0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
mattem Blau.
Stahl und Gold.
Amun-Re hielt den Opferdolch in seiner Hand…
***
Carsten Möbius hatte Professor Zamorra den Balmung überlassen und hielt sich hinter dem Parapsychologen. In seiner rechten Hand war die Peitsche schlagbereit.
Amun-Re war zu sehr in seine unheilige Handlung vertieft, um das Nahen der Gegner zu bemerken. Professor Zamorra und sein Freund kamen ungehindert voran.
Der Meister des Übersinnlichen hatte das helle Hemd auf der Brust geöffnet. Das Amulett Merlins lag frei, obwohl kaum anzunehmen war, daß es im bevorstehenden Kampf eine große Rolle spielen würde.
Noch nie hatte es gegen Amun-Re Wirkung gezeigt.
Geräuschlos schlich sich Professor Zamorra heran. Er sah, daß sich der bösartige Zauberer mit der leicht gekrümmten Klinge in feierlicher Haltung dem Altar näherte. Sabine Janner zitterte am ganzen Körper.
Mit kurzen Zeichen in der Taubstummensprache verständigten sich Professor Zamorra und Carsten Möbius über ihre Aktion. Der Junge nickte verstehend.
Als Amun-Re den Dolch über das Mädchen hob, gab Professor Zamorra das Zeichen. Wilde Kampfrufe ausstoßend stürmten beide in den Tempel.
Bevor Amun-Re herumwirbeln konnte, knallte die Peitschenschnur über seine Hand. Der Schmerz ließ ihn laut aufschreien. Klirrend fiel der Dolch zu Boden. Im selben Moment ließ Professor Zamorra den Balmung auf die Ketten herabsausen. Die Nibelungenwaffe zerschnitt das Metall wie ein Messer Butter zerschneidet.
Schon war Carsten Möbius heran und zerrte das Mädchen vom Altar herab.
Sabine Jänners nackter Körper bebte vor Erregung. Der Junge legte mit beschützender Geste den Arm um sie, während die Peitsche in der Rechten wie eine gereizte Kobra zischte.
»Hilf deinem treuen Diener, o Jhil!« kreischte Amun-Re voll Schmerz und Zorn. »Vernichte die Frevler!«
Vergeblich wand sich Michael Ullich unter dem Griff der Göttin. Jhil war durch das Eintreffen der Retter gereizt. Jetzt wollte sie töten.
Nur seiner instinktiven Reaktion gelang es, dem zuschnappenden Papageienschnabel zu entgehen.
Unschlüssig hielt Professor Zamorra das Schwert der Nibelungen in seiner Hand. Er wußte nicht, was er tun sollte.
»Der Steinsockel!« stöhnte Ullich verzweifelt. »Triff den Steinsockel!« Seiner Stimme war anzumerken, daß er Jhils wütenden Attacken bald nichts mehr entgegenzusetzen hatte.
Professor Zamorra dachte in diesem Moment nicht über seine Worte nach. Er handelte impulsiv, wie es Ullich wollte.
Der Balmung beschrieb einen Kreisbogen und die Schneide traf den Jadestein unter der Statue mit voller Wucht.
Ein Klirren, ein Splittern und ein Sprühregen kleiner Jadesplitter. Der Sockel unter der Statue zerbarst. Die lebendige Skulptur und Michael Ullich stürzten zu Boden.
Irgendwie war auch die Göttin verwundbar. Beim Sturz hatte sie Ullichs Körper losgelassen. Dieser rollte sich so schnell er konnte aus ihrem Zugriffsbereich.
Mit letzter Kraft hechtete er sich zu dem geöffneten Stein.
Bläulich schimmerte ihm Stahl entgegen. Ein Schwert, gegen den selbst der Balmung verblaßte. Obwohl Knauf und Parierstange einfach gearbeitet waren und nur von wenigen Edelsteinen verziert wurden, sahen die Arbeiten daran kostbarer als die der Nibelungenwaffe aus.
»Gorgran!« heulte Amun-Re. »Hier also haben diefe Narren das verfluchte Schwert verborgen! Hätte ich es nur geahnt, es würde in der tiefsten Tiefe des Weltmeeres ruhen! Gorgran ist wieder auferstanden! Und ausgerechnet er hat es in seiner Hand! Dieser Junge, der einst Gunnar mit den zwei Schwertern war!«
Für einen Moment erwartete Professor Zamorra, daß Michael Ullich wieder die Gestalt des mächtigen hyborischen Kriegers bekommen würde. Doch dazu waren wohl die Sprüche der Elben notwendig.
Immerhin war Gorgran wiedergefunden. Professor Zamorra wußte, daß dies einst die Waffe des Eisriesen Ymarson war. Das Schwert, das durch Stein schneidet.
Gegen Gorgran war der Balmung ein Nichts.
Amun-Re gab sein Spiel verloren. Mochte die Göttin Jhil seine Flucht decken. Ullich-Gunnar mit Gorgran und sein Erzfeind Zamorra mit dem Balmung - trotz seiner Zauberkunst sah Amun-Re keine Chance, den Kampf zu gewinnen.
»Asfar! Asfar!« schrillte seine Stimme, während Michael Ullich in leicht geduckter Haltung, das Schwert mit beiden Händen ergriffen, die lebendige Statue angriff.
»Asfar, komm herbei! Ich rufe dich beim Pakt, den wir geschlossen haben!«
Ein fauchender Luftstrom erfüllte den alte Tempel.
Asfer war
Weitere Kostenlose Bücher