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0288 - Dämonen-Orakel

0288 - Dämonen-Orakel

Titel: 0288 - Dämonen-Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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folgte.
    »Das ist Telemachos, mein Sohn!« raunte Odysseus, als Zamorra wieder neben ihn trat. In der Stimme schwang unverhohlener Stolz, als der Vater den Sohn so selbstsicher sah. »Was mag er Vorhaben?«
    »Hört mich an, ihr Männer, die ihr um meine Mutter freit!« klang die Stimme des Telemachos laut. »Es ist an der Zeit, daß ihr einseht, daß sie nie einem von euch die Hand zum Bunde reichen wird. Doch das Leben, was ihr hier führt, kostet das Volk von Ithaka mehr, als es bezahlen kann. Die Bauern müssen hungern, damit ihr im Wohlleben schwelgen könnt. Mein Gastrecht habt ihr übergenug strapaziert. Es ist Zeit für euch, zu verschwinden. Sofort!«
    »Und wenn wir es nicht tun?« wollte einer der Freier höhnisch wissen.
    »Dann werde ich euch persönlich hinauswerfen, wie euch mein Vater hinauswerfen würde, wenn er hier wäre!« erklärte Telemachos. »Mit dir, Antinoos, mache ich den Anfang!«
    »Na, mein Junge!« höhnte der Angesprochene. »Dann versuch’s doch mal!«
    »Und ob ich das werde!« fauchte Telemachos und sprang Antinoos an. Doch als er nach seinen Schultern griff, um den Anführer der Freier herumzureißen, schrie er laut auf.
    »Feuer! Er brennt wie Feuer!« stöhnte er auf. »Zauberei…!«
    »Es ist das Dämonische in ihm!« flüsterte Professor Zamorra dem Odysseus zu. »Die Dämonen-Götzen zeigen ihre Macht! Doch sie sind zu sehr Menschen geworden, sonst wäre dein Sohn jetzt schon tot, da Dämonen das Leben eines Angreifers nicht schonen. Dieser hier jedoch will seine Stärke beweisen. Ein Prahler! Warten wir ab, was weiter geschieht!«
    Kaum hatte Professor Zamorra ausgesprochen, als Telemachos wieder zu sich kam. Mit einem Wutschrei entriß er einem seiner Freunde den Speer.
    Zischend flog die Waffe auf Antinoos zu. Doch kaum berührte sie die Brust, glühte sie kurz auf und verging im Nichts.
    Telemachos stieß einen Schreckensruf aus. Im gleichen Moment fühlte er sich von hinten ergriffen. Zwei der Freier packten ihn und schleiften ihn zu einer der Säulen. Mit knirschenden Zähnen mußte Odysseus mit ansehen, wie man seinen Sohn festband.
    Andere entwaffneten die Jünglinge, die zu keiner Gegenwehr mehr fähig waren. Ihre Waffen, Schwerter, Speere und Doppeläxte, wurden auf einen Haufen geworfen.
    »Haltet sie mit euren Speeren in Schach!« befahl Antinoos den Männern der Palastgarde. »Die Zeit meiner Sanftmut ist nun vorbei. Ihr steht jetzt unter meinem Befehl. Wagt es jemand, meine Macht anzuzweifeln?«
    Die Blicke der Männer unter den Helmen funkelten. Speere wurden leicht angehoben. Männerfäuste legten sich um die Griffe der Schwerter.
    »Nur zu!« lockte Antinoos. »Wer sterben möchte, der trete vor. Gehorcht oder sterbt - ganz wie ihr wollt!«
    »Gehorcht ihm!« befahl Telemachos. »Es ist sinnlos, zu kämpfen. Dunkle Mächte beschützen sie!«
    »Du hast die Sachlage ganz richtig erkannt, mein Junge!« sagte Antinoos gehässig. »Hoffentlich erkennt deine Mutter die Sache genauso richtig. Sonst bist du leider der Erste, dessen Seele zum Hades fährt!«
    »Was habt ihr vor?« fragte Telemachos erschrocken.
    »Das Leben ihres Sohnes und seiner Gefährten - es sei erhalten, wenn sie einem von uns die Hand zum Bunde reicht!« kicherte Antinoos. »Denn dann haben wir unsere Wette gewonnen und können Odysseus vor Plutons Thron zerren.«
    »Hätte ich nur eine Waffe!« knirschte Odysseus. »Ich wollte ihn…!«
    »Sie haben dämonisches Leben in sich!« erinnerte Zamorra. »Doch wenn das vernichtet ist, dann sind sie mit jeder Waffe zu vernichten!«
    »Meinen Bogen!«, stieß Odysseus hervor. »Dort an der Wand hängt mein alter Bogen. Und der Köcher mit den Pfeilen. Ich muß ihn haben! Doch die Freier sind vorsichtig. Gutwillig werden sie ihn mir nicht geben!«
    »Ich habe einen Einfall!« zischte Professor Zamorra. »Du kennst doch das Kunststück noch, wie man durch die Öhren von zwölf Äxten schießt?«
    »Zwölf Äxte?« staunte Odysseus. »Unmöglich. Drei Axtöhren - diesen Schuß habe ich oft genug geübt!«
    »Ich werde den Pfeil lenken!« sagte der Meister des Übersinnlichen. Denn die Telekinese gehörte zur Weißen Magie und konnte daher gefahrlos ausgeführt werden. Zwar macht Professor Zamorra von dieser Kunst sehr wenig Gebrauch, doch da es eine einfache Strecke war, die der Pfeil in gerader Richtung zurücklegen mußte, hoffte Zamorra, daß es gelingen würde.
    »Schickt zu Penelope, und verkündet ihr meinen Befehl!« befahl Antinoos einem der

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