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0289 - Kassandras Tiefseefluch

0289 - Kassandras Tiefseefluch

Titel: 0289 - Kassandras Tiefseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kraken in der Nähe zu bleiben.
    Jetzt aber war das Schiff zerstört. Vielleicht hatte Zeus einen Blitz geschleudert.
    Als der Krake sich einigermaßen wieder erholt hatte, zwang Kassandra ihn, sich wieder umzusehen. Das Tier raste vor Schmerzen, aber Kassandras Wille hatte ihn nicht nur von einem winzigen Speisetintenfisch zu einem Monstrum werden lassen, sondern kontrollierte ihn auch jetzt.
    Da waren die Menschen.
    Sie strebten dem Ufer zu und hatten schon einen beachtlichen Vorsprung gewonnen. Aber dieser Vorsprung war nicht uneinholbar.
    Der Krake bewegte sich wieder vorwärts, ein furchtbares Ungeheuer mit peitschenden Fangarmen, die das Wasser aufwühlten.
    ***
    »Er greift wieder an«, stöhnte Violet, vor Kälte zitternd. Ihre Lippen begannen bereits blau zu werden. Ihre Kräfte ließen nach. Thomas gab ihr Hilfestellung und schwamm mit ihr weiter dem Ufer zu. Die anderen kamen noch aus eigener Kraft vorwärts, aber sie waren langsamer geworden. Das kalte Wasser zehrte an ihren Kräften, hinzu kam die Furcht.
    Hinter ihnen hatte der Krake sich von dem versinkenden Feuerball gelöst. Er sah an verschiedenen Stellen schwarz verbrannt aus, wo das Feuer an seinen Fangarmen und an seinem Kopfkörper geleckt hatte.
    »Und ich hatte geglaubt, die Explosion bringt ihn um«, keuchte Thomas leise. »Ist das verdammte Vieh denn gar nicht totzukriegen?«
    Wenn das Feuer es nicht geschafft hatte, dann würde sein Küchenmesser-Besenstiel-Speer den gigantischen Oktopus nicht einmal müde kitzeln.
    Das Biest holte rasch auf.
    Das Ufer der Insel mit der hier etwas steilen Böschung war schon nahe. Noch einmal mobilisierten die Menschen die letzten Kräfte. Das Ufer hätte flacher sein müssen, dachte Thomas. Dann hätte der Krake nicht bis ganz heran gekonnt. So aber konnte er sie noch einholen…
    Schon streckte er seine Fangarme hoch, ließ sie voraus tasten, nach den Menschen greifen… da endlich fand Thomas Boden unter den Füßen. Er stieß Violet in Richtung Ufer. »Lauf, so weit du kannst«, keuchte er und wandte sich um. Irina taumelte ein paar Meter von ihnen entfernt aus dem Wasser. Wo waren Stavros und Paolos?
    Da sah er sie.
    Der Riesenkrake war direkt hinter ihnen! Seine Fangarme erreichten die beiden Männer, und hinter ihnen ragte der mächtige Kopfkörper des Schreckwesens auf!
    »Paßt auf!« schrie Thomas den beiden Griechen zu. Weit holte er aus, schleuderte seinen provisorischen Speer durch die Luft und traf den Fangarm, der sich gerade um Paolos ringeln wollte! Die Klinge des langen Küchenmessers drang durch die Haut ins Muskelfleisch, aber nicht tief. Es reichte aber, dem Kraken Schmerz zuzufügen. Er zuckte wild und krampfhaft. Paolos warf sich noch einmal vorwärts und erreichte flacheres Gewässer, so daß er jetzt wassertretend laufen konnte. Stavros war knapp hinter ihm…
    Da gab der Krake einen eigenartigen Laut von sich, der Thomas erschauern ließ. War es der Schrei einer gequälten Kreatur, oder das Zorngebrüll eines Wesens, das seine Beute entrinnen sieht? Wütend schleuderte der Riesenkrake sich noch einmal vorwärts. Packte zu!
    Stavros schrie und schlug um sich. Ein paar Saugnäpfe hielten ihn gepackt, ließen ihn nicht wieder los. Er versuchte auf den Krakenarm einzuschlagen, ihn loszudrücken. Doch er hatte keine Chance.
    Die anderen standen hilflos da und mußten zusehen, wie das Ungeheuer den Griechen mit sich zerrte, schon nach kurzer Strecke mit ihm unter Wasser verschwand. Nur noch schaumige Wellen blieben, brodelnde, aufgewühlte See… dann nichts mehr.
    Der Tiefseeschrecken hatte sein Opfer doch noch bekommen.
    Fassungslos starrten die Menschen noch lange auf die Stelle, wo der Seemann sein nasses, furchtbares Grab gefunden hatte…
    ***
    In der Tiefe zeigte Kassandra Zufriedenheit. Einer der Menschen war schließlich doch noch in ihre Fänge geraten. Während der Riesenkrake ihn in die Tiefe zerrte und unter Wasser dem Wrack entgegenschwamm, in dem seine Herrin auf ihn wartete, starb der Mann, aber für Kassandra war er noch nicht tot.
    Ihre Macht wuchs. Sie spielte mit ihren Fähigkeiten und war noch nicht an die Grenzen ihres Könnens gestoßen. Ihr war, als habe die lange Zeit des magischen Tiefschlafs ihre Fähigkeiten gefördert und verstärkt. Oder war da noch ein Rest der Hekate in ihr?
    Es berührte sie nicht. Sie war Kassandra, und sie besaß Macht. Und dieser gefangene Mensch würde ihr verraten, was sie über die Welt, über die neue Zeit, wissen mußte. Sie war

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