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0299 - Das Lagunen-Monstrum

0299 - Das Lagunen-Monstrum

Titel: 0299 - Das Lagunen-Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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einen Palazzo zu mieten. Mit seinen Zauberkräften wies er niedere Dämonen an, das Gebäude im Inneren so wohnlich zu gestalten, wie er es wünschte.
    Es waren nicht die Blutgötzen von Atlantis oder deren Diener, die er dazu rief, sondern er berief sich auf den Höllenpakt, den Asmodis mit ihm geschlossen hatte. Von unsichtbaren Händen wurde der Palazzo völlig instand gesetzt. Von außen sah er weiterhin so schmuddelig aus wie vor der Zeit, als Amun-Re sich hier niederließ, als er vor Professor Zamorra aus der libyschen Wüste fliehen mußte.
    Lange Zeit hatte er hier im verborgenen gehaust, hatte nachgedacht über geheime Zaubereien, die er während seines vieltausendjährigen Tief schlaf s vergessen hatte. Immer wieder kamen ihm Bruchstücke der geheimen Kunst in den Sinn. Wie ein gigantisches Mosaik fügte sich alles zusammen. Immer stärker wurde Amun-Re. Und er wußte, daß er Professor Zamorra bald offen zum Kampf herausfordern konnte.
    Doch wenn es ihm gelang, seinen großen Gegner vorher zu vernichten und seine Seele den Blutgötzen von Atlantis zu weihen, dann war das um so besser. Das, was er vorhatte, war bis jetzt noch ein Experiment. Doch wenn es gelang, dann wurde es zur tödlichen Falle für Professor Zamorra.
    Amun-Re war sich völlig sicher, daß Carsten Möbius den Meister des Übersinnlichen zu Hilfe rufen würde. Hätte er noch einmal das Kristallwasser in der Schüssel bemüht, dann hätte er mit Befriedigung erkannt, daß er richtig kalkuliert hatte.
    Carsten Möbius saß in seinem Hotelzimmer und ließ die Telefondrähte glühen…
    Für Amun-Re jedoch war es nur wichtig, ob er das Wesen, das so viele Jahrtausende geruht hatte, mit der Kraft seiner Magie, die er jetzt teilweise in sich wiederentdeckt hatte, erwecken konnte. Schmerzlich vermißte er den Machtring. Mit dem Ring des Nibelungen war vieles möglich gewesen. Doch Professor Zamorra hatte diesen Ring ihm wieder abgejagt und ihn zurück in den Rhein geschleudert, wo ihn die Rheintöchter wieder in ihre Obhut nahmen.
    Der Herrscher des Krakenthrons wußte, daß der Schlamm, in den die Venezianer die Pfähle für ihre Häuser gerammt hatten, voll von unheiligem Leben war. Ein Geschöpf aus den Tagen, bevor die Welt so wurde, wie sie die ersten denkenden Wesen gesehen hatten.
    Das Wesen, das hier aus einer vergessenen Zeit ruhte, hatte sie noch gesehen. Die namenlosen Alten. Jenes abgrundtief Böse, das von jenseits der Sterne kam, um hier eine neue Heimat zu errichten.
    Das war die Zeit, bevor die Elben den Frieden auf die Welt brachten, den im Äon der schwarzen Zauberkunst die Hexenmeister von Atlantis wieder zerstörten.
    Als die namenlosen Alten sich in der Leichenstadt Rhl-ye zum Schlaf niederlegten und mit den verfluchten Gemäuern auf den Grund des Meeres hinabsanken, da sank auch diese Kreatur zum Schlummer der Jahrtausende nieder.
    Es war eigentlich kein Lebewesen, wie man es fürchten mußte. Nur seine gigantischen Ausmaße machten es grausig und furchterregend. Seine Substanz war eine hell durchscheinende, gallertartige Masse. Weder Wirbel noch Knochen waren vorhanden. Nur wabbeliges, durchsichtiges Fleisch, das zäh dahinfloß wie dünner Leim. Zusammen bildete es eine überdimensionale Einheit. Doch auch allein und getrennt war es Leben.
    Amun-Re wußte, daß man solche Kreaturen in diesen Tagen eine »Amöbe« nannte. Es waren sonst kleine, einzellige Urtierchen, die man nur mit einem sehr guten Mikroskop erkennen konnte. Tausende von Arten dieser Amöben sollte es geben, wie Amun-Re bei seinen Forschungen erkannt hatte. Nur ein einziger Name war ihm im Gedächtnis haften geblieben. Denn für sie gab es nur Bezeichnungen aus der lateinischen Sprache, deren Sinn in der heutigen Zeit kaum jemand verstand.
    »Trichilis adornis!« zischte Amun-Re den Namen. »Ich werde dich mit Hilfe der Mächte, die im Finsteren wohnen, zu neuem Leben erwecken. Du wirst das Werkzeug meiner Rache werden. Wenn du lebst, wird alles in dir nach Nahrung schreien. Und ich werde sie dir geben — die Nahrung, die du benötigst. Alles Leben in dieser Stadt gehört dir. Und mein großer Feind - Professor Zamorra. Ha, welcher Triumph, wenn er, von deiner immer hungrigen Körpersubstanz umflossen, im Nichts vergeht!«
    Amun-Re sah sich um und überprüfte noch einmal die Vorbereitungen. Dieses Experiment war wesentlich komplizierter als das Schaffen der Monster, die er aus dem Schlamm bildete und mit unheiligem Leben versehen in seine Dienste zwang.

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