0291 - Killer-Hunde
lag über der gesamten Gegend. Der Kommissar schloß sein Zimmer auf, machte Licht und steuerte die Balkontür an. Bevor er ins Bett ging, stellte er sich noch immer ein paar Minuten auf den Balkon und schaute in die Dunkelheit hinein, um auch seine Lungen mit frischer Schwarzwaldluft vollzupumpen.
Auch jetzt hörte er keinen Laut. Hinter dem Hotel lag eine große Wiese. Ein Teil davon war als Spielplatz eingerichtet. Klettergeräte und eine Schaukel standen dort ebenso wie eine Rutschbahn. Wege grenzten die Wiese von zwei Seiten ein.
Einer führte rechts vorbei in den Wald und wurde zu einem Trimmpfad. Der andere Weg lief auf einen kleinen Teich oder Weiher zu. Wald und Teich konnte Will nur ahnen, denn der graue Nebel lag über der Wiese wie ein dicker Schleier.
Beide Hände legte der Kommissar auf das feuchte Geländer. Er dachte an seinen Urlaub und an die Hunde.
Irgend etwas hatte sie auf schreckliche Art und Weise verändert.
Normal war ihr Verhalten nicht, und einen normalen Ursprung konnte es auch nicht haben. Da steckte irgend etwas dahinter.
Vielleicht etwas Dämonisches.
Ein anderer hätte über dieses Motiv möglicherweise die Nase gerümpft, nicht Will Mallmann. Er wußte genau, daß es Dinge gab, die einfach nicht zu fassen waren. Wenn Menschen einem dämonischen Einfluß erliegen konnten, weshalb nicht auch Hunde?
Daran mußte der Kommissar denken, und er dachte auch an seinen Londoner Freund John Sinclair.
Sollte er ihn herholen? John hatte genug zu tun, er würde sich bedanken. Andererseits war er immer sehr schnell zur Stelle, wenn es irgendwo »brannte«.
Der Kommissar wurde in seinen Gedanken unterbrochen, denn er hörte hastige Schritte.
Will Mallmann starrte in den Nebel. Die sich bewegende Suppe lag dick und hellgrau in der Dunkelheit. Sie deckte alles zu. Will Mallmann beugte sich nach vorn, drehte den Kopf nach links, sah dort nichts und wandte ihn danach nach rechts.
Da sah er die Gestalt.
Ein Schemen nur, huschend, zerfließend, aber mit menschlichen Umrissen. Der Kommissar konnte nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Alles ging zu schnell, er hatte die Person noch anrufen wollen, da war sie bereits verschwunden.
Wer, zum Teufel noch mal, hatte um diese Zeit einen Grund, das Hotel zu verlassen? Will konnte sich keinen vorstellen, es sei denn, da hatte jemand etwas zu verbergen.
Und zwar einer aus dem Hotel.
Aber wer?
Mallmann war beunruhigt. Er fühlte sich plötzlich belauert, denn er glaubte mittlerweile, daß sich seine Feinde auch innerhalb des Hotels befanden.
Hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu.
Noch blieb er stehen und starrte in die Finsternis, wobei seine Augen allmählich anfingen zu tränen, denn die Nebelschwaden wirkten wie gespenstische Schleier und gaukelten ihm Figuren vor, die es in Wirklichkeit nicht gab.
Jemand hatte das Hotel verlassen!
Dies stand fest, und Will Mallmann glaubte auch nicht an eine normale Ursache. Nicht nach dem, was in den letzten Stunden passiert war. Da besuchte bestimmt kein Mädchen seinen Liebhaber.
Er stellte sich anders hin, so daß er mit der rechten Hand des Balkons verschmolz.
Daß ein Kriminalist Geduld haben muß, bewies der Kommissar in der nächsten Viertelstunde. Unbeweglich stand Will Mallmann auf dem Fleck, den Blick nur über die Balkonbrüstung gerichtet und darauf wartend, daß etwas geschah.
Seine Geduld wurde belohnt. Sehen konnte er zwar nichts, dafür etwas hören.
Es war ein seltsames Tappen, wie man es bei Tieren vernahm, und es konnte nur eine Lösung geben.
Die Hunde kamen!
Der Kommissar hatte sich nicht geirrt. Er schaute senkrecht in die Tiefe und entdeckte die huschenden Schatten, wie sie aus den Nebelschleiern kamen und in Richtung Haus stürmten.
Die Killer-Hunde waren da!
Will Mallmann sah die gestreckten Körper, wie sie Anlauf nahmen und in die Höhe sprangen, doch den Balkon auf der ersten Etage nicht erreichten.
Dafür vernahm der Kommissar ihr Knurren. Es war wütend, gefährlich, aggressiv. Sie wollten das Opfer, sie hechelten und versuchten es immer wieder.
Der Kommissar hatte Angst, daß sie es schafften und auf den Balkon unter dem seinen sprangen. Deshalb mußte er sie vertreiben.
Das gelang nur mit einer Waffe.
Will eilte zurück ins Zimmer. Er hatte seine Dienstpistole mit hochgebracht, hielt sie kaum in der Hand, als er wie erstarrt auf dem Fleck stehenblieb.
Er hörte das Heulen.
Es schien aus dem Nirgendwo zu kommen, hörte sich allerdings nicht so
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