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0299 - Das Lagunen-Monstrum

0299 - Das Lagunen-Monstrum

Titel: 0299 - Das Lagunen-Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Palazzo in der Nähe der Rialto-Brücke raste Amun-Re vor Zorn. Was wollte dieser Trottel hier? Der hatte gerade noch gefehlt.
    Immerhin hatte Amun-Re seit einiger Zeit auch mit der Hölle einen Pakt geschlossen. Darin war auch festgelegt, daß die Hölle in ihrem Bestreben, die Menschheit zum Bösen zu verführen und Seelen zu fangen, nicht behindert werden durfte.
    Obwohl Amun-Re spürte, daß die Abwehr der beiden Freunde nachließ, wollte er doch für sich den Pakt einhalten, den er damals mit Asmodis geschlossen hatte. So wichtig waren Ullich und Möbius nicht. Jedenfalls nicht ihr Leben. Daß sie nach diesem Zwischenfall Professor Zamorra herbeirufen würden, stand für Amun-Re fest.
    Der Herrscher des Krakenthrons schlug in die Wasserschale, welche die Szenerie auf dem Markusplatz zeigte. Das Bild verzerrte sich und versank. Im gleichen Moment erlosch der Zauber, der die friedlichen Tauben zu ihren rasenden Attacken vorwärts trieb. Was nun kam, interessierte Amun-Re nicht mehr. Er mußte seine Kräfte regenerieren und bereitmachen für einen Zauber, den er zum letzten Mal ausgeführt hatte, als er noch in der hochragenden Akropolis von Atlantis in fürchterlicher Majestät herrschte.
    Er spürte, daß jenes Wesen, das seit Äonen von Jahren zu seinen Füßen schlummerte, bereit war zu erwachen. Und nur Amun-Re, der Blutsbruder der Dämonen, kannte die Worte, es hervorzuzwingen und seine Dienste zu befehlen…
    ***
    »Bittschön, lassens mich durch, die Herrschaften!« rief Leopold von Sterzing laut und schob sich durch die Menge, welche die beiden von Tauben überfluteten Freunde umstand. »Hier gibt es nichts zu sehen. Rein gar nichts. Mächens, bittschön, ein wenig Platz. I kann sonst net arbeiten!«
    »Na so was!« flüsterte es ringsum. »Sollte das etwa alles gestellt sein? Eine neue Touristenattraktion? Speziell für die Amis, die solchen Hitchcock-Horror mögen? Das ist doch die Höhe…!«
    Noch bevor der Dämonenanwärter in Aktion treten konnte, zerstreute sich die Menge. Allerdings taten die Tauben das gleiche. Bevor der Dämonenanwärter seine Höllenkräfte anstrengen konnte, um mit Flammenwänden die Tauben zu erschrecken und auf zu jagen, flogen die Tiere erschreckt auf das Dach des Dogenpalastes oder umkreisten in Schwärmen den Campanile.
    Michael Ullich und Carsten Möbius rappelten sich auf. Die noch verbliebenen Menschen applaudierten, weil sie offensichtlich außer zerrissener Kleidung keine Verletzungen hatten. Offensichtlich doch alles ein gut inszeniertes Schauspiel.
    Vielleicht Aktionskünstler, die für die nächste Biennale in Venedig oder die documenta in Kassel eine Probe von dem abgaben, was heute unter zeitgenössischer Kunst zu betrachten war.
    »Vielen Dank, daß Sie uns helfen wollten!« sagte Carsten Möbius. »Doch ich denke, daß die Angelegenheit schon beendet war, bevor Sie ihre Künste zeigen konnten.«
    »Ach, gehns her!« dehnte der Dämonenanwärter aus Österreich. »Sie habens aber versprochen zu unterschreiben. Und man hält doch, was man verspricht!«
    »Na, wenns gar nicht anders geht!« murrte Michael Ullich und sah auf seine zerfetzte Kleidung hinab. Die Sachen hatten viel Geld gekostet, und er stand ohnehin schon bei seinem Freund wieder mal finanziell in der Kreide. Dennoch konnten sie so nicht lange rumlaufen, ohne von der Polizei als Landstreicher festgesetzt zu werden.
    »Kommens, bittschön, an meinen Tisch!« bat Leopold von Sterzing. »I hab’ ein vorzügliches Weindl entdeckt. Wann man Geschäfte macht, soll man auch einen guten Schluck zu sich nehmen!«
    »Aber es ist wirklich nicht nötig!« wollte Carsten Möbius protestieren.
    »Sie haben versprochen zu unterschreiben!« sagte Leopold von Sterzing. »Und der Herr Asmodis wird sehr ungehalten, wenn man versucht, ihn hinters Licht zu führen. Der ist ein Teufel, müssens wissen.«
    »I bin auch ein Teufel… aber nur ein ganz kleiner!« setzte er fast verlegen hinzu. Die beiden Freunde mußten sich trotz der für sie ernsten Situation das Lachen verbeißen. Ein solch seltsames und gemütliches Höllenwesen war ihnen noch nie begegnet. Dennoch waren sie auf der Hut. Sie wußten genau, daß man bei der Schwarzen Familie mit allen Tücken zu rechnen hatte.
    Sie folgten dem Schüler des Asmodis und nahmen am Tisch Platz. Der Kellner in der weißen Livree nahm mit mißbilligendem Blick von ihrem zerfetzten Äußeren Kenntnis. Allerdings hatte er von weitem das Schauspiel gesehen und war überzeugt,

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