0294 - Der Feuer-Bumerang
war dieser Mann unheimlich gewesen. Jetzt aber sagte sie klar und deutlich ihre Meinung. »Der Kerl spinnt.«
Auch Rhokasa hatte die Worte vernommen, und er schüttelte den Kopf.
»Das solltest du nicht so sehen«, erwiderte er.
»Wer hat dir überhaupt erlaubt, mich zu duzen, du komischer Heiliger?« schrie Violet. »Für dich Halbmensch bin ich immer noch Miß Keel. Verstanden?«
»Reg dich ab!« sagte Zangy.
Sie wandte sich ihrem Freund zu. Violets Gesicht schimmerte hochrot.
»Bist du denn mit dem einverstanden, was er verlangt?« rief sie wild. »Das kann doch nicht sein!«
»Er hat den Bumerang.«
»Und du willst ihn haben, nicht wahr?«
»So sieht es aus.«
»Soll ich wirklich der Preis sein?«
Wayne Zangy gab keine direkte Antwort. Er wandte sich an den Eingeborenen. »Was hast du mit ihr vor?«
»Ich werde sie mitnehmen. Ich brauche sie, das ist alles.«
»Und wofür?«
»Das behalte ich für mich. Aber der Bumerang braucht Kraft. Mehr sage ich nicht.«
Zangy war ein Mann, der überlegen konnte. Er besaß einen messerscharfen Verstand und wußte Situationen rasch und vor allen Dingen genau einzuschätzen. Auch hier dachte er weiter. Die ganze Sache ließ sich nicht erklären. Der Bumerang besaß eine Kraft, die man als mystisch, unheimlich oder ungeheuer bezeichnen konnte. Er lebte lange genug in diesem Land, und so wußte er auch, daß noch längst nicht alle Geheimnisse erforscht worden waren.
Die Eingeborenen beherrschten Dinge, die mit dem reinen Verstand nicht zu erklären waren. Dahinter steckte eine fremde Kraft. Schwarze Magie, ein Wissen, das in Jahrtausenden geboren worden war. Und wenn dieser Mann die Frau verlangte, dann konnte es sich eigentlich nur um eine Art von Opfer handeln.
Ja, ein Opfer.
Zangy ballte die Hände. Dabei wechselte sein Blick, und er schaute wieder auf den Bumerang, der so harmlos aussah und dennoch eine Kraft besaß, die für den Mann unerklärlich war.
»Hast du dich entschieden?« fragte Rhokasa.
Violet griff ein. »Du wirst mich doch nicht mit diesem Primitivling laufen lassen, Wayne?« Die Stimme der Frau zitterte. Ein Zeichen der Angst.
»Er weiß zumindest, was er will«, gab Zangy zurück. »Und das sehr genau.« Der Mann räusperte sich und dachte an die Bedingungen, die der Mann vor der Reise gestellt hatte. Von allein wäre Wayne Zangy nie auf den Gedanken gekommen, seine jetzige Gespielin mitzunehmen, aber Rhokasa hatte es verlangt.
»Was soll das?« fuhr Violet ihren Freund an. »Was hast du dir dabei gedacht?«
»Es wird ja nicht für immer sein.«
Die Frau trat einen Schritt zurück. Sie wurde weiß im Gesicht. Als sie ihre rechte Hand auf die Kühlerschnauze des Wagens legte, zuckte sie zurück, weil das Metall so heiß war.
»Dann… dann hast du dich entschlossen, Wayne Zangy?«
Zangy hob die Schultern. »Es wird ja nicht für immer sein«, erwiderte er locker.
Die Frau holte tief Luft. »Du Schwein!« flüsterte sie. »Du mieser Sack. Du dreckiger…«
»Halt deinen Mund. Es braucht nicht jeder zu merken, wo du herkommst.«
»Nie gehe ich mit diesem Klotz. Ich werde eher…«
Zangy nickte, und Rhokasa verstand das Zeichen. Einen Schritt trat er vor, und gedankenschnell griff er zu. Seine Hand fand zielsicher den Arm der Frau und hielt ihn eisern fest.
Violet erstarrte. Ihre Mundwinkel zuckten. Auf ihrer Stirn lagen plötzlich Schweißtropfen.
»Die eine Bedingung hast du erfüllt, Wayne Zangy«, sagte Rhokasa und nickte zufrieden. »Nun brauchst du nur noch den Geisterjäger herbeizuschaffen.«
»Das packe ich auch noch. Aber wohin?«
»Ich warte in der Minenstadt Sewana auf dich.«
»Da?«
»Es ist der Platz, an dem sich alles konzentriert. Die Kräfte sind freigeworden, wir werden sie nutzen. Und beeile dich, Wayne Zangy. Viel Zeit haben wir nicht.«
»Ja, ich werde mein Bestes tun.« Zangy verstand nicht, daß er so ohne Widerstand auf die Bedingungen des anderen eingegangen war. Irgendwie spürte er, daß dieser Mann auch Macht über ihn besaß, und so etwas paßte ihm überhaupt nicht.
Violet hatte ihren ersten Schock überwunden. Sie wollte sich aus dem Griff des Mannes befreien, begann zu fluchen und zu toben, schlug um sich, aber Rhokasa kümmerte sich nicht darum. Er zog sie einfach mit und schritt mit ihr in die wüstenartige Steppe hinein.
Zangy hob die Schultern. Er dachte über den Bumerang nach, schluckte und wandte sich seinem Wagen zu.
Bevor er einstieg, warf er noch einen Blick nach vorn.
Vor Schreck
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