.
    »So was kann ich nicht leiden«, sagte er. »Jeder nach seiner Art, aber Kinder lässt man aus dem Spiel. Die kriegen noch früh genug zu spüren, dass das Leben kein reines Honigschlecken ist. G-men, wir wollen uns nichts vormachen. Ich stehe auf der anderen Seite als ihr, und in gewöhnlichen Fällen würde ich mir eher die Zunge abbeißen, als euch einen Tipp zu geben. Aber eine Kindesentführung ist eine andere Sache. Da spielen wir nicht mit. Ich war gegen halb eins unten in Downtown. Ich hatte nichts weiter vor, ich wollte bloß ein bisschen bummeln. Da sah ich zufällig, dass die Hoolis-Bande unterwegs

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