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0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

Titel: 0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Wollfäden über den sandfarbenen Teppich zogen.
    Der Mann wäre sicher vor Angst gestorben, hätte er gewußt, daß er hier das Hohe Zeichen wirkte, bei dessen Macht man einen Dschinn herbeirufen konnte.
    Zufrieden hakte Carsten Möbius alle erstandenen Positionen auf seinem Zettel ab. Da in Zamorras Büchern jedoch geschrieben stand, daß man die Gegenstände bezahlen soll ohne zu handeln, die Araber jedoch die Preise in Erwartung einer langen Feilscherei äußerst hoch geschraubt hatten, machte der sparsame Carsten Möbius ein bitteres Gesicht, als er die gekauften Gegenstände mit den gezahlten Preisen verglich.
    In der Moschee von Soukhna jedoch wurden Allah und der Prophet gepriesen. Solche spleenigen Effendis, die uralten Schrott aufkauften, konnten öfter mal vorbeikommen.
    Im Palmenhain zog Professor Zamorra, von Carsten Möbius assistiert, den Ritualkreis, während sich die arabischen Arbeiter in abergläubischer Scheu in ihren Baracken verschanzten.
    Kaum hatte Professor Zamorra machtvoll die richtigen Worte gerufen, als ein Sturmwind über sie hinweg fegte.
    Asfar, der Dschinn, folgte seinem Ruf. Auch ohne ihn zu sehen wußte Professor Zamorra, daß der Windgeist anwesend war.
    »Was habe ich dir getan?« zeterte Asfar. »Warum zwingst du mich, zu erscheinen? Ich habe dich gerettet. Ist das der Dank?«
    »Der letzte Sandsturm war sicher dein Werk!« sagte Professor Zamorra, ohne auf das Jammern des Dschinns einzugehen.
    »Ich wollte nicht… er hat mich gezwungen… er vernichtet mich, wenn ich ihm nicht gehorche!« sprudelte der Dschinn hervor.
    »Du stehst unter der Macht des Amun-Re?« fragte Professor Zamorra.
    »Er ist mein Herr und Meister!« bekannte Asfar. »Er zwingt mich mit dem Ring der Macht!«
    »Der Ring des Nibelungen!« stieß Carsten Möbius tonlos hervor.
    »Die Kraft des Ringes saugt mich auf, wenn ich mich gegen ihn stelle!« greinte der Dschinn. »Nur wenn der Ring an seinen angestammten Platz zurückkommt, werde ich wieder frei!«
    »Auf dem Grunde des Rheins!« nickte Professor Zamorra. »Wenn ihn die Rheintöchter wieder in ihrer Obhut haben!«
    »Du hast unsere Freunde entführt, Asfar!« sagte Carsten Möbius mit harter Stimme. Als Tanist hatte er das Recht, den beschworenen Geist ebenfalls anzusprechen. Allerdings nur dann, wenn das nicht ein Dämonenwesen war. Die Schwarze Familie hatte da ihre eigenen Gesetze.
    »Ich wurde gezwungen, sie in Amun-Res Zauberburg zu bringen!« jammerte der Windgeist.
    »So, wie du uns auch hinbringen wirst!« sagte Professor Zamorra fest.
    »Dann trifft mich sein Zorn!« stieß Asfar angstvoll hervor.
    »Wir gehen hin und werden ihn besiegen. Wenn er vernichtet ist, kann er dir nichts mehr tun!« versuchte der Meister des Übersinnlichen, den Dschinn zu beruhigen.
    »Und wenn nicht?« quäkte der Windgeist.
    »Amun-Re will die ganze Welt beherrschen Asfar!« sagte Professor Zamorra langsam. »Wenn du uns nicht hilfst, ihn zu stoppen, wird er immer mächtiger. Siehe, wir setzen alles aufs Spiel, um ihn zu vernichten. Hilf uns, diese schöne Welt vor seinem Zugriff zu retten!«
    »Na gut. Ich kann es ja versuchen!« dehnte Asfar. »Aber wenn es zu gefährlich wird, dann mache ich nicht mehr mit!«
    »Du brauchst uns bloß bis zu seinem Versteck zu bringen!« sagte Zamorra.
    »Das ist ja kinderleicht«, freute sich Asfar. »Setzt euch auf den Teppich und haltet euch fest!«
    Carsten Möbius guckte belämmert, als Professor Zamorra auf dem ausgerollten Teppich Platz nahm.
    »Hast du noch nie was von einem fliegenden Teppich gehört?« fragte der Meister des Übersinnlichen.
    »Endlich mal ein alternatives Transportmittel, das die Flugzeuge ersetzen kann!« freute sich Carsten Möbius, als der fliegende Teppich abhob und sie aus der Ferne die entsetzten Ausrufe der Araber hörten. »Die Flugzeuge belasten unsere Umwelt viel zu sehr. Ich werde Väterchen empfehlen, das Muster dieses Teppichs zu kopieren und in Serie zu geben. Jedem seinen eigenen fliegenden Teppich?«
    »Und irgendwann kommt die Sonderkonstruktion eines Volks-Teppichs?« lächelte Professor Zamorra. »Du vergißt, daß ein Dschinn den Teppich trägt. Ohne die Hilfe Asfars ist es ein ganz gewöhnlicher Teppich!«
    »Ich hätte euch auch durch die Luft wirbeln oder auf einer Sandwolke reiten lassen können!« orgelte die Stimme des Dschinns. »Aber diese Art ist für euch am bequemsten zu reisen!«
    Dann war Stille, und Zamorra und Carsten Möbius genossen diesen ungewöhnlichen Flug.

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