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0299 - Das Lagunen-Monstrum

0299 - Das Lagunen-Monstrum

Titel: 0299 - Das Lagunen-Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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spendiere ein Eis für uns!«
    »Wir müssen aber zum Hotel und Professor Zamorra verständigen!« stieß Möbius hervor. Ullich stieß ihn an, verkniff das Gesicht und schüttelte den Kopf, während Tanja König die beiden Freunde unverständig ansah.
    »Dranbleiben, Carsten. Das ist die Chance!« zischte er ihm zu.
    »Was wollt ihr denn mit einem Professor?« fragte das Mädchen mit den langen, blonden Haaren, dem schmalen Gesicht mit den meergrünen Augen und der traumhaften Figur, die von ihrer modischen Kleidung mehr betont als verhüllt wurde. »Ich habe von allen Profs genug von der Uni. Seit ich vor einigen Wochen das Studium abgebrochen habe, will ich mit Professoren nichts mehr zu tun haben. Wenn alle Profs das täten, was sie mich könnten, dann käme ich nicht mehr zum Sitzen!«
    »Es ist wegen der Attacke der Tauben auf dem Markusplatz!« sagte Michael Ullich. »Professor Zamorra ist Parapsychologe und an solchen seltsamen Phänomenen natürlich interessiert!«
    »Und dann schreibt er langweilige Bücher darüber!« meinte Tanja mit Schulterzucken.
    »Die meisten davon lassen sich ganz spannend lesen!« bemerkte Carsten Möbius geheimnisvoll.
    »Also, wie ist das mit dem Eis?« rettete Michael Ullich die Situation. »Das Gespräch mit Professor Zamorra hat bis morgen Zeit!«
    »Nur, wenn ihr mich zu meinem Hotel bringt!« sagte Tanja König lachend. »Es ist das Hotel Marco Polo in der Nähe der Piazzale Roma. Das konnte ich mir preislich gerade erlauben!«
    »Was für ein Zufall!« grinste Ullich. »Da wohnen wir auch!«
    »Toll! Super!« freute sich das Mädchen und drückte sich neben den blonden Jungen, der unbewußt seine rechte Hand um ihre Hüften legte. Als er das bleiche Gesicht des Freundes sah, war es bereits zu spät. Tanja Sommer hatte ebenfalls mit ihrer Hand bereits Körperberührung.
    Michael Ullich zuckte die Schultern und sah den Freund an wie ein Kater, der einen Milchtopf umgeworfen hat. Er konnte doch nichts dafür, daß dieses Traumgirl ausgerechnet zu ihm wollte.
    Während sie zu einer Eisdiele in eine Seitengasse hinüberbummelten, haderte Carsten Möbius mit dem Schicksal. Wie teuer auch immer das Hotel war, in dem Tanja König abgestiegen war. Es war nicht das Hotel, wo sich die beiden bereits einquartiert hatten.
    »Wißt ihr, ich mag euch beide!« sagte Tanja König, ohne das schmerzliche Zucken in Carstens Gesicht zu beachten. Michael Ullich sah ihn mitleidig an. Der Freund war wieder einmal unsterblich verliebt. Doch bei Tanja König hatte er jetzt garantiert keine Chance mehr.
    »Ich gehe zum Hotel!« sagte er und erhob sich, nachdem er sein Eis lustlos mit der Waffel zerstochert hatte. »Ich werde Zamorra noch anrufen.«
    »Und was machst du dann?« fragte Tanja König neugierig.
    »Dann tippe ich mein Nachtgebet in den Home-Computer und gehe zu Bett!« bemerkte Carsten Möbius sarkastisch und erhob sich.
    Er sah nicht die gallertartige, milchweiße Flüssigkeit, die auf der Oberfläche des Wassers schwamm, das träge im Kanal an seinem Weg zum Hotel vorbeifloß. Auch Michael Ullich, der mit Tanja König eng umschlungen durch die reizvollen Gassen von Venedig beummelte, bemerkte nichts davon.
    Dabei war die Gefahr so nahe. Eine Gefahr, der niemand in der Stadt entgehen konnte. Eine tödliche Gefahr…
    ***
    Gelbliche Dämpfe kräuselten sich unter der stuckverzierten Decke des alten Palazzos, in dem Amun-Re sein Refugium errichtet hatte. Es war einer der alten Paläste, in denen eine reiche Kaufmannsfamilie wohnte, als Venedig, die Serenissima, mit seiner Flotte den gesamten Handel auf dem Mittelmeer beherrschte. Damals, in den Tagen, bevor Kolumbus eine neue Welt fand und Marco Polo von dem unübersehbaren Prunk und den märchenhaften Schätzen am Hofe des Großkhans in Peking erzählte, war dieser Palazzo eins der schönsten Gebäude in Venedig. Doch im Laufe der Jahre verfiel das herrliche Haus in dem gleichen Maße, wie die Stadt dem Untergang entgegenstrebte.
    In jedem Jahr senkt sich der Boden der Lagune, und das Wasser steigt in den Gebäuden höher. Bei vielen sind die unteren Geschosse schon fußhoch überflutet. In den unteren Stockwerken ziehen sich die Feuchtigkeit und grüner Schwamm langsam nach oben. Die Räume des letzten Stockwerkes sind in manchen Fällen noch bewohnt, meistens aber von den eigentlichen Besitzern aufgegeben worden.
    Für den Herrscher des Krakenthrons war es einfach gewesen, für geringes Geld durch die Beziehungen das Patriarchen wieder

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