0294 - Der Feuer-Bumerang
schaue in die Glotze, werde etwas lesen und ansonsten früh schlafen.«
»Ob das klappt?«
Sukos Skepsis hatte seine Berechtigung, denn nicht immer hatte ich mein Vorhaben auch in die Tat umsetzen können. Oft war mir etwas dazwischengekommen, denn Dämonen und andere Gegner kümmerten sich nicht um Uhr- und Tageszeiten.
Bevor ich die Wohnung betrat, leerte ich den Briefkasten. Eine alte Angewohnheit.
Es war einiges an Post eingetroffen. Das meiste warf ich direkt wieder weg, weil es nur Reklamesendungen waren. Zwei Briefe behielt ich. Eine Rechnung und einen Brief, dessen Umschlag aus dünnem Papier bestand und die typischen Merkmale einer Luftpost-Sendung trug.
Im Lift schaute ich auf den Absender. Der Brief kam aus Australien. Ein gewisser Wayne Zangy hatte ihn geschrieben.
Ich dachte über den Namen nach.
Nein, den hatte ich noch nie gehört. Auch wenn ich noch so stark nachdachte, mit einem Wayne Zangy hatte ich wirklich noch nichts zu tun gehabt.
Aber wieso und aus welchem Grund hatte er mir geschrieben? Das erfuhr ich Minuten später, als ich den Umschlag geöffnet und den Brief herausgenommen hatte.
Während ich ihn auseinanderfaltete, flatterte ein Zeitungsartikel hervor, den man dem Brief beigelegt hatte. Er fiel zu Boden, ich hob ihn auf und las von einem unerklärlichen Hubschrauberabsturz. Aber auch über den letzten Funkspruch des Piloten.
Der machte mich stutzig.
Angeblich hatte der Mann einen riesigen Bumerang gesehen, und ich dachte sofort an meine silberne Banane, die innerhalb meines Einsatzkoffers lag.
Gab es da Zusammenhänge?
So weit war ich noch nicht, und las das durch, was mir der Schreiber handschriftlich mitgeteilt hatte.
Er lud mich ein, nach Australien zu kommen, weil er dort etwas von einem gewaltigen Bumerang gehört hatte und etwas über ihn sagen konnte.
Sollte ich ihm glauben?
Ich dachte scharf nach. Zunächst wunderte ich mich, daß der Mann meinen Namen kannte. Dies jedoch stellte ich zurück und konzentrierte mich auf den Bumerang. Nach den Zeilen zu urteilen, mußte der Pilot recht gehabt haben. Es gab diese Waffe also. Einen riesigen Bumerang, der in Flammen stand, wenn er geworfen wurde. Für den Schreiber ein unerklärliches Phänomen, wobei ich helfen sollte, es aufzuklären.
Oder war das Ganze eine Falle?
Ich überlegte hin und her. An einen Bluff wollte ich nicht glauben. Die Zeitungen würden es sich kaum leisten können, solche Lügen in die Welt zu setzen, und der Hubschrauber war nun mal verschwunden. Zudem existierte der Funkspruch.
Ich erinnerte mich automatisch an meinen Bumerang. Die Waffe hatte ich auf eine seltsame Art bekommen. Aus den letzten Seiten des Buchs der grausamen Träume hatte sie sich geformt und war zu einem nicht wegzudenkenden Hilfsmittel geworden, das mir schon sehr wertvolle Dienste geleistet hatte.
Mehr wußte ich eigentlich nicht. Vielleicht aber standen die Waffen in einem unmittelbaren Zusammenhang, so daß ich mehr über das Geheimnis meines Bumerangs erfuhr, wenn ich die Reise nach Australien antrat. Dies lag im Bereich des möglichen.
Ich las den Brief noch einmal durch und erfuhr, daß ich, wenn ich tatsächlich in Australien eintraf, in eine Stadt reisen sollte, die Sewana hieß.
Den Namen hatte ich noch nie gehört! Er mußte jedoch in einem unmittelbaren Zusammenhang zum Bumerang stehen.
Sehr geheimnisvoll das alles.
Ich legte den Brief zur Seite, holte meinen Einsatzkoffer und öffnete ihn.
Der Deckel schwang in die Höhe. Ich sah meine Waffen in den Samtbetten liegen und faßte automatisch nach dem Bumerang, der silbergrau schimmerte und ein ziemliches Gewicht besaß.
Ich wog ihn in der Hand.
Er besaß etwa die Größe eines Kinderarms. Aus Silber bestand er und war magisch aufgeladen, wie ich inzwischen erfahren hatte.
Der Brief und der Bumerang. Sollte ich tatsächlich der Einladung folgen und nach Australien düsen?
Ich wollte zunächst einmal darüber schlafen und den Fall am anderen Morgen mit Suko und Sir James durchdiskutieren.
Bisher hatte ich mein Jackett noch nicht ausgezogen. Das holte ich nach, und legte anschließend bequeme Freizeitkleidung an. In der Cordhose fühlte ich mich am wohlsten. Sie war so herrlich ausgebeult, und man konnte sich in ihr richtig herumräkeln.
Es war ruhig im Raum. Ich sah auf mein zerwühltes Bett und mußte grinsen, denn am Morgen hatte ich es einfach nicht geschafft, das Oberbett glatt zu ziehen. Wenn man Junggeselle ist, denkt man da eben ein wenig
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