Ich will es hart
Eros Undercover
Eigentlich liebte Leyla ihren Beruf, und im Grunde genommen kam sie mit ihrem Chef, Hauptkommissar Frank Berndorf, gut aus. Aber seit sie in diesem neuen Mordfall recherchierten, hatte sie zum ersten Mal eine Scheißwut auf ihn.
Alles fing damit an, dass Leylas Telefon zu einem Zeitpunkt klingelte, als sie dachte, endlich mal den Feierabend bei einem Fertiggericht und einem entspannenden Spielfilm genießen zu können. Aber was bedeutete in diesem Job schon das Wort Feierabend? Nichts. Verbrecher machten niemals Feierabend.
Manchmal fragte Leyla sich, ob sie sich für den passenden Beruf entschieden hatte. Ihr Privatleben bestand aus dem Füttern und Streicheln der ihr zugelaufenen Katze, gelegentlichen E-Mail-Kontakten und Besuchen bei ihren Eltern. Abgesehen von alleine verbrachten Nächten, in denen eine Sammlung bunter Vibratoren ihre besten Freunde waren und ihre sexuellen Bedürfnisse eher notdürftig befriedigten, fühlte sie sich mit ihrem Leben durchaus im Reinen und – ja, sie liebte ihren Job sogar. Zumindest manchmal. Denn er war spannend, erforderte psychologischen Spürsinn und Kombinationsgabe, und es war ein gutes Gefühl, wenn sie einen Fall lösten und den Täter aus dem Verkehr zogen.
Alles war wie gesagt in Ordnung, sie arbeitete gerne mit Frank zusammen, weil sie ein eingespieltes Team waren und sich hervorragend ergänzten. Bis das Schicksal an jenem verhängnisvollen Abend seinen Lauf nahm und ihr Leben auf nicht vorhersehbare Weise vollkommen durcheinanderwirbelte …
Leyla war gerade vom Einkaufen knapp vor Ladenschluss nach Hause gekommen, hatte ihre Umhängetasche aus wasserdichter, weiß gefärbter LKW -Plane und die vollen Tüten auf dem Küchentresen abgestellt, als ihr Handy in der Jackentasche läutete. Für einen Augenblick überlegte sie, ob sie so tun sollte, als hätte sie es nicht gehört. Aber als sie Franks Namen auf dem Display las, nahm sie doch ab.
»Hallo Frank. Soll ich dir verraten, was im Abendprogramm läuft, weil deine Frau vergessen hat, die aktuelle Fernsehzeitung zu kaufen?«
Im Gegensatz zu ihr war Frank glücklich verheiratet. Noch, wie er mitunter betonte, wenn sein schlechtes Gewissen zuschlug. Zwei Kinder, Reihenhaus, Golden Retriever. Eine meistens verständnisvolle Ehefrau. Sein Engel in der Welt der Düsternis, wie Frank immer wieder betonte.
»Todesopfer, Beethovenstraße 43, 5. Stock. Markus Erdmann. Kannste kommen?«
Das war’s dann also mit dem freien Abend und der verdienten Entspannung in der warmen Badewanne. Leylas Magen knurrte protestierend.
»Ja klar, bin schon unterwegs.«
Die Adresse befand sich in einem altgewachsenen Stadtviertel mit wenigen Parkmöglichkeiten. Schulterzuckend blieb Leyla in zweiter Reihe stehen, hinter Franks Auto und einem Polizeiwagen, die dort ebenfalls standen und die Fahrbahn blockierten, und legte ihren Sonderausweis gut sichtbar vorne in den Wagen. Ihr Blick schweifte über den Wohnblock. Altbau. Hohe schlanke Fenster, alte brüchige Rollläden aus Holz, eine Eingangstür so hoch und breit wie ein Scheunentor. Hinter einem der Fenster ein neugieriger Nachbar, der ins Dunkel des Zimmers zurückwich, als Leyla zu ihm aufsah.
Sie nickte dem Polizeibeamten zu, der vor der Tür stand. »N’Abend. Sollner, Mordkommission.«
»Guten Abend. Ihr Kollege wartet schon oben auf Sie.«
Leyla rannte die abgetretene Holztreppe immer zwei Stufen auf einmal nehmend hinauf. Tägliches Joggen, dreimal die Woche Fitness- und Krafttraining hatten ihren Körper in eine leistungsfähige Kraftmaschine verwandelt. Das alles sah man ihr allerdings kaum an. Eine nicht zu eng sitzende Lederhose und eine Lederjacke, beides ihre Lieblingskleidung, kaschierten ihre schlanken Formen ein wenig. Wenn Leyla Zeit zum Essen fand, versuchte sie sich gesund zu ernähren. Obst, Milchprodukte, Gemüse.
Als sie im 5. Stock ankam, war sie nicht einmal außer Atem. Die Wohnungstür war nur angelehnt, und sie trat ohne anzuklopfen ein.
Frank sah den beiden Männern der Spurensicherung zu, die bereits ihrer Arbeit nachgingen.
»Hi. Hab ich was verpasst?«
Frank zuckte die Schultern. »Hab mir Zeit gelassen, dich anzurufen. Wollte dir noch ein bisschen Freizeit gönnen. Ich hoffe, du hast sie genutzt und deinen Kühlschrank wieder aufgefüllt?«
Leyla nickte.
»Gut. Kann sein, dass du die nächsten Tage keine Zeit dafür hast.«
Dann informierte er sie über das, was er bereits wusste.
Erdmanns Nachbarin hatte diesen seit
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