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0288 - Dämonen-Orakel

0288 - Dämonen-Orakel

Titel: 0288 - Dämonen-Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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der Entfernung waren laute Rufe, trunkene Schreie und gelallte Gesänge zu vernehmen. Dann wies die Hand des Odysseus auf ein Gelage, wie es Professor Zamorra selbst bei den römischen Kaisern Caligula und Nero nicht erlebt hatte.
    Ungefähr fünfzig Männer aller Altersschichten lagen auf Ruhepolstern oder hockten auf Schemeln. Die meisten von ihnen hielten Weinschalen in den Händen, die von eifrigen Knechten und Mägden stets nachgeschenkt wurden. Auf dem mächtigen Feuer in der Mitte des Raumes drehte sich ein ganzes Rind am Spieß. Fleisch wurde in Streifen herabgeschnitten und an die Festgäste verteilt. Überall waren Eßgeräusche zu vernehmen. Professor Zamorra schüttelte mißbilligend den Kopf. Das Schmatzen, Schlürfen und Rülpsen der Feiernden erinnerte ihn nur zu gut an den Schweinestall des Eumaios.
    »Sie verzehren das Eigentum meiner Untertanen!« zischte Odysseus leise. »Wenn es echte Menschen wären, würde ich sie mit einer Hand voll tapferer Männer besiegen!«
    »Sie sind aber keine Menschen!« hauchte Professor Zamorra. Seine linke Hand glitt unter das Gewand und berührte das Amulett. Ganz schwach gab Merlins Stern Wärme ab.
    »Also hatte ich recht mit meiner Ahnung!« wisperte Odysseus. »Es sind also Dämonen!«
    »Nein, dazu ist die Reaktion des Amuletts zu schwach!« antwortete der Meister des Übersinnlichen. »Ich vermute, daß es Dämonen niederster Gattung sind, die sich menschliche Körper schufen. Wenn das Dämonische vernichtet ist, bleibt nur noch ein menschlicher Körper zurück. Doch dieser Körper besitzt keine Seele. Er ist nichts mehr als ein Roboter auf biologischer Basis!«
    »Ein… was?« fragte Odysseus. Mit dem Begriff »Roboter« konnte er absolut nichts anfangen.
    »So etwas wie der Körper eines Toten, dem Zauberei Leben einhaucht!« versuchte Zamorra eine einfache Erklärung. Odysseus nickte verstehend.
    »Und wie stellen wir fest, ob du recht hast?« fragte er nach einer Weile.
    »Ich werde einen von ihnen mit dem Ju-Ju-Stab berühren!« sagte der Parapsychologe. »Die Macht des Fetisches wird das Dämonische zerstören. Dann werden wir sehen, wie der Rest des Körpers reagiert!«
    »Aber es kann gefährlich sein…!« wollte Odysseus Zamorra zurückhalten. Der Parapsychologe ging jedoch gebückt bereits durch die Halle. Er taumelte hin und her, als habe er Wein getrunken. Seine Lippen lallten ein Lied.
    Ein breitschultriger Mann mit einem wahren Affengesicht warf sich brummend herum, als Zamorra ihn wie von ungefähr anrempelte. An der Wärmeausstrahlung des Amuletts spürte der Parapsychologe, daß er Dämonisches in sich trug.
    »Ich werde dich lehren, vor einem Freier der Penelope auszuweichen, versoffener Gehilfe des Sauhirten!« röhrte es durch den Raum. Fäuste wurden emporgerissen.
    »Recht so, Iros!« klangen Rufe auf. »Gib es ihm. Schlag ihn zusammen!«
    Wer noch einigermaßen klar war, wandte seine Aufmerksamkeit Iros und Zamorra zu. Der Mann mit dem Affengesicht stieß ein Wutgebrüll aus und sprang den Gegner mit der Wucht eines aufprallenden Felsbrockens an.
    Geistesgegenwärtig wich Zamorra beiseite. Dabei drehte er sich so geschickt, daß Iros vom Kopf des Ju-Ju-Stabes gestreift wurde.
    Nur Professor Zamorra sah, daß sich das Gesicht des Iros total veränderte.
    Das Wutleuchten seiner Augen erlosch schlagartig. In das vorher haßverzerrte Gesicht trat eine dumpfe Leere.
    Professor Zamorra atmete auf, als er feststellte, daß die anderen Dämonengeschöpfe nicht spürten, daß die bösartige Intelligenz in Iros durch die Macht des Stabes hinweggefegt wurde.
    Wild und unkontrolliert taumelte der seelenlose Körper des Iros auf den Parapsychologen zu. Reflexartig schwang er die Fäuste.
    Geistesgegenwärtig tauchte Professor Zamorra darunter hinweg und entging zwei Hieben, die einen Ochsen gefällt hätten.
    Und dann legte er alle Kraft in einen einzigen Hieb unter das Kinn des Gegners. Der Körper des Iros wurde zurückgeschleudert, taumelte einige Schritte nach hinten und stürzte auf eins der Ruhebetten. Unter dem Gewicht ging das kostbare Möbel splitternd zu Bruch.
    Die Freier grölten vor Vergnügen und jubelten Zamorra Beifall zu. Niemand nahm zur Kenntnis, daß die Türen der Halle geschlossen wurden und eine Schar leicht bewaffneter Jünglinge auftauchte.
    Mit blank gezogenem Schwert trat ein junger Mann in die Mitte des Saales. Er glich fast aufs Haar dem Odysseus, wie er aussah, bevor er dem Ruf der Griechenfürsten nach Troja

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