0297 - Straße in die Hölle
Hexen jäger aus einer anderen Dimension, betraten den großen Thronsaal. Sie verneigten sich. Eysenbeiß behielt seine Silbermaske auf, obgleich er längst von der Sekte der Jenseitsmörder ausgestoßen worden war und Leonardo auch seine wahre Identität kannte. Immerhin hatte Leonardo ihn zu seinem Vasallen gemacht.
Leonardo hob die Hand. Die Flöten- und Harfenspieler verstummten. Die spärlich bekleideten Tänzerinnen zogen sich zurück. De Montagne hob den Kopf. »Hattet ihr Erfolg?«
»In der Tat, Herr«, sagte Wang. Er klatschte in die Hände.
Zwei Skelett-Krieger trugen eine reglose Gestalt in den Saal, eine junge Frau im kurzen Kleidchen. Sie legten sie vor Leonardo auf die Erhöhung, auf welcher der Knochenthron stand.
»Die Hexe«, sagte Eysenbeiß.
»Sie lebt noch?« fragte Leonardo, obgleich er es selbst spüren konnte. Die Lebensaura der Hexe war noch nicht erloschen.
»Aufwecken«, befahl Leonardo.
Eysenbeiß strich mit dem Prydo, seinem Stab, über die Stirn der Hexe. Janice Brown öffnete die Augen. Mit einem Schrei fuhr sie hoch. Der Fuß des Mongolen drückte sie auf den Boden zurück.
»Du bist Janice Brown, die Hexe«, sagte Leonardo.
Sie nickte stumm. Sie fürchtete sich. Ihr wurde klar, daß sie hier einer Macht gegenüberstand, nein, lag, der sie nicht gewachsen war.
»Du hast vierhundert Jahre lang ein dem Teufel gefälliges Leben geführt«, sagte Leonardo und zeigte damit, wie gut er informiert war. »Findest du nicht, daß es nun an der Zeit ist, zur Hölle zu fahren?«
»Nein«, keuchte sie auf.
»Du sollst nicht widersprechen«, brummte der Mongole kalt und verstärkte seinen Druck auf die Schulter der Hexe.
»Wer bist du?« keuchte Janice Brown.
»Ich bin Leonardo deMontagne. Aber das wird dir wenig sagen«, erwiderte der Mann auf dem Knochenthron. »Ja, du wirst zur Hölle fahren. Ich erkläre deine Lebensspanne für beendet.«
»Aber«, stieß sie in wahnsinniger Angst hervor. »Asmodis versprach mir tausend Jahre…«
Leonardo lachte auf. »Tausend Jahre… sind wie ein Tag, sagt man, und dieser Tag ist nun um! Fast neunhundert Jahre lang habe ich selbst in der Hölle zugebracht. Ich kann dir versprechen, daß es dort alles andere als schön sein wird.«
»Ich - will nicht…«, stöhnte die Hexe in Todesangst.
»Du widersprichst ja schon wieder«, sagte der Mongole verwundert. »Was soll das denn? Du solltest froh sein, daß du unserem Herrn mit deinem vorgezogenen Tod einen großen Dienst erweisen kannst!«
»Du wirst eine Zeitbombe sein«, sagte Leonardo mit kaltem Lächeln. »Und das Schöne daran ist: Asmodis kann dich weder entschärfen noch dich wieder aus der Hölle zurückweisen! Denn in deinem Pakt steht geschrieben, daß deine Seele mit deinem Tod unwiderruflich zur Hölle fährt. Oh, wie wird Asmodis es verfluchen, daß die Höllenmächte immer fest an ihre Verträge gebunden sind… er wird wissen, daß er sterben muß, und kann es nicht verhindern! Denn du, die Zeitbombe, wirst ihn vernichten und die Hölle zerstören, sobald du explodierst.«
Er machte eine kurze Pause und grinste dann wie ein satter Werwolf. »Und ich werde auf den Trümmern mein neues Reich errichten«, sagte er.
Die Hexe wand sich unter dem Fuß des Mongolen. »Warum ich?« wimmerte sie. »Warum kein anderer? Es gibt Tausende anderer Menschen, die ihre Seele dem Teufel verschrieben haben…«
»Ich habe gewürfelt«, sagte Leonardo grinsend. »Und deine Zahl kam. Trage dein Schicksal mit Fassung; immerhin hast du länger gelebt als fast jeder andere Mensch. Und du gehörst nicht zu den Unsterblichen.«
Er erhob sich, reckte beide Arme hoch. Ein gewaltiges Kraftfeld entstand. Leonardo entfesselte ungeheure magische Energien. Wochenlang hatte er darauf trainiert, hatte in Trance Kräfte gesammelt, zusammengetragen, bis er schier bersten wollte. Nun setzte er diese Energien ein.
Die Hexe kreischte in namenlosem Entsetzen, als die geballte magische Kraft in sie fuhr und ihre Seele bis in den letzten Winkel ausfüllte. Eine tödliche Kraft, die ihrer Explosion entgegenfieberte. Und nur Leonardo kannte den Zeitpunkt, an dem die magische Entladung erfolgen und eine ganze Welt samt ihrem Herrscher vernichten sollte.
Die Zeitspanne war nicht sonderlich lang gewählt.
Leonardo sank in seinen Sessel zurück. Er war erschöpft von der mächtigen Anstrengung, der größten, die er jemals vollbracht hatte. »Schafft sie zurück«, sagte er und wedelte nachlässig mit der Hand.
Der
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